Spielzeit: 60:32 Medium: CD Label: Delta Groove Music, 2007 Stil: Blues Review vom 18.09.2007 Joachim 'Joe' Brookes

"ThrillVille" ist Rod Piazzas 14. Album und das zweite für das amerikanische Label Delta Groove.
Der Sänger und Harmonikaspieler blickt bereits auf eine vierzigjährige Karriere zurück, die Mitte der 60er-Jahre, als 19-jähriger in der Dirty Blues Band begann und mit Bacon Fat sowie der Chicago Flying Saucer Band ihre Vorsetzung fand.
Sein erstes Album unter eigenem Namen erschien 1973. Zu dem Zeitpunkt war Piazza gerade mal 26 Jahre alt. Anfang der Achtziger gründete er die Mighty Flyers mit seiner Frau Honey an den Keyboards.

Mit "ThrillVille" gilt es, ein weiteres Piazza-Album zu feiern, anders kann man es nicht ausdrücken.
Was macht man, wenn es für das Delta Groove-Debüt "For The Chosen Who" eine Nominierung für den Blues Music Award 2006 gab und als Sieger in der Kategorie Band Of The Year endete? Ganz einfach: Ein neues Album aufnehmen und seinen Veröffentlichungen eine weitere Perle hinzufügen.

Dave Kida, der schon bei Janiva Magness und Doug MacLeod trommelte, gibt seinen Einstand beim Mighty Flighers Blues Quartet (MFBQ).
Henry Carvajal bringt seine Lesart des West Coast-Blues sowie seine Passion für den alten Doo-Wop und R&B auf der Fender Stratocaster zum Ausdruck und das Ehepaar Piazza hat ja bereits ein Leben mit dem Blues verbracht. Rods intergalaktische Harp und Honeys tolles Boogie Woogie-Piano vervollständigen den Band-Sound.
Einen Bassisten sucht man vergeblich, denn die tiefen Töne liefert Frau Piazza mit der linken Hand auf den schwarzen und weißen Tasten.

Mit Fug und Recht kann man behaupten, dass Rod Piazza und sein MFBQ mit "ThrillVille" einen Karrierehöhepunkt markieren. Beflügelt vom Blues Music Award klingt die CD wie aus einem Guss und man spürt die Lockerheit der Band bis in die heimischen vier Wände.

Rod Piazza ist ein Meister an der diatonischen und chromatischen Harp, die mit fast gleichen Anteilen in den Songs zum Einsatz gebracht werden.

Schon der Opener, ein Medley, ist der Hammer.
Kida treibt die anderen mit seinem Groove durch "Hate To See You Go". Über einen kurzen Erzählteil von Piazza geht es mit dem "Shake Your Hips"-Boogie, Canned Heat lassen grüßen, weiter. "Westcoaster" steht voll im Zeichen der chromatischen Harp und groovt nicht minder, obwohl man für diesen instrumentalen Song einen Gang zurück schaltet.
Für "Sugar" erschienen dann die beiden Saxofonisten Jonny Viau und Allen Ortiz zum ersten Mal auf der Bildfläche. Viau-Solo, gefolgt vom Gitarrensolo, zurück zum Refrain, Harpsolo, Ortiz-Solo und dann mischt sich Piazza auch noch ein. Tolle Instrumentaleinlagen werden zu relaxtem Piazza-Gesang geboten.

Honey haut dann im nächsten Track, "Get Wise", in die Tasten. Die hat es drauf, die Frau! Eine tolle Performance über die gesamte Spieldauer der CD. Wie ein Chicago-Blues mit der musikalischen Ader eines Piazzas zu einer unschlagbaren Einheit verschmilzt, wird in Junior Wells "Hoodoo Man Blues" deutlich und der Song fordert geradezu Soli von Henry Carvajal und Honey Piazza heraus. Da lässt sich Rod nicht lumpen und schiebt auch ein Solo hinterher. Ein Track, der den Hörer an die Boxen fesselt.

Den Funk-Blues packen die Musiker für "MFBQ" aus. Klar, dass hier die Gebläseabteilung ein gewaltiges Wörtchen mitzureden hat. Außerdem singt Henry Carvajal überzeugend. Der Song elektrisiert die Luft, bevor es mit dem ruhigen "Honey Bee" weiter geht. Viau und Ortiz blasen sehr relaxt auf ihren Instrumenten und das Stück ist mit klasse Breaks versehen. Geschmackvoll soliert der Gitarrist im Mittelteil.
Aus dem großen Fundus an Willie Dixon-Songs stammt "I Don't Play", den Piazza & Co mit einem persönlichen Kleid umgibt.

So richtig austoben kann sich Henry Carvajal in "The Civilian", das er auch geschrieben hat und Rod überlässt dem Gitarristen die Bühne. Überraschend gut sind kurze Parts, in denen doch glatt die Klassik durchschimmert. In der Ballade "It Can't Be True" lässt die Band den West Coast-Blues im Stil der 50er-Jahre hochleben und für Elmore James' "Stranger Blues" treten Rod und Henry gemeinsam ans Mikro, um im Duett zu singen.

"ThrillVille" beginnt und endet mit einem Walter Jacobs-Song: "Sad Hours" ist ein zurückhaltend groovender Song, der das Album auf tolle Art und Weise beschließt.
Seit 40 Jahren den Blues spielend, bewegt sich Rod Piazza immer tiefer in das Genre und zaubert stets neue Überraschungen aus dem Ärmel.
Im Herbst wird "ThrillVille" über inakustik erhältlich sein.

Line-up:
Rod Piazza (vocals, harp)
Henry Carvajal (guitar)
Honey Piazza (piano, thunder bass)
Dave Kida (drums, vocals - #6)
Jonny Viau (saxophone)
Allen Ortiz (saxophone)