Spielzeit: 63:31 Medium: CD Label: Edel Entertainment, 2008 Stil: Rock Review vom 23.09.2008 Joachim 'Joe' Brookes

Greatest Hits... ob ultimativ, definitiv, absolut, Premium, Platinum oder very best of.
Chris Rea kann sich nicht einfach nur eine weitere Sammlung von Songs erlauben, die im Zusammenhang mit einer Compilation nicht etwas Besonderes darstellen.

Mit der nicht randvollen "Fool (If You Think It's Over)", benannt nach seinem ersten Erfolg, macht Chris Rea das Eine, ohne das Andere zu lassen. Den ersten sechs Tracks, einem riesigen Publikum sehr wohl bekannt, hat er ein neues Outfit verpasst... also etwas Besonderes.
Einen Schwerpunkt legte der Engländer folglich mit den verbleibenden neun Kompositionen, die eine nicht so lange Historie haben, wie das erste halbe Dutzend.

Was macht der Gitarrist und Sänger also mit seinen älteren Schätzchen, als da wären:
"Josephine", "On The Beach", "Road To Hell", "Fool...", "Stainsby Girl" sowie "Let's Dance"?
Im Vergleich zu den Originalen zerlegt er diese Nummern nicht in ihre Einzelteile und setzt sie neu zusammen. Vielmehr verleiht der aus Middlesbrough stammende Musiker den Songs eine aktuelle Hülle, die, eine überstandene Krankheit hinter sich gelassen, eher nach der Pfeife des Blues tanzt. Der Sound steht außerhalb jeder negativen Kritik.

"Let's Dance" bekommt einen dynamisch groovigen Schub nach vorne, die Gebläse-Abteilung klingt frischer und schärfer denn je und das Akkordeon ist präsenter.
"Josephine" taktet schnell, wo hingegen "On The Beach" einen relaxteren Flair bekommen hat. Der Strand befindet sich nicht an der südenglischen Küste, sondern in der Karibik und die Keyboards sind jazziger geworden.
Die hörbar besseren Bass-Linien machen ebenfalls das Salz in der Suppe aus.

"Road To Hell": Immer wieder gerne, vorwärts, rückwärts, rauf und runter... Auch in der 2008er-Version hinterlässt die Slide-Gitarre einen famosen Eindruck.
Die sechs Neueinspielungen sind lohnenswert und diese Tatsache zugrunde legend, ist es auch kein Wunder, dass der Übergang zu den aktuelleren Songs eingeleitet durch "Someday My Peace Will Come" vom Stony Road-Album fließend ist. Bekanntlicherweise atmet "Dancing The Blues Away" dann viel mehr die Luft der Baumwollfelder.

Weiter geht es mit drei Auszügen aus der "Blue Jukbox" (2004) und Rea serviert Bar-Room-Jazz mit einem megacoolen Saxofon: "Long Is The Time, Hard Is The Road".
"Baby Don't Cry" hätte problemlos auch auf der "Stony Road" Platz gefunden.
Eine vertrackte Kombination aus Jazz und Rock bietet der letzte Song von Reas Ausflug in den Jazz. Einerseits gibt es eine aufheulende Slide-Gitarre auf die Ohren, anderseits ist der Song gespickt mit Blues-Notes, ergänzt durch ein quirliges Saxofon.

Unter den fünfzehn Songs befinden sich lediglich zwei Tracks des Mammut- 'Ear Books' "Blue Guitars".
"Born Bad" stammt von der "Electric Memphis Blues"-Platte und ist ein filigraner Slow-Blues, in dem, neben tollen Keyboards besonders die Handtrommeln zu loben sind. Das laute Slide-Solo ist ein Genuss.
Piano, Saxofon und eine akustische Gitarre dominieren das relaxte "Sometimes" von der "Latin Blues"-CD. In gewisser Weise schließt sich der Kreis der Rea-Compilation, denn diese Nummer passt zu den ersten sechs der Platte, auch wenn es mit einem antörnenden Saxofon arrangiert wurde.
Auf der CD ist noch ausreichend Platz, sodass, aus meiner persönlichen Sicht, durchaus noch das eine oder andere Lied von diesem 'Ear Book' hätte aufgenommen werden können.

Beendet wird die Reise durch zig Jahre Rea-Karriere mit zwei Tracks aus seinem akutellen 'Ear Book' The Return.
"Blues For Janice" hat tonnenweise Atmosphäre, enthält Streicher-Elemente, womit abermals ein Schulterschluss mit den ersten sechs 'Neulingen' vollzogen wurde. Vernehme ich da einen flockig-leichen Reggae-Rhythmus?
"The Shadow Of A Fool" hat etwas von Peter Greens "Albatross".

Unter dem Strich hätte es ruhig etwas mehr sein können und da die Promo-CD nur in einem Pappschuber steckt, hoffe ich, dass die Original-Verpackung des Ende September 2008 erscheinenden Albums ohne Fehl und Tadel sein wird.
Im Endeffekt pendelt die CD zwischen 7 und 8 von 10 RockTimes-Uhren.