Quill / Brush With The Moon
Brush With The Moon Spielzeit: 51:41
Medium: CD
Label: Cherry Red Records, 2015
Stil: Country Rock, Folk Pop/Rock

Review vom 15.08.2015


Markus Kerren
Vorsicht, liebe Musik-Aficionados, denn wenn im oberern Kasten als Stilbezeichnung Country Rock aufgeführt ist, so ist dies lediglich die Stilbezeichnung, die die Band Quill auf ihre Fahnen geschrieben hat. Das ist auch okay und mag richtig sein, aber es sei gleich zu Beginn darauf hingewiesen, dass man hier keine Sounds der Marke The Flying Burrito Brothers, Gram Parsons, Buffalo Springfield oder Lee Clayton erwarten sollte. Das 'Country' bezieht sich nämlich eindeutig auf die Heimat der Combo, nämlich England. Aber genauso sei auch vorausgeschickt, dass sich der Musikfreund - hat er sich erstmal von der ursprünglich irreführenden Angabe befreit - auf ein richtig schönes Album freuen darf.
Englischer Folk mit ein paar Einsprengseln Rock und bei einem Song tatsächlich (amerikanischer) Country trifft den Sound wesentlich besser. Nach einigen Jahren mit intensiven Tourneen kreuz und quer durch das Vereinigte Königreich und dem Debütalbum verstarb der Bassist der Band, Ben Brain (der außerdem der Ehemann der Lead-Sängerin Joy Strachan-Brain war). Diese zweite Scheibe mit dem Namen "Brush With The Moon" enthält ausschließlich Songs aus dem Nachlass des Dahingeschiedenen, basierend auf zuvor bereits existenten Demos. Und ganz so, wie wir es beispielsweise bezüglich John Lennon ("Free As A Bird") oder Ronnie Van Zant ("Travelin' Man") schon erleben durften, ist Ben Brain hier auch nach seinem Ableben, sozusagen aus dem Jenseits, nochmal am Gesang zu hören.
Die zehn vorliegenden Tracks sind durch die Bank sehr schöne Angelegenheiten, sehr harmonisch und melodisch sowie mal sehr, mal etwas weniger in den Ohren hängen bleibende Geschichten, die von sämtlichem technischen Schnickschnack befreit auf echte Instrumente bauen. Sehr sentimental geht es zeitweise zu, dann auch wieder fröhlich und ausgelassen. Für Abwechslung ist also während der gesamten knapp 52 Minuten gesorgt und Spaß macht das allemal. Der einzig amerikanisch angehauchte Track ist "Twister", für den (ebenso wie für "Hollywood Blue") noch die Gesangsspuren Brains verwendet wurden.
Die Frontlady und Witwe Joy Strachan-Brain braucht sich diesbezüglich aber alles andere als zu verstecken, denn mit ihren oft sehr gefühlvollen, teilweise gar souligen Vocals kann sie ebenfalls ganz fett punkten. Die Lyrics sind meist sehr persönlich, manchmal spirituell, vor allem aber den kleinen Konflikten des Alltags zugewandt. Bezüglich des Sounds wandte sich die Band vor allem akustischen Instrumenten zu, was auch nur natürlich war. Mit "England" finden wir ein Liebeslied an die Heimat, bei "Man In White" wird noch einmal (auf persönlicher, nicht politischer Ebene) auf das Drama um den Anschlag auf das World Trade Center in New York City eingegangen.
Die Instrumentenvielfalt ist erfrischend, denn neben vielen unterschiedlichen Arbeitsgeräten (die im Booklet leider nicht den einzelnen Musikern zugeordnet wurden) kommen vereinzelt auch die Ohren umschmeichelnde Streicher ("Schoolyard") ins Spiel, genauso wie ein ganz feines Piano ("Poppy Fields").
Wer also bereits ein Faible für englische Folk-Musik - weniger in Verbindung mit Tradition, sondern eher mit Pop und Rock - hat, der kann mit Quill und ihrem Album "Brush With The Moon" kaum etwas falsch machen. Die Performances sind klasse, die Melodien gehen sehr schön ins Ohr und die Produktion ist ebenfalls sehr gelungen. Zudem sollte die Platte als Vermächtnis für »the late great Ben Brain« angesehen werden, der ganz offensichtlich seine Spuren hinterlassen hat.
Line-up:
Ben Brain
Joy Strachan-Brain
Kate McWilliam
Dave Bailey
Tim Tandler
Bev Bevan
Tony Kelsey
Matt Davies
Alan Caves

With:
Perky Dudley
Paul Sargent
Brian Tatler
Jo Bates
Phil Bates
Joel Spencer
Erika Jones
Christian Nokes
Paul Sand
Corey Macri
Tracklist
01:Quicksilver
02:Tumbling Years
03:Schoolyard
04:Poppy Fields
05:Nine Mile Camp
06:England
07:Hollywood Blue
08:Wedding Dress
09:Twister
10:Man In White
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