Robert Palmer / Sneakin' Sally Through The Valley
Sneakin' Sally Through The Valley Spielzeit: 17:06 (Side 1), 19:07 (Side 2)
Medium: LP
Label: Music On Vinyl (Cargo Records), 2015 (1974)
Stil:Fusion, Funk, Pop/Rock



Review vom 13.06.2015


Markus Kerren
Der 1949 geborene Engländer Robert Palmer begann bereits im Alter von 15 Jahren in Bands zu singen. Das erst Mal ins etwas hellere Rampenlicht trat er mit der 1970 gegründeten Band Vinegar Joe, wo er sich mit Elkie Brooks die Lead Vocals teilte und Rhythmusgitarre spielte. In den Jahren 1972 und 1973 erschienen drei von den Kritikern gelobte, von den Verkaufszahlen aber enttäuschende Alben. Vinegar Joe löste sich 1974 auf und Palmer begann eine (zeitweise sehr erfolgreiche) Solokarriere, die bis zu seinem Tod im Jahr 2003 andauerte.
Boaah, und was waren das denn für geile Voraussetzngen für ein Debütalbum? Der Brite hatte in den jeweiligen Aufnahme-Studios in New Orleans, New York City und Nassau niemand Geringere als die Legenden Lowell George (Little Feat), die Band The Meters und obendrein auch noch den Meister Allen Toussaint an seiner Seite. Alleine dadurch war die musikalische Ausrichtung des Erstlings "Sneakin' Sally Through The Valley" natürlich schon vorgegeben. Durch die Adern dieser acht Tracks läuft vom Funk durchtränkter Pop/Rock und Blues der Extraklasse.
Robert Palmer selbst ließ sich offensichtlich durch die großen Namen seiner Mitstreiter nullkommanull einschüchtern, wirkt abgeklärt, selbstbewusst sowie jederzeit auf der Höhe. Was der Scheibe natürlich überaus gut tut. Selbst bei dem eröffnenden Little Feat-Klassiker "Sailing Shoes" macht er eine sehr gute Figur, was auch nicht unbedingt selbstverständlich ist. Übergangslos befinde ich mich dann plötzlich bei "Hey Julia", das zwar nicht ganz so heiß gestrickt ist, durch seine Rhythmik und den guten Gesang aber ebenfalls überzeugt.
Erneut ohne Pause geht es dann zum Titelsong und sofort sind wieder die spezielle Gitarre Lowell Georges und auch die Meters auszumachen, die bei "Hey Julia" nicht mit von der Partie waren. Nachdem Robert Palmers Gesang bis dahin so selbstbewusst war, hört er sich bei dem deutlich relaxteren "Get Outside" von der Melodieführung doch sehr stark nach dem Little Feat-Sänger an. Kein großes Unglück, da er auch diese Aufgabe ansonsten hervorragend löst und auch dieser Song geradezu brodelt. Da passiert bereits sehr viel auf der Oberfläche, aber darunter steckt nochmal ein ganz eigenes Leben. Ganz sicher kein Hit, aber definitiv eine Nummer für musikalische Feinschmecker!
Okay, bereit für Teil Numero 2: Auf "How Much Fun" grooven sich The Meters erneut geradezu die Seele aus dem Leib und Palmer wird von großartigen - leider namentlich nirgends erwähnten - Ladies gesanglich unterstützt. Der sechste Song, der sechste Gewinner. Obwohl "From A Whisper To A Scream" nicht von Lowell George, sondern von Allen Toussaint geschrieben wurde, ist der Einfluss des Erstgenannten beim Gesang schlichtweg nicht zu überhören. Klar, George war für diesen Track mit seiner Slide-Gitarre im Studio dabei und dürfte Palmer während der Aufnahmen auch bezüglich der Gesangsakrobatik ganz sicher den einen oder anderen Tipp geflüstert haben.
Die zweite Seite endet mit "Through It All There's You" geradezu überraschend zurückhaltend. Irgendwie scheint hier das Feuer ein bisschen zu fehlen, woran auch der Gastbeitrag von
Steve Winwood am Piano nichts ändern kann. Die Nummer zieht im Verlauf zwar noch an, ist im Vergleich zu den vorangegangenen Tracks aber ein bisschen blutleerer und fast schon enttäuschend. Ein Blick aufs Line-up bringt dann umgehend die Erleuchtung, dass wie bei "Hey Julia" auch hier weder The Meters noch Lowell George beteiligt waren. Verblüffend, was für einen großen Unterschied das auf dieser Scheibe doch ausmacht!
Für alle, die von Robert Palmer nicht nur die großen Hits wie etwa "Johnny And Mary", "Addicted To Love" oder "Clues" hören wollen, sondern auch Gefallen an einem überaus lebendigen, pulsierenden Pop/Rock/Funk/Fusion-Album finden könnten, mag "Sneakin' Sally Through The Alley" eine wahre Erleuchtung darstellen. Und selbst wenn die Musiker auf dieser Platte einen riesengroßen Anteil zum Gelingen beitrugen, so kann man auch vor Robert Palmer selbst einfach nur den Hut für diese Leistung ziehen.
Und bevor ich es vergesse: Der Sound dieses 180g-Vinyls erfüllt ebenfalls so gut wie alle (irgendjemand, der was zu meckern hat, wird sich immer finden) Wünsche.
Checkt dieses Album mal an, vielleicht werdet ihr genauso infiziert, wie es dem Verfasser dieser Zeilen erging.
Line-up:
Robert Palmer (lead vocals)
Lowell George (lead & slide guitars - #1,3,4,6,7)
Art Neville (keyboards - #1,3,6,7)
Leo Necontelli (guitars - #1,3,6,7)
George Porter Jr. (bass - #1,3,6,7)
Joseph Modeliste (drums - #1,6,7)
Cornell Dupree (guitars - #4,5,8)
Richard Tee (piano - #4,5,8)
Gordon Edwards (bass - #4,5,8)
Bernard Purdie (drums - #4,5,8)
Jim Mullen (guitar - #2)
Jody Linscott (harmonica - #2)
Steve York (harmonica solo - #3)
Simon Phillips (drums - #3)
Steve Winwood (piano - #8)
Tracklist
Side 1:
01:Sailing Shoes
02:Hey Julia
03:Sneakin' Sally Through The Valley
04:Get Outside
05:Blackmail

Side 2:
01:How Much Fun
02:From A Whisper To A Scream
03:Through It All There's You
Externe Links: