Passend zur gerade stattfindenden Tournee des Ober-Herzensbrechers und seiner Mannen wurde dieser Tage von Reprise/Warner eine sog. "Limited Tour Edition" des bereits vor zwei Jahren eingespielten Mojo-Albums auf den Markt gebracht. Über Sinn und Unsinn derartiger Veröffentlichungen möchte ich an dieser Stelle nicht unbedingt philosophieren, wenngleich man damit ganze Dissertationsschriften füllen könnte. Trotzdem sei die Frage gestattet, was wohl der Kunde macht, der sich bereits 2010 mit "Mojo" versorgt hat und nun aber die neue Version viel attraktiver findet? Kaufen und die erste Ausgabe zur Auktion 'in die Bucht schmeißen'? Wird wohl in diesem Fall nicht anders gehen - und schon passt das Konzept…
Aber kehren wir mal zurück zum Corpus Delicti: Was macht denn den besonderen Reiz dieser Tour-Edition aus? Das reguläre Album "Mojo" befindet sich auf CD 1 im schönen Gatefold-Schuber und auf CD 2 haben wir die "Live Disc". Dabei handelt es sich um eine Sammlung älterer und neuer Stücke, die bis auf eine Ausnahme allesamt im Jahre 2010 an unterschiedlichen Spielstätten in den USA und Canada live mitgeschnitten worden sind. Um ein kleines Fazit schon jetzt vorwegzunehmen, lege ich Teil zwei (und somit logischerweise diese Tour-Edition) all denjenigen ans Herz, die sich aktuell nicht in der Lage sahen oder sehen, eines der Konzerte besuchen zu können.
Hier auch nur ein zusätzliches Wort über die "Mojo" zu verlieren, wäre reine Zeitverschwendung. Eine immer noch gültige Rezension ist weiter oben direkt verlinkt und ich habe den treffenden Formulierungen nichts mehr hinzuzufügen. Somit bleibt mir 'nur', den zweiten Teil dieses Pakets anzuhören, der allerdings im Bezug auf die Musik nicht weniger Freude bereitet, denn mit "Listen To Your Heart" geht es bei hörbarer Live-Atmosphäre mit einem starken Song los. Aufgenommen im Jahre 2010 in Milwaukee, Wisconsin mag man weder dem Chef noch seinen Mitstreitern ihr tatsächliches Alter anmerken. Das ist Tom Petty wie er leibt und lebt. Er und seine Heartbreakers schalten beim zweiten Song schon fast auf Jam-Modus. "You Don't Know How It Feels", in Teilen mit Blues-Harp unterlegt und von begeistertem Applaus begleitet, könnte auch locker zwanzig Minuten dauern. Weiter geht es mit "I Won't Back Down" - wer kennt das nicht? - und auch hier wird mit spürbarer Energie und Spielfreude vorgetragen, ein paar neue hier eingefügt, ein paar Änderungen dort, alles prima. "Takin' My Time" haben wir neben der Studiofassung auf CD 1 nun auch in einer (besseren) Live-Version vorliegen. Als Freund guter Live-Mitschnitte komme ich nicht umhin, diesen Song und auch die weiteren 'Doppelten' uneingeschränkt höher zu bewerten. Bluesig jammend wechselt die Band zwischen Hits und neuem Material - manchmal wäre mit etwas mehr mitgeschnittener Kommunikation ein noch besseres Live-Feeling zu vermitteln gewesen, aber wir wollen ja nicht meckern. "I Should Have Known It" kommt direkt danach und zieht im Tempo etwas an - hört beide Versionen mal im direkten Vergleich, die Nuancen machen den Kohl fett. Danach hören wir das schon etwas ältere "Sweet William", das mit gut platzierten (Hammond-) Orgeltönen aufzuwarten weiß und sich bekanntermaßen am Anfang etwas zäh darstellt. Dann aber haut die Band in Tasten und Saiten und bringt ein fetziges Intermezzo, dieses Spiel wiederholt sich gegen Ende noch einmal und steigert sich von Slow Blues bis zum High Speed-Boogie.
Auch die weiteren Songs geben dem Hörer dieses ganz spezielle Tom Petty-Feeling, das er in harmonierender Gemeinschaft mit dem Rest der Truppe zu vermitteln vermag. Immer und immer wieder finden wir Passagen, in denen der eine oder andere Musiker aus der Band 'seinen' Auftritt hat. Mal klimpert es aus dem Boogie-Piano, dann durchziehen Hammond-Sounds von Benmont Tench einen anderen Part, später slidet Mike Campbell fast schon endlos auf seiner Gitarre oder es gibt mal wieder die tolle Blues-Harp von Scott Thurston und die komplette Band jammt fast endlos bis zum Umfallen wie bei dem grandiosen "Refugee" oder dem Rausschmeißer "American Girl". Petty sieht sich spürbar nicht als der alleinige Macher auf der Bühne - dennoch ist natürlich seine Stimme allgegenwärtig, ohne ihr die mehr als sechs Jahrzehnte auf den Bändern anzumerken.
Sagte ich eingangs, ich möchte dieses Album all denjenigen Fans ans Herz legen, die nicht bei der aktuellen Tour mit von der Partie sein können/konnten? Totaler Quatsch - ich denke, auch bei dem anderen Teil der Bevölkerung ist das Geld speziell für den bluesig-jammigen Live-Teil bestens investiert und spreche hiermit eine uneingeschränkte Empfehlung aus.
Line-up:
Tom Petty (vocals, guitar)
Mike Campbell (lead guitar)
Benmont Tench (piano, organ)
Ron Blair (bass)
Scott Thurston (harmonica, backings, guitar)
Steve Ferrone (drums, percussion)
Tracklist |
CD 1 - "Mojo-Album":
01:Jefferson Jericho Blues
02:First Flash Of Freedom
03:Running Man's Bible
04:The Trip To Pirate's Cove
05:Candy
06:No Reason To Cry
07:I Should Have Known It
08:U.S. 41
09:Takin' My Time
10:Let Yourself Go
11:Don't Pull Me Over
12:Lover's Touch
13:High In The Morning
14:Something Good Coming
15:Good Enough
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CD 2 - "Live-Disc":
01:Listen To Her Heart - Live From Milwaukee WI - 25/06/2010
02:You Don't Know How It Feels - Live From Philadelphia PA - 31/07/2010
03:I Won't Back Down - Live From Charlotte NC - 19/09/2010
04:Takin' My Time - Live From Auburn Hills MI - 22/07/2010
05:I Should Have Known It - Live From Edmonton AB - 16/06/2010
06:Sweet William - Live From Mansfield MA - 14/06/2008
07:Jefferson Jericho Blues - Live From Philadelphia PA - 01/08/2010
08:First Flash Of Freedom- Live From Philadelphia PA - 01/08/2010
09:Running Man's Bible - Live From Raleigh NC - 18/09/2010
10:Good Enough - Live From Philadelphia PA - 31/07/2010
11:Refugee - Live From Quincy WA - 12/06/2010
12:American Girl - Live From Edmonton AB - 16/06/2010
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Externe Links:
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