Quiet Riot / Rehab
Rehab Spielzeit: 62:42
Medium: CD
Label: Demolition Records, 2006
Stil: True Metal/Hard Rock


Review vom 05.11.2006


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
'Bang Your Head' und "Cum On Feel The Noize" waren die Schlachtrufe, die von der Fangemeinde in der ersten Hälfte der 80er Jahre gebrüllt wurden. Am 18.12.1983 hatte ich mich noch selbst in die Dortmunder Westfalenhalle begeben. Und zwar in Halle 1, als im Rahmen der Reihe 'Rock Pop in Concert' das Motto 'The Heavy Metal' galt. Dieses Event ist inzwischen vollkommen nostalgisch, deswegen hier noch mal das Programm:
Ozzy Osbourne, Scorpions, Iron Maiden, Krokus, Judas Priest, Def Leppard, Michael Schenker Group und eben Quiet Riot. Die waren nämlich gerade mit ihrer sagenhaften Scheibe "Metal Health" in aller Munde. Kevin DuBrow, ein Sänger, der es von Anfang an verstand, die Halle vollkommen in den Griff zu bekommen. Sein stimmliches Volumen war durchaus dazu geeignet, solche Gassenhauer wie den Slade-Klassiker "Cum' On Feel The Noize" in die Menge zu shouten.
Diese Formation wurde 1975 gegründet. An der Gitarre kein Geringerer als der legendäre Randy Rhoads. Nach mehreren Umbesetzungen stieß Schlagzeuger Frankie Banali zur Band. Gemeinsam wurde dann das bereits zitierte Werk "Metal Health" eingespielt. Heute ist die Scheibe ein Klassiker und wir sind alle 23 Jahre älter geworden.
Man hatte sich zwar erstmals 1988 offiziell aufgelöst, so sind die Jungs seit 1993 in unterschiedlichen Line-ups wieder richtig aktiv. Und jetzt liegt auch ein neues Album vor. Die Scheibe heißt "Rehab" und neben Kevin DuBrow ist auch Frankie Banali als erfahrener Quiet Riot-Mann mit von der Partie. An der Gitarre spielt, zumindest für den Moment, ein bekannter Studiomusiker namens Neil Citron und Tony Franklin (Blue Murder) zupft die Bass-Saiten.
Es ist das 11. Studio-Album und gleich zu Beginn bestimmen leicht nach unten gestimmte Gitarrenriffs die Szenerie. Die Stimme von DuBrow scheint keinen Deut gealtert. Er singt noch immer mit ein und derselben Röhre. Stilistisch orientiert man sich zunächst an dem gewohntem 80er-Jahre-Look. Die Musik von Quiet Riot war schon immer etwas auf den amerikanischen Markt zugeschnitten. Das merkt man bei dem Track "Blind Faith". Stellenweise ruhige und klare Töne haben den Vortritt, bevor im Refrain die Bratpfannen ausgepackt werden.
Aber auch ein bisschen Slide-Gitarre ist auf den aktuellen Silberling gepackt. "South Of Heaven" rummst im weiteren Verlauf allerdings richtig auf die Menschheit los. Was fehlt, sind die damaligen und kräftigen Chorgesänge. Quiet Riot sind im Jahr 2006 nicht mehr durchgängig metallisch. Sie haben Groove, ohne Frage, und dennoch sind Songs wie z.B. "Black Reign" deutlich mehr im Hard Rock verankert. Gitarrist Neil Citron scheint der Musik seinen kleinen Stempel drauf zu drücken. Oder aber die Musiker bekennen sich insgesamt zu ihren Wurzeln. Fest steht, dass man bei "Old Habits Die Hard" auch gepflegte Blues-Rhythmen auspackt. Und eigenartigerweise gibt es da auch wieder fette Chorgesänge. Ein geiler Song, wie ich finde.
Die Scheibe scheint zur Mitte hin zur Höchstform aufzulaufen. Denn auch "Strange Daze" ist über jeden Zweifel erhaben. Der Song ist kraftvoll und drückt auf die Boxen. Das Niveau wird mit "In Harms Way" gehalten und gefällt mir mit jedem Hören noch besser. Die Band spielt hier bodenständige Rockmusik wie man es sich wünscht. Spätestens bei "Beggars And Thieves" müsste man eigentlich zu dem Schluss kommen, dass "Rehab" ein gutes Stück über dem Durchschnitt liegt. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber die Gitarrenarbeit scheint alle Beteiligten noch einmal angespornt zu haben. Oder die Jungs haben die Zwischenzeit wirklich genutzt, neue Ideen zu sammeln.
"Don't Think" und der Bass macht einem Dampf unter dem Hintern. Dazu stampfende Drums und yeah, das ist harter Rock wie er im Buch steht. Die Platte bietet Abwechslung und das ist gut so. "It Sucks To Be You" zeigt, dass Quiet Riot noch immer ein bisschen Glam Rock in sich tragen und sie in der Lage sind, diesen gekonnt in die heutige Zeit zu transferieren. Das ist sowieso eine Erkenntnis, die ich jetzt gemacht habe. Die Band spielt einfach zeitlose Musik und darin liegt ihre Stärke.
Man möchte kaum glauben, dass noch unheimliche Steigerungen drin sind. Aber als ich das wirklich beste Stück auf der Scheibe höre, bin ich fast sprachlos. Im besten Stile der ehrwürdigen 70er-Jahre singt Glenn Hughes bei "Evil Woman" mit. Da werden auch die Tasten bemüht und man wird in eine andere Epoche gedrückt. Der Sound erschlägt einen und es herrscht ein unwahrscheinlicher Groove. Fantastisch! Na ja, und "Wired To The Moon" passt sich da dann auch ganz gut an.
Ich komme zu dem Schluss, dass es Quiet Riot gelungen ist, eine geile Scheibe einzuspielen. Der Blues war selten so verankert. Und das macht die Sache einfach interessant. Ich bin ehrlich, denn das hätte ich ganz einfach nicht mehr erwartet. Man kann diese Musik nicht unbedingt mit "Metal Health" vergleichen. Sie ist anders. Nicht modern, sondern ganz im Stile der 70er und frühen 80er, bei der das Headbanging noch nicht im Vordergrund stand. Insofern könnte die Band mit diesem Output auch ganz andere Fans begeistern. Hier ist Vintage angesagt, und zwar heftig. Super!!!
Line-up:
Kevin DuBrow (vocals)
Frankie Banali (drums)
Tony Franklin (bass)
Neil Citron (guitars)

Guest-Musician:
Glenn Hughes (vocals # 11)
Tracklist
01:Free (4:06)
02:Blind Faith (3:25)
03:South Of Heaven (5:44)
04:Black Reign (4:50)
05:Old Habits Die Hard (6:17)
06:Strange Daze (4:17)
07:In Harms Way (4:37)
08:Beggars And Thieves (6:38)
09:Don't Think (4:58)
10:It Sucks To Be You (4:01)
11:Evil Woman (8:50)
12:Wired To The Moon (4:52)
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