Shawn Pittman / Edge Of The World
Edge Of The World Spielzeit: 51:28
Medium: CD
Label: Delta Groove Music, 2011
Stil: Blues

Review vom 26.06.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Hey, hier spielt eine klasse Kapelle zum Blues auf. Ups, Band? Im Booklet werden nur zwei Musiker genannt: Shawn Pittman und Jonathan Doyle. Doyle spielt Saxofone in unterschiedlichen Tonlagen und Pittman alle anderen Instrumente wie E- und A-Gitarre, Piano, Bass und Schlagzeug. Okay, in seiner Kindheit sammelte er an den Drums tatsächlich seine ersten praktischen Erfahrungen bevor Pittman mit dann zur Gitarre wechselte. Ach so, zwischendrin war auch das Piano angesagt, aber diesem Instrument widmete er sich nicht so ernsthaft. Dann schon einmal Respekt für die Leistung an den schwarzen und weißen Tasten.
Durch Ron Levy, der Pianist bei B.B. King war und Fabulous Thunderbirds-Tastenmann Gene Taylor konnte er später seinen Erfahrungshorizont erweitern. Aus Geldmangel machte Pittman die Demos zu den Songs auf diesem Album zuhause mit nur einem Mikrofon und einem 8-Spur-Aufnahmegerät. Das klang alles sehr analog und nach seinen Lieblingsplatten aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren. Dann schickte Pittman einige Lieder an das Delta Groove Music-Label und Jeff Fleenor sowie Platten-Chef Randy Chortkoff waren sehr angetan von Pittmans Blues. Der Rest ist Geschichte und nennt sich "Edge Of The World" und damit steht die mindestens neunte Platte von ihm im Regal. Der Protagonist hat fast alle Songs zusammen mit Lewis Dickson geschrieben. Nur "This Time" stammt aus der Feder von Braken Hale und "Sugar (Where'd You Get Your Sugar From)" ist von Howlin' Wolf.
Pittman persönlich nennt Lightin' Hopkins, Jimmie und Stevie Ray Vaughan, Mike Morgan sowie Hound Dog Taylor zum engeren Kreis seiner Vorbilder und diese Blueser spiegeln sich auch in den insgesamt dreizehn Tracks wider. Einen klasse Track mit Delta-Feeling und tatsächlich nur von der Gitarre begleitet ist "Somebody Gonna Lose, Somebody Gonna Win". Eine Lebensweisheit, die musikalisch mit einem tollen Fingerpicking in Szene gesetzt wird. Eine ähnliche Atmosphäre hat der darauf folgende letzte Track mit dem Titel "If You Could (Make The World Stop Turning)". Allerdings gesellt sich zur akustischen Gitarre noch ein groovend gespieltes Schlagzeug und dezente Bassbegleitung.
"Almost Good" ist mehr als nur gut, denn Pittman lässt den Rock'n'Roll aufleben. Sehr schön ist hier die Begleitung vom Bariton-Saxofon und das E-Gitarren-Solo hat Ansätze von Chuck Berry. Flott wechselt der Multiinstrumentalist zum honky Piano und man muss ihm zugestehen, dass er an den beiden Hauptinstrumenten verdammt gut agiert.
Im Sinne der weiter oben erwähnten beiden Dekaden, auf die sich sein Blues-Sound bezieht, rockt es auch entsprechend. "Scent Of Your Benjamins" ist beispielsweise ein solcher Track. Pittman lässt die E-Gitarre fliegen und dazu hat Doyle beste Bläser-Begleitung parat. In der Rolle des Sängers fühlt sich der aus Oklahoma stammende Amerikaner ebenfalls pudelwohl und seine Stimme setzt er variantenreich ein.
"I've Had Enough" hat die berühmt-berüchtigte Rustikalität eines Hound Dog Taylors und selbstredend ist Pittman hier mit dem Bottleneck auf den Saiten unterwegs. Die Pianobegleitung macht dann den deutlichen Unterschied zu Taylor aus. Mit einer klar tönenden Gitarre kommt "This Time" daher und jetzt hat er phasenweise den jungen Mick Jagger auf seine Stimmbänder transplantiert. Der Musiker nimmt uns auf eine Zeitreise mit, die Szenen aus Filmen, in denen High School- oder Uni-Tanzfeten vorkommen, wach werden lässt.
Shawn Pittman versteht es auf verblüffende Art und Weise mit seiner Musik zu überzeugen. "Edge Of The World" pendelt sich auf hohem Niveau ein. Das Konzept des Mannes geht voll auf und darf zukünftig durchaus ausgebaut werden.
Line-up:
Shawn Pittman (vocals, electric guitar, acoustic guitar, slide guitar, piano, bass, drums)
Jonathan Doyle (tenor saxophone, baritone saxophone)
Tracklist
01:Sugar (Where'd You Get Your Sugar From) [Chester Burnett] (4:27)
02:Leanin' Load [Lewis Dickson/Shawn James Pittman] (3:11)
03:Scent Of Your Benjamins [Lewis Dickson/Shawn James Pittman] (4:29)
04:Almost Good [Lewis Dickson/Shawn James Pittman] (3:50)
05:One Of These Days [Shawn James Pittman] (3:44)
06:Edge Of The World [Braken Hale/Shawn James Pittman] (3:55)
07:That's The Thing [Lewis Dickson/Shawn James Pittman] (4:41)
08:Maintain [Lewis Dickson/Shawn James Pittman] (3:53)
09:I've Got Enough [Shawn James Pittman] (2:59)
10:This Time [Braken Hale] (3:43)
11:Something's Gotta Give [Shawn James Pittman] (4:41)
12:Somebody Gonna Lose, Somebody Gonna Win [Lewis Dickson/Shawn James Pittman] (4:44)
13:If I Could (Make The World Stop Turning) [Shawn James Pittman] (3:11)
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