Robert Plant & Alison Krauss / Raising Sand
Raising Sand Spielzeit: 57:20
Medium: CD
Label: Rounder Records/Universal Music, 2007
Stil: Rock/Bluegrass/Folk


Review vom 15.10.2007


Ilka Heiser
Zwei Welten treffen aufeinander - oder etwa doch nicht?
Sie, US-Amerikanerin, mehrfache Grammy-Gewinnerin, die mit ihrer »(Bluegrass-)Musik fast im Alleingang einen neuen Pop-Horizont erschlossen hat«.
Er, Brite, ehemals charismatisch-erotischer Frontman der Rock-Giganten Led Zeppelin; nach deren Auflösung Solo-Künstler und entschlossen, sich mit seinen Alben neu zu entfalten und frei von kommerziellen Zwängen nur das zu tun, was ihm Spaß macht. Mit seinen Solo-Scheiben hat er schon mehrfach gezeigt, dass er sich einen Dreck um die Meinung der sogenannten Fachwelt schert und sein Ding nach seinem Gusto durchzieht. Dabei denke ich ganz besonders an Dreamland.
Die Rede ist von niemand Geringeren als den beiden Künstlern Alison Krauss und Robert Plant. Beides Ikonen in ihrem Genre, die niemandem mehr etwas beweisen müssen.
Und nun hat der unvergleichliche Musiker und Produzent T-Bone Burnett (bürgerlich Joseph Henry Burnett), der schon einige Songvorschläge 'in der Tasche hatte', die beiden Künstler gemeinsam »auf ein Sofa gesetzt« und sie dazu ermuntert, ihre »Vergangenheit abzuhaken und die Songs genau so zu spielen, wie sie diese jetzt wahrnehmen und empfinden«.
"Rock meets Bluegrass" also, und das soll reibungslos funktionieren?
Nun, dass es sogar hervorragend funktioniert, haben Krauss und Plant mit "Raising Sand" bewiesen, denn herausgekommen ist bei dieser Fusion ein wunderschönes, abwechslungsreiches Scheibchen voller Musik, die in die Ohren gleitet, wie ein scharfes Messer in weiche Butter. Dabei kommt man locker ohne jegliche Effekthascherei aus und verarbeitet sowohl Folk, Country, Blues als auch Rock. Hervorragend unterstützt wird das Duett von den beiden Gitarristen Marc Ribot und Norman Blake, von Multiinstrumentalist Mike Seeger, Drummer Jay Bellerose sowie Dennis Crouch am Bass, die ihr Handwerk beherrschen.
Zündet eine Kerze an, gönnt euch einen guten Syrah (das muss einfach sein) und lasst Euch von den Klängen von "Raising Sand" umschmeicheln: Am besten genießt man das Scheibchen unter Kopfhörern, denn die Schönheit der Songs erschließt sich erst, wenn man sich ihnen wirklich vollkommen hingibt.
Das Repertoire des Albums besteht aus 13 wirklich aufregend arrangierten Coverversionen, 'alten' Stücken also, denen Krauss und Plant neue Frische einhauchen. Da ist schon mal der eingängige Opener "Rich Woman", der in die Top 10 einer jeden Hitparade Einzug halten könnte und locker-flockig durch die Gehörgänge flutscht.
Ein Genuss ist es, zu hören, wie die Vocals der beiden Protagonisten bei "Killing The Blues" miteinander harmonieren. Dass der Stimmenakrobat Plant auch dezent und zurückhaltend singen kann, hat er ja schon mehrfach unter Beweis gestellt. Aber auch die hervorragende Begleitband sollte unbedingt noch einmal Erwähnung finden. Sie trägt die beiden Stimmen, wie auf Flügeln dahingleitend, durch den Song.
Wer, so wie ich, die Scheibe "Walking Into Clarksdale" im heimischen Regal stehen hat, erkennt natürlich sofort "Please Read The Letter", das hier noch einmal ordentlich aufgepeppt wurde.
Auch solistisch glänzen die beiden Künstler. Alison Krauss zum Beispiel bietet uns "Sister Rosetta Goes Before Us" oder auch das Cover "Trampled Rose" von Tom Waits sowie eine fetzige Version von "Let Your Loss Be Your Lesson".
Plant interpretiert wunderbar gefühlvoll "Polly Come Home" sowie "Nothin'", welches unheimlich düster auf die Rezensentin niederprasselt. Und seine Darbietung von Naome Nevilles "Fortune Teller" hätte auch auf "Dreamland" eine gute Figur gemacht.
Aber ich geb es ehrlich zu, am besten gefallen mir die Stücke, die von den beiden im Duett gesungen werden. Hört Euch doch nur mal das verwegene "Gone Gone Gone" von den Everly Brothers, das sanfte "Stick With Me Baby" oder die Country-Nummer "Through The Morning, Through The Night" an, dann wisst Ihr, was ich meine.
Diese stimmliche Harmonie… - ich kann mich nur wiederholen und ehe ich das tue, vergebe ich ganz einfach die volle Punktzahl. Eine klasse Scheibe, die vermutlich der Anwärter zu meiner CD des Jahres wird!
Tracklist
01:Rich Woman (Dorothy LaBostrie, McKinley Millet)
02:Killing the Blues (Rowland Salley)
03:Sister Rosetta Goes Before Us (Sam Phillips)
04:Polly Come Home (Gene Clark)
05:Gone, Gone, Gone (Done Moved On) (Phil and Don Everly)
06:Through the Morning, Through The Night (Gene Clark)
07:Please Read The Letter (Robert Plant, Michael Lee, Jimmy Page, Charlie Jones)
08:Trampled Rose (Tom Waits, Kathleen Brennan)
09:Fortune Teller (Naomi Neville)
10:Stick With Me Baby (Mel Tillis)
11:Nothin' (Townes Van Zandt)
12:Let Your Loss Be Your Lesson (Milt Campbell)
13:Your Long Journey (A.D. Watson and Rosa Lee Watson)
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