Queensrÿche / Q2K
Q2K Spielzeit: 65:02
Medium: CD
Label: Warner Music, 2006 (1999)
Stil: Progressive Metal

Review vom 03.10.2006


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
Ich gehöre ja auch zu diesen Kulturbanausen und klatsche in der Regel den Werken von Queensrÿche ein ums andere mal das Prädikat "Prog.-Metal" an die Backe. Ich erlaube mir ganz einfach, mir meine eigene Prog.-Welt aufzubauen und deshalb lässt es mich auch in schöner Regelmäßigkeit vollkommen kalt, wenn eingefleischte Proggies das anders sehen. Den gedanklichen Austausch über dieses endlose Thema überlasse ich lieber den zahlreichen Diskussionsforen, die sich mit dieser Problematik auseinandersetzen können, dürfen und auch sollen.
Jetzt gibt es noch einmal die Neuauflage des 99er-Albums "Q2K". Das Schöne ist vorweg, dass mich diese Reissues dazu zwingen, mit abgelaufenen und manchmal vergessenen Werken zu beschäftigen. Nun, im Falle der Jungs aus Seattle fällt mir das an sich recht leicht. Vor allen Dingen, weil wir erst kürzlich Operation Mindcrime von allen Seiten neu aufgerollt haben.
"Q2K" gibt es diesmal mit Bonus-Tracks, warum sollte man sich ansonsten auch diesen Re-Release kaufen? Denn 1999 als Erscheinungsjahr ist wahrlich noch nicht lange her und der Sound der Erstauflage steht der jetzigen eigentlich auch in nichts nach. Das man diese Scheibe aber noch mal gründlich nach irgendwelchen Auffälligkeiten durchsucht, ist es auf alle Fälle wert. Mir ging es damals auch so, dass ich in Sachen Queensrÿche eher einem Gefühlsbarometer mit heftigen Ausschlägen nach oben und unten ausgesetzt war. Zu auffällig waren die Veränderungen der einzelnen Stilelemente und musikalischen Abläufe nach der "OM"-Veröffentlichung. Hatte mich "Empire" (1990) mit seiner Genialität noch vollends überzeugt, bekam ich mit "Hear In The Now Frontier" aus dem Jahr 1997 meine Krise. Umso froher und dankbarer bin ich für "Q2K". Vergessen wir bitte schön nicht, dass die 90er Jahre irgendwie sehr schwierig für die gestandenen 80er-Jahre-Recken waren. Wer konnte es sich schon leisten, seine Gitarren nicht nach unten zu drehen und diese sog. Nu-Metal-Sounds zu verwenden?
Den Abgang von Chris De Garmo hatte ich schon lange überwunden und ich bin auch nicht der Überzeugung, dass der Austausch des Gitarristen nun zwangsläufig mindere Qualität im Songwriting bedeutete. Schon bei "Falling Down" fällt doch auf, dass die Band wieder mit Saft und Power zu Werke ging. Und Geoff Tate ließ schon bei der Eröffnung keinerlei Zweifel darüber aufkommen, dass noch alles im grünen Bereich war. Das Schlagzeug knallt und die Gitarrenriffs überzeugen. Und ganz eindeutig hatten Queensrÿche wieder zu ihrem ursprünglichen Stil gefunden. Das Schwierige dabei ist und war, dass nun wieder die Vergleiche zu "OM" aufkommen. Aber mal ehrlich: Wer schreibt schon zweimal solche Abräumer, die auf der ganzen Linie überzeugen können?
Und deswegen verschwindet bei mir der Song "Sacred Ground" eigentlich auch recht schnell in die ewigen Jagdgründe. Unverkennbar hingegen ist "One Life" und mit "When The Rain Comes..." dann auch ein recht melodischer und eingängiger sowie sanft anmutender Kracher vorhanden. Das Stück besticht durch wunderbare Arrangements, einem gefühlvollen und emotionalen Gesang und allem, was die Band zur absoluten Hochzeit ausgezeichnet hatte. Und auch "How Could I?" passt doch anstandslos ins gewohnte Konzept.
"Q2K" ist kein Grund für Jubelfeiern, das möchte ich gerne einräumen. Es bietet neben ein paar Ausfällen eben auch richtige tolle Highlights. Es ist eine Platte, die man auch mehrmals hören sollte, denn dafür verstecken sich aber doch ein paar Besonderheiten im sog. Detail. Das Album ist stellenweise ruhig und an anderen Stellen wieder hart und treibend, wie z.B. auch in "Breakdown". Den Schlusspunkt der offiziellen Veröffentlichung setzt das eher düstere und andächtige "The Right Side Of My Mind". Da komme ich dann im Gesamtergebnis zu dem Schluss, dass "Q2K" durchaus ein Album ist, welches Sympathisanten der Band haben sollten. Die Fans nennen es eh schon von Beginn an ihr Eigen!
Im Rahmen der Bonus-Sektion bekommen wir hier dann auch leichte Kost geboten. So locker und flockig wie "Until There Was You" zeigen sich Queensrÿche eher selten. Macht aber Spaß, während ich persönlich dann doch wieder dazu neige, einen Song wie "Howl" in die Meckerecke zu stellen. Da mir Track 2 "Sacred Ground" in der Studio-Version nicht gefallen hat, verzichte ich auch gerne auf die dargebotene Live-Version, die sich bisher wohl nur auf der Japan-Version befunden hatte. Na ja, und gekürzte Radio-Version haben mich eh noch nie angemacht. "Q2K" ist und bleibt ein in sich geschlossenes Album und die Bonus-Tracks gibt es eben für Neuankömmlinge dazu. Also, es lohnt sich doch...das ist meine Erkenntnis gut 7 Jahre nach Erscheinen.
Line-up:
Geoff Tate (vocals)
Scott Rockenfield (drums)
Michael Wilton (guitars)
Kelly Gray (guitars)
Eddie Jackson (bass)
Tracklist
01:Falling Down (4:27)
02:Sacred Ground (4:11)
03:One Life (4:46)
04:When The Rain Comes… (5:05)
05:How Could I? (3:44)
06:Beside You (5:12)
07:Liquid Sky (4:53)
08:Breakdown (4:10)
09:Burning Man (3:39)
10:Wot Kinda Man (3:14)
11:The Right Side Of My Mind (5:50)
Bonus Tracks:
12:Until There Was You (Previously Unissued) (4:06)
13:Howl (Previously Unissued) (4:05)
14:Sacred Ground (Live...From the Japanese issue of Q2K) (4:23)
15:Breakdown (Radio Edit) (3:11)
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