Cliff Richard / Soulicious
Soulicious Spielzeit: 63:25
Medium: CD
Label: EMI, 2011
Stil: Pop

Review vom 18.11.2011


Wolfgang Giese
Man kann alles sagen, nur nicht, dass er faul ist, der gute Cliff! Nach Reunited und Bold As Brass legt der Brite schon wieder ein Album vor. Im Anschluss an Ausflüge in die Vergangenheit und den Big Band-Jazz marschiert er nun in Richtung Soul. Hier kann er schon gleich, bevor der erste Ton erklingt, mit den Pfunden einer illustren Schar von Gästen wuchern - allesamt Stars der Soulgeschichte! Aber, sachte, sachte, das muss noch lange nichts zu bedeuten haben. Wie heißt es doch: » You can't judge a book by looking at its cover!«
Und, so viel bereits vorweg, so ein richtig gutes Soulalbum ist das auch nicht geworden. Gleich zu Beginn wird das deutlich, denn hier ist purer Pop angesagt, nicht ein Hauch Soul, wenngleich sauber eingespielt, so doch etwas steril, wie so manch anderer Song. Selbst wenn Dennis Edwards & The Temptation Review über dem zweiten Titel steht, so ist genau das eben nicht drin. Wieder Pop, eine glasklare Ballade mit vorhersehbaren Gesangseinsätzen, es plätschert professionell, dazu ein kurzes romantisches Gitarrensolo von...? Tja, Musiker sind leider nicht im Booklet aufgeführt. Hauptaugenmerk ist eben auf die anführenden Vokalisten gerichtet und da ist wirklich nicht gespart worden. Brenda Holloway interpretiert den Schmusesong "Do You Ever" überzeugend. Der Hit von Womack & Womack, "Teardrops", wird zusammen mit Candi Staton gesungen und ist etwas flotter, auch mit Gebläse, doch 'Soul' will auch hier nicht so recht aufkommen.
Es stellt sich im Laufe der Platte eher das Gefühl ein, dass versucht wurde, ein Popalbum mit bekannten Stars aufzumotzen und dabei mit den Klängen des geglätteten Souls der Achtziger anzureichern. Seinerzeit glitt diese Musik in gepflegte, teils langweilende Unterhaltung ab.
Wie gesagt, nicht wirklich schlecht, aber einfach aalglatt und gebügelt. Wenigstens Cliff scheint zufrieden gewesen zu sein, hätte er - laut Bekunden - dank des Produzenten David Gest wohl kaum all' diese Stars einmal persönlich kennengelernt. Wenn sich dann einmal sanft ein anderes Feeling einschleicht, geschieht das in Form von Gospel auf "Oh How Happy" oder in Form von modern produzierten Klängen auf "Every Piece Of My Broken Heart". Gelegentlich dringt ein Hauch Philly-Soul durch und auf "This Time With You" 'funkt' es dann tatsächlich doch noch mit einem dezenten Southern-Groove, das ist übrigens mein Lieblingstitel.
Zum Schluss bringt man noch das aus meiner Sicht völlig deplatzierte "Birds Of A Feather" - ja, wie nennt man das denn nun? Acid House Grooves??? Völlig überflüssige Elektroniksounds werden geboten, ich halte das für ein ganz übles Finale.
Im Booklet überschlagen sich die Künstler mit Grußworten und etlichen 'Dankeschöns' untereinander. Diese geschriebenen Gefühle hätte man etwas gezielter in die Musik einfließen lassen sollen.
Tracklist
01:Saving A Life (With Freda Payne) [Beau Dozier]
02:Go On & Tell Him (With Dennis Edwards And The Temptations Review) [Beau Dozier]
03:Do You Ever (With Brenda Holloway) [Beau Dozier]
04:Teardrops (With Candi Staton) [Zekkarilyas]
05:When I Was Your Baby (With Roberta Flack) [Ashford/Simpson/McDonald]
06:Are You Feeling Me (With Deniece Williams) [Lamont Dozier]
07:Oh How Happy (With Marilyn McCoo And Billy Davis Jr.) [Starr]
08:Every Piece Of My Broken Heart (With Valerie Simpson) [Beau Dozier]
09:How We Get Down (With Russell Thompkins, Jr. & The New Stylistics) [Beau Dozier]
10:This Time With You (With Candi Staton) [Lamont Dozier]
11:Don't Say You Love Me [Henry]
12:She Looked Good (With Dennis Edwards And The Temptations Review & Lamont Dozier) [Lamont Dozier]
13:I'm Your Puppet (With Percy Sledge) [Oldham]
14:Always And Forever (Featuring Billy Paul) [Temperton/Huff/Gilbert]
15:Birds Of A Feather (With Peabo Bryson) [Ashford/Simpson/McDonald]
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