Rob Orlemans & Half Past Midnight / Into The Spirit
Into The Spirit Spielzeit: 51:32
Medium: CD
Label: Silvox, 2009
Stil: Blues Rock, Rock

Review vom 10.11.2009


Jürgen Berking
Mit "Into The Spirit" legt der quirlige niederländische Gitarrist Rob Orlemans endlich wieder ein neues Werk vor. Seit dem 2006er-Album Libertyville war CD-mäßig erstmal Sendepause. 2007 wurde die spitzenmäßige DVD Open The Cage veröffentlicht, die zeigt, was live in der Band steckt.
Unterstützt wird Orlemans auf seinem neuesten musikalischen Erguss wieder von dem bewährten Rhythmusgespann Piet Tromp am Bass und Ernst von Ee am Schlagzeug. Die beiden halten ihm inzwischen seit drei Jahren die Stange.
Mein Anspieltipp ist ganz klar der Opener "She Loves Rock'n'Roll", ein 'Los-geh'-Bluesrocker erster Güte. Herausragend dabei Tony van Boschs Bluesharp, die auf diesem Silberling leider nur zweimal zum Einsatz kommt. Nur im "J.L.Boogie" darf Tony noch mal blasen, was das Zeug hält, und auch hier geht wahrlich die Post ab.
Das erste Stück legt die Gangart des gesamten Albums fest. Es gibt eigentlich keine Ruhepunkte, immer volles Brett. Bei dem knochentrockenen Blues Rock "No Hellhound" glänzt Rob durch seine sehr ausdrucksstarke Wah-Wah-Technik, und bei "The Blues Will Survive" stülpt er sich das Metallröhrchen über den Finger und lässt es glühen. Egal, was Rob Orlemans an seiner Gitarre treibt, er macht wirklich alles richtig und erzeugt beim Hörer eine Gänsehaut nach der anderen.
Sich an "Morning Dew", der alten Tim Rose/Bonnie Dobson-Nummer, heranzuwagen, ist schon mutig, da der Titel eigentlich erst durch Dan McCaffertys (Nazareth) Reibeisenstimme zu dem wurde, was er heute noch ist. Aber auch Half Past Midnight legt hier eine prima Coverversion hin, mit der sich Rob sowohl stimmlich als auch gitarrentechnisch nicht zu verstecken braucht.
Das Titelstück "Into The Spirit" ist ein gelungener Rocker, der mit 6:05 Min. deutlich über den üblichen Titellängen liegt. Hier ist viel Platz für Robs Soloeinlagen, den er auch genüsslich ausnutzt. Ganz klar ein weiteres Highlight auf dieser Scheibe.
"Your Rainy Day" ist dem Country-Blues zuzuordnen. Hier nimmt die Band etwas von dem bisherigen schnellen Tempo raus. Ich nehme mal an, Rob spielt seine Slide-Einlagen hier auf einer Dobro. Auch dieser Titel weiß zu gefallen.
Mit "When The Haze Is Gone" kommt ein alter Bekannter vom "Libertyville"-Album zu neuen Ehren. Ein wenig überarbeitet und 1:40 Minuten länger als im Ursprung, wirkt diese Fassung fast noch intensiver, als in seiner ersten Version, obwohl sich hier natürlich die Frage stellt, ob diese Aktion sinnvoll ist. Aber Rob wird sich schon etwas dabei gedacht haben, denn Lückenfüller hat die Band garantiert nicht nötig.
"Love My Baby" ist ein waschechter Rock'n'Roller mit knackiger Sologitarre, der zum Mitgröhlen nur so animiert. Mit diesem Song kann die nächste Fete getrost kommen.
"Black Beauty", ein instrumentales Stück, das im zweiten Teil mit unheimlichem Tempo ausufert, ist ein weiterer Knaller auf diesem wirklich sehr vielseitigen Album. Das zeigt sich auch in "7000 Miles", bei dem ein kurzes, orientalisch eingefärbtes Solo eingearbeitet ist. Ansonsten ist der Titel auch wieder sehr rockig angelegt.
Für das instrumentale "Wrong Number" zeichnet sich kompositorisch die Rhythmussektion verantwortlich. Hier wird ein solider Sound-Teppich durch Piets groovenden Bass und die füllenden Drumbreaks von Ernst gelegt. Rob beginnt in diesem Stück Hendrix-like, um dann ins leicht Sphärische abzudriften.
Einen gelungenen Abschluss bildet die Akustiknummer "Howling Wolf", geschrieben von McKinley Morganfield, uns allen besser bekannt als Muddy Waters. Hier zeigt Rob nochmals, dass er sich slide-technisch auch auf der akustischen Gitarre sehr zu Hause fühlt.
Es bleibt also festzustellen: "Into The Spirit" ist ein saustarkes Blues Rock-Album, das ich jedem Liebhaber dieser Stilrichtung ruhigen Gewissens ans Herz legen möchte. Die Tracks hätten meiner Meinung nach in ihrer Spielzeit einen Tick länger sein können, dann wäre das musikalische Potenzial noch besser rüber gekommen. Aber das ist natürlich alles Geschmackssache.
Eine öfter eingesetzte Bluesharp wäre eine echte Bereicherung des Band-Line-ups. Man kann für die Zukunft nur hoffen, das Rob Orlemans & Half Past Midnight auch Deutschland wieder als Auftrittsland für sich entdecken, denn nach wie vor machen sie sich in unseren Breitengraden immer noch ziemlich rar. Rob, wir warten auf Euch!!!
Line-up:
Rob Orlemans (guitar,vocals)
Piet Tromp (bass)
Ernst van Ee (drums)

with:
Tonny van den Bosch (mouthharp - #1,3)
Vic Latumahina (percussion - #7)
Tracklist
01:She Loves Rock'n'Roll
02:No Hellhound
03:J.L.Boogie
04:The Blues Will Survive
05:Morning Dew
06:Funky Lou's
07:Into The Spirit
08:Your Rainy Day
09:When The Haze Is Gone
10:Love My Baby
11:Black Beauty
12:7000 Miles
13:Wrong Number
14:Howling Wolf
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