Der erste Eindruck bleibt ja doch meistens bestehen! Und im Falle von Qube bestätigt er sich sogar von Auge zu Ohr. Denn schon die Optik als Spiel mit dem Bandnamen Qube und dem des Albums "Incubate" ist äußerst gelungen: eine Inkubationskammer, und der Planet Erde darin; ein Mensch - 'der' Mensch? - scheint die Kontrolle zu haben ... oder zu versuchen, sie zu erlangen, zurückzubekommen, Einfluss zu nehmen, zu experimentieren? Blutige Fingerabdrücke sind zu sehen. Und auf einem kleinen Display ist der Name des Vorgängeralbums "Shapes" in das Bild mit eingebunden. Schon auf der Hülle deutet sich an, dass der Inhalt mit viel Tiefgang ausgestattet ist.
Und tatsächlich lässt die 2005 gegründete Band aus dem polnischen Lublin nicht gleich erkennen, was alles in ihr steckt. Der vorsichtige Beginn des Openers "Nothing" erinnert mit seiner düster-tristen Atmosphäre zum Beispiel an die Landsleute von Riverside oder an ein düsteres Clean-Gitarren-Intro von Fates Warning - oder eher noch von Ray Alders einst seiner Zeit weit vorausgeeiltem Seitenprojekt Engine. Erst nach mehr als dreieinhalb Minuten entlädt sich die Spannung in heftiger Heaviness. Der Gesang wird aggressiv, die Gitarren bauen sich brachial auf, das ungeheuer wummernde Schlagzeug gibt präzise und druckvolle Double Bass-Salven von sich. Es bleibt düster, brachial und doch auch immer wieder filigran und detailbetont: "Mantis" ist stark von Tool beeinflusst, klingt aber nicht wie eine Kopie!
Mit extremen Anflügen satteln Qube teilweise noch eins drauf, zum Beispiel beim stark Alternative-gefärbten "Obsession" mit wütenden Shouts und mit Gitarren, die vor überbordender Wut und Power ächzen und quietschen. Trotzdem wird dazwischen in getragenen, atmosphärischen Passagen mit gedoppeltem, klarem Gesang Luft geholt und mit cleanen Gitarren wieder Spannung aufgebaut. Das Pendel schlägt zwischen extremen Werten auf der Energieskala; und das macht die ganze Chose ungeheuer interessant. Die vertrackten Strukturen der zwischen sechseinhalb und elf Minuten langen Tracks stecken voller proggiger Dramaturgie; und dabei ergeben sich etliche Gelegenheiten, um zu zeigen, was man technisch auf der Pfanne hat.
Das epische "Blame" bringt den Qube-Stil ganz gut auf den Punkt. Vier Minuten lang sperriger, thrashiger Heavy Prog à la Communic, und zwar rein instrumental. Dann ein kurzer Zwischenpart mit Gesang. Danach, ab Minute fünf, 'fällt' der Song in introvertiert-psychedelische Clean-Gitarren-Sphären, die in ihrer elektronisch gestützten, fragilen Düsternis an die OSI-Platten von Kevin Moore und Jim Matheos erinnern. Bis Minute siebeneinhalb hat sich genügend Spannung angestaut für einen heftigen 'Ausbruch'. Beim nächsten Mal dauert es nicht so lange. Kurz vor Minutenmarker neun keucht sich Sänger Daniel Gielza die Stimmbänder aus dem Hals. In den letzten anderthalb Minuten wird mit surrealen Sounds experimentiert. "The Blame" und auch der zweite Longtrack "Way To Nowhere", das sind spannende und zuweilen aufwühlende, von starken Emotionen geprägte Gratwanderungen zwischen den Extremen.
"Incubate" ist alles in allem ein fesselndes Album aus dem in Sachen 'Modern Prog' schier unerschöpflichen polnischen Kreativ-Kosmos (siehe u.a. auch Terminal). Sehr ordentlich zur düsteren Grundstimmung passen die Texte über Lügen, Perspektivlosigkeit und Verzweiflung - oft abstrakt, teils aber auch recht konkret, wie bei "In The Name Of God" über die Sinnlosigkeit so genannter 'Heiliger Kriege', was man sich allerdings samt der Sprach-Samples zu Beginn etwas beim gleichnamigen Song Dream Theaters abgeschaut hat. Die Lyrics dürfen insgesamt noch etwas anspruchsvoller werden ... poetischer, tiefgründiger. Dann steht einer zumindest in kreativer Hinsicht beachtlichen Karriere nichts im Wege - was rein kommerziell zu holen ist ... naja, wir sind im Prog-Bereich, gell. Gut gemacht, Jungs!
Line-up:
Daniel 'Perla' Gielza (vocals)
Kamil Wisniewski (lead guitar)
Tomasz Otto (rhythm guitar)
Piotr 'Toper' Torbicz (bass)
Pawel 'Gajos' Gajewski (drums)
Tracklist |
01:Nothing (7:52)
02:Mantis (6:25)
03:Obsession (6:58)
04:In The Name Of God (7:40)
05:Blame (11:00)
06:Way To Nowhere (11:08)
07:[Hidden Track] (3:55)
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Externe Links:
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