Robert Plant / Mighty ReArranger
Mighty ReArranger
Wenn man die Retrospektive Sixty Six To Timbuktu mit einbezieht, ist "Mighty ReArranger" sein mittlerweile achtes Soloalbum, mit dem Robert Plant die wartende Fangemeinde nun beglückt.
Zusammen mit The Strange Sensation präsentiert er uns 12 wundervolle, mitreißende Songs, die multikulturelles Flair und Harmonie ausstrahlen. Mit dieser Band hat er die optimale Grundlage für seine musikalischen Vorstellungen gefunden, konnte diese bereits schon auf "Morning Dew" umsetzen.
Das Line Up besteht aus Justin Adams (Gitarre, Gimbri, Darbouka), der sein Können schon bei Sinead O'Connor und Jah Wobble beweisen konnte, John Baggott (Portishead, Massive Attack) bedient die Tasten, Clive Deamer (ebenfalls Portishead) klopft die Felle, Billy Fuller zupft den Bass und Skin (hier ist nicht die charismatische Frontfrau von Skunk Anansie gemeint) spielt die Axt.
Schon in den frühen 70ern, bei einem Urlaubstrip durch Marokko, hat Robert Plant seine musikalischen Eindrücke aufgesogen wie ein trockener Schwamm. Seitdem entwickelte er eine starke Affinität zu afrikanischen Rhythmen. Diese Vorliebe schlug sich in der Musik von Led Zeppelin (man denke dabei nur an "Kashmir") nieder und hat ihn auch nie wieder losgelassen.
Wie schon auf seinem mit einem Grammy nominierten Solo-Album Dreamland, macht er auch auf "Mighty ReArranger" wieder keinen Hehl daraus, kombiniert afrikanisch-orientalische Einflüsse mit zeppelintypischen Blues- bzw. Akustikrock, würzt das Ganze mit ein paar folkloristischen Anleihen und legt damit ein fulminantes Album hin. Man hat das Gefühl, Plant ist ständig auf der Suche nach neuen Klängen oder Elementen, die er in seinen Songs verarbeiten kann - dabei entwickelt er seine eigene Art von Weltmusik.
"Westliche Popmusik", meinte er einmal, sei "zur blanken Fassade und Geräuschkulisse verkommen".
Leichte Kost serviert der ehemalige Frontman von Led Zeppelin auch dieses Mal nicht. Aber es ist auch nicht sein Anliegen, in Richtung Kommerz zu schielen, sondern die Musik zu machen, die er einfach nur mag und das merkt man auch: hier steckt jede Menge Herzblut drin.
Man lege die CD in den Player, stülpe sich die Kopfhörer über, genehmige sich dazu ein Glas Wein und genieße die Songs.
Und wie er sich durch die neuen Songs rockt, das hat schon was! Das Album ist, im Gegensatz zum Vorgänger, wesentlich härter ausgefallen. Herausragend dabei natürlich die phantastische Stimme der Sanges-Ikone, die von ihrer Facettenvielfalt und Vitalität nichts eingebüßt hat.
Kraftvoll, frisch und spritzig sind die Stücke, versehen mit den unterschiedlichsten Klangelementen, so dass sie niemals langweilig wirken.
Man höre sich nur das phantastische "Shine It All Around" an. The Strange Sensation weben einen einzigartigen, hypnotischen Soundteppich, auf dem sich der Sänger voll und ganz austoben kann, wobei hier John Baggott, der Tastenmann, dominierend ist.
Oder das zarte, akustische "All The Kings Horses", einer meiner Faves auf "Mighty ReArranger" übrigens. Leise Gitarrenakkorde eröffnen und mit fast flehender Stimme singt Plant bis - sehr zurückhaltend übrigens - Keyboarduntermalung einsetzt und die E-Gitarre gegen Ende des Stückes übernimmt, aber nicht im Vordergrund steht. Die Akustische behält die Führung. Viereinhalb Minuten Gänsehaut pur!
Ein weiterer Knaller, der sich gleich in die Gehörgänge festsetzt, ist "Dancing In Heaven". Eins von den ebenfalls nicht ganz so harten Stücken, mit leicht folkloristischer Anleihe. Hier neigt man sofort dazu, gleich bei den ersten Tönen mitzuwippen. E-Gitarre und Akustische ergänzen sich hervorragend.
Mit "Somebody Knocking" kommen die orientalischen Anleihen voll zum Tragen. Grundlage sind Drum und Percussion sowie Backgroundgesang, dazu eine Stimme, die mich wieder einmal an selige Led Zeppelin-Zeiten erinnert.
Alles in allem liefert Robert Plant, unterstützt von hervorragenden Musikern, mit "Mighty ReArranger" ein Sahnetörtchen ab, dass mit dem Prädikat "spitzenmäßig" versehen werden muss.
Der Mann macht die Musik, die ihm gefällt - ohne Kompromisse - und das verdient auf jeden Fall Anerkennung.
Empfehlenswert für alle Robert Plant- bzw. Led Zeppelin-Fans.
Hier ticken 9,5 orientalisch-bluesig-folkloristisch-rockige RockTimes-Uhren im Einklang.
Ein halbes Ührchen gibt es Abzug dafür, dass ich das Teil nicht in meinem PC-Player abspielen kann ("It is designed to play in standard CD players. It is not designed to play in computers..."), zumal es sich wesentlich besser arbeiten ließe, wenn man nicht ständig zwischen PC im Arbeitszimmer und Stereoanlage im Wohnzimmer hin- und herhüpfen müsste.


Spielzeit: 46:38, Medium: CD, Sanctuary Records, 2005
1:Another Tribe 2:Shine It All Around 3:Freedom Fries 4:Tin Pan Valley 5:All The Kings Horses 6:The Enchanter 7:Takamba 8:Dancing In Heaven 9:Somebody Knocking 10:Let The Four Winds Blow 11:Mighty Rearranger 12:Brother Ray
Ilka Czernohorsky, 23.04.2005