Sara Petite / Circus Comes To Town
Circus Comes To Town Spielzeit: 38:47
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2013
Stil: Americana, Country Rock


Review vom 18.07.2013


Markus Kerren
Wow, was ist mir denn da auf den Tisch geflattert? Sara Petite aus San Diego im sonnigen Kalifornien mit einem zupackenden wie zeitweise -beißenden Country Rock-Album der absoluten Spitzenklasse! Mit "Circus Comes To Town" legt die Lady mit der starken Stimme nach "Tiger Mountain", "Lead The Parade" und "Doghouse Rose" ihr mittlerweile viertes Langeisen vor. Dafür reiste sie nach Nashville, um die Aufnahmen in den Insomnia Studios von Produzent Eddie Gore unter Dach und Fach bringen zu lassen.
Der hatte sowieso schon einen (musikalischen) Narren an ihr gefressen und um sie bestmöglichst zu unterstützen, bestellte er absolute Top-Sessionmusiker ins Studio, um die komplett eigenkomponierten Tracks Sara Petites (lediglich ein Co-Credit geht an John Eddie) aufs Band zu bringen. Und dabei hatte er ein ganz feines Händchen, denn nicht nur der Gesang der Protagonistin selbst, sondern auch die Musik klingt vom ersten bis zum allerletzten Ton frisch, unverbraucht, inspiriert, spritzig und sehr engagiert. Mann, was hatten die einen Höllenspaß im Studio, dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen.
Um auch textlich beim Spaß mit breit grinsendem Augenzwinkern zu bleiben, starten wir die Scheibe mal mit der Bluegrass-Nummer "If Mama Ain't Happy". Bis zum ersten Refrain lässt sich die Amerikanerin hier nur von der Bassdrum und auf dem Rand der Snaredrum tanzenden Sticks begleiten, bis die komplette Band schließlich hinzu kommt und das Stück nach Hause gerockt wird. Und zum Text: Naja, wir kennen es doch alle - wenn die Lady des Hauses nicht glücklich und zufrieden ist, dann ist das in der Regel (und dafür mag es sehr viele unterschiedliche Gründe geben) auch sonst niemand, der unter dem selben Dach lebt.
Aber bereits der Opener "Perfume" lässt aufhorchen und macht Eindruck. Da sind fetzige Country Rock-Gitarren mit Ecken und Kanten am Start (ich kann fast gar nicht glauben, dass tatsächlich in Nashville aufgenommen wurde) und die Stimme sowie die Phrasierung der Petite wecken unmittelbar das Interesse. Mit "Movin' On" wird ein sehr starker Country-Rocker nachgeschoben, der auch nicht nur im Entferntesten einen Gedanken daran verschwendet, irgendwelche Gefangenen zu machen. Und die Sängerin steht auch hier ihren Mann, äh, ihre Frau!
Wenn man sich die Fotos auf dem Booklet so ansieht, kann man auf zwei Pics aber auch einen zutiefst verletzten Menschen sehen, was sich dann gleich in mehreren Tracks (zumindest textlich) bemerkbar macht. Am deutlichsten kommt der Schmerz über den Tod ihres Verlobten Johnny Kuhlken bei den Songs "Barbwire" (»...she got barbwire around her heart, to protect the weaker parts...«), "Forever Blue" und "Drinkin' To Remember" (»...I ain't drinkin' to remember, I am drinkin' to forget...«) ans Tageslicht. Und man hört der Protagonistin die Qualen nur allzu gut an, durch die sie gehen musste und eventuell immer noch geht.
Wie man Schmerz und Wut in positive Energien umsetzt, zeigt dagegen "Scarlett Letter", nach dessen Genuss erstmal für einige Zeit ganz sicher kein Gras mehr wachsen wird. Der Country-Rocker brennt ein solches Feuerwerk ab, dass die Hütte glüht. Ein Killersong! Nach dem optimistischen "Someday I'm Gonna Fly" wird die Scheibe schließlich mit "Ashes" auf einer eher nachdenklichen Note beendet.
Spätestens beim zweiten Durchlauf war ich gefangen von dieser Platte, die nicht nur fantastisch eingesungen, eingespielt und produziert wurde, sondern auch über jede Menge Charisma, Eigenständigkeit und Authentizität verfügt. Ganz nebenbei erwähnt ist auch noch jeder einzelne Song eine Perle für sich. Zweifellos eines der besten Alben, die mir in diesem Jahr in die Flossen gekommen sind. Dicker Tipp!
Line-up:
Sara Petite (lead vocals)
David 'Ro' Rorick (bass)
Rick Lonow (drums & percussion)
Bob Britt (electric guitars)
Ethan Ballinger (acoustic guitars, mandolin)
Harry Stinson (harmony vocals)

With:
Nate Dugger (electric guitars - #2,5)
Rob McNelly (electric guitar - #10)
Walt Scott (piano - #4)
Dennis Wade (organ - #4,11)
Jennifer Morrison (harmony vocals -#6,7,10)
Tracklist
01:Perfume
02:Movin' On
03:Barbwire
04:Circus Comes To Town
05:Drinkin' To Remember
06:The Master
07:If Mama Ain't Happy
08:Forever Blue
09:Scarlett Letter
10:Someday I'm Gonna Fly
11:Ashes
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