Medium: Do-DVD Spielzeit: ca. 95:00 (DVD 1), 43:00 (DVD 2) Label: Eagle Vision, 2007 DVD 1: DVD-9, 16:9, DTS 96/24 DVD 2: DVD-5, 4:3, Digital Surround jeweils PCM Stereo, PAL Region: Code 0 FSK: Freigabe ohne Altersbeschränkung Stil: Rock Review vom 15.11.2007 Norbert Neugebauer

Diese Doppel-DVD zeigt Queen auf ihrem absoluten Höhepunkt! Da stimme ich mit dem allgemeinen Tenor der öffentlichen Meinungs-Inhaber vollkommen überein. Persönlich kenne ich auch kein Film-Material, auf dem die Band jemals besser spielte, Freddie Mercury fast durchgehend stimmlich annähernd Studioqualität erreichte und den Begriff 'Rock-Ikone' auf der Bühne personifizierte, die Konzerte so gekonnt eingefangen wurden und als zwei der mitreißendsten Shows nun zuhause nacherlebbar sind.

Die beiden Konzerte am 24. und 25. November 1981 waren mit dem typischen Queen-Anspruch geplant, als perfektes Ergebnis festgehalten zu werden. Als Pioniere der Rock-Videos hatten sie genaue Vorstellungen und die wurden dann auch umgesetzt. Für den absoluten Live-Orgasmus fehlten allerdings die überschwänglichen Publikumsreaktionen, wie sie dann im zweiten Teil im Wembley-Stadion zu sehen sind. Da nützte auch nichts, dass Mercury die 18.000 Fans aufforderte, ihren Hintern zu bewegen. Mehr als Mitklatschen war nicht drin. Was die Band jedoch natürlich nicht davon abhielt, ihre Show professionell und mit der vollen Queen-Power abzuziehen. Dass sie da schon eine zweijährige Welttour mit nahezu komplett ausverkauften Stadien hinter sich hatte, lässt sich jedenfalls an keinerlei Abnutzungserscheinungen erkennen. Fester Bestandteil des Gesamtkunstwerks Queen war die Lightshow, für die damalige Zeit einfach gigantisch, mit den vom "Live Killers"-Cover bekannten Scheinwerfer-Batterien über und auf der Bühne.

Im Fokus der verschiedenen Kameras steht natürlich hauptsächlich der in jeder Phase charismatische Freddie, der im Lauf der Show immer mehr Haut zeigt und aus seinen bisexuellen Neigungen keinen Hehl macht. Selbst als er im zweiten Drittel mit Shorts und Baseballcap völlig die Schwuchtel rauskehrt, ist das nicht peinlich. Auf einen derart aufreizenden und erotisch anziehenden Performer muss die Rockwelt seither leider verzichten! Showpartner, allerdings auf das rein musikalische beschränkt, der ebenfalls großartige Brian May mit seiner markanten übersteuerten Spielweise. Roger Taylor wird bei den eigenen Nummern und seinem Drumsolo groß in Szene gesetzt, dagegen ist von John Deacon, außer beim Bass-Riff von "Under Pressure", kaum mal was zu sehen. Wer sich an dieser Ungleichgewichtung nicht stört, bekommt einen Konzertfilm vorgesetzt, der von der Kameraarbeit, der Bildführung und vom Schnitt her fast schon an das Ideal heranreicht. Da sitzt jeder Zoom bei den Soli und zurück in die Totale, jeder Schwenk und jede Fahrt, Freddies Bühnenacting wird bis zum letzten Schnipser eingefangen und auch Taylors Schwerarbeit ist durch gekonnte Kamerastandpunkte mit allen spritzenden Schweißtropfen eindrucksvoll festgehalten. Genau geplante, den Songs in ihrer Dramaturgie folgende Regie - perfekt inszeniert!

Was soll ich zur Musik sagen? Die großen Queen-Hits aus ihrer 'klassischen Zeit', noch vor der Keyboard-lastigen Phase, ohne Umsetzungsabstriche für die Livepräsentation, keine erkennbaren Overdubs und ein, wie gesagt, grandioser Freddie als Frontman und Sänger. Lediglich bei "BoRhap" kommt das opernhafte Intro aus der Konserve zur Licht- & Nebelshow, bevor die Band live einsteigt. Die Hardrock-Klassiker, die Stadion-Kracher und auch die gekonnt modern umgesetzten Nostalgienummern wie "Crazy Little Thing Called Love" oder "Another One Bites The Dust" - der komplette Queen-Hammer ohne Abstriche.

Dass das Konzert bereits als VHS-Video erschienen ist, stempelt diesen Teil I jedoch nicht als money-making Re-Release ab. Die damalige Veröffentlichung soll durch Fehlsynchronisationen deutliche Mängel gehabt haben, was durch diese komplette Neubearbeitung und das erweiterte Soundformat völlig beseitigt wurde. Auch das passt optimal!

Bislang noch nicht auf Datenträger zu sehen war jedoch der komplette Live Aid-Auftritt von Queen samt Probenaufnahmen aus dem Jahr 1985. Während andere Bands und Künstler dieses Ereignis eher mit lockerer Vorbereitung und dann auch entsprechendem Auftritt absolvierten, wollten Queen auch hier die optimale Show bieten. Und sie stellten alles in den Schatten und fegten praktisch jede andere Band von der Bühne! Queen in Wembley - besser geht's nicht! Die Massen waren von Beginn an voll dabei und gingen jeden Song ekstatisch mit. Neben den Klassikern wurde auch der neue Stadion-Rocker "Radio Ga Ga" und das heavy "Hammer To Fall" gebracht. Der reguläre Set endete mit "We Are The Champions", aber zum Veranstaltungs-Showdown kamen Freddie und Roger noch einmal mit dem für den Anlass passenden "Is This the World We Created?" zurück, das allerdings seine Wirkung bei den feiernden Fans verfehlte. Auch dieser Konzertmitschnitt lässt keine Wünsche offen, außer man stört sich daran, dass fast ausschließlich Freddie zu sehen ist, der diesmal schon öfters die Grenze zur Obszönität überschritt. Als weiteren Bonus gibt es noch Interviews mit der kompletten Band von 1985 sowie Kommentare von May und Taylor, in denen der Perfektionsdrang noch einmal unterstrichen wird. Die sind mehrsprachig einblendbar.

Queen absolut - mehr ist dazu eigentlich nicht zu sagen.

Neben der Do-DVD erscheinen die Aufnahmen auch auf CD sowie in den Formaten HD-DVD und Blue Ray.