David Rhodes / Bittersweet
Bittersweet Spielzeit: 46:25
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Pop Rock

Review vom 16.05.2010


Markus Kerren
Den meisten Musik-Freunden wird David Rhodes wahrscheinlich eher von Fotos, als von seinem Namen bekannt sein. Der Mann ist bereits seit mehr als 30 Jahren in der Szene aktiv, allerdings zumeist eher im Hintergrund. 1980 veröffentlichte er mit seiner damaligen Band Random Hold ein (New Age-) Album und diese Truppe tourte anschließend im Vorprogramm von Peter Gabriel. Zwischen Rhodes und dem ehemaligen Genesis-Sänger entwickelte sich in der Folgezeit eine feste Freundschaft und seit 1982 gehört David als Gitarrist der Begleitband Gabriels an, womit sich der Kreis zu den oben erwähnten Fotos schließt, die in den letzten Jahrzehnten von dem sehr bekannten und (wenn er denn will) medienpräsenten Sänger mit seiner Band geschossen wurden.
Aber auch neben seinem Hauptjob war David Rhodes immer schon sehr aktiv. Als gefragter Session-Musiker wirkte er als Gitarrist, (Background-) Sänger und auch Produzent bereits an einer hohen zweistelligen Zahl an Alben mit. Ebenso verfolgte er immer wieder Solo-Projekte, die unter anderem das Album "Petits Songes" aus dem Jahr 2007 zu Tage förderten. Etwa drei Jahre später legt der Engländer nun mit "Bittersweet" nach, einem Album, für das er erstaunlicherweise bisher noch keine Plattenfirma interessieren konnte. Zu Hause in Eigenregie aufgenommen und produziert, standen ihm dafür mit Charlie Jones (Bass), Dean Brodrick (Keyboards) und dem Schlagzeuger Ged Lynch (Peter Gabriel Band) alte Freunde und Weggefährten zur Seite.
Den Gesang hat Rhodes höchstselbst übernommen und überraschenderweise hört er sich nicht selten (u.a. bei "Monster Monster") sehr ähnlich wie Gabriel an. Und nicht nur das, denn auch bei den Songs an sich hat man öfter mal das Gefühl, dass sie ebenso auf einem Album seines Haupt-Brötchengebers hätten stehen können. Was dann umgehend zu der Schlussfolgerung führt, dass sich die beiden offensichtlich sehr stark gegenseitig beeinflusst haben.
Die Tracks bewegen sich alle in einem poprockigen Rahmen, wirken nie überfrachtet und beschränken sich größtenteils auf das Wesentlichste. Überzogen wird die Scheibe irgendwie von einer unterschwellig düsteren, brodelnden Atmosphäre und aufgrund von Rhodes' intensivem Gesang hat man auch das Gefühl, dass die Texte sehr persönlich ausgefallen sind. "Reality Slips" ist ein guter Opener, der sich sowohl sehr interessant anhört, als auch Radio-Potenzial hat und über einen einprägsamen Refrain verfügt. Wesentlich getragener dann "Down By The River" (nicht der Neil Young-Klassiker). Nachdenklich ist der Titel und er hört sich an, als würde sich seine Geschichte an irgendeiner Flusspromenade eines typisch englischen Regentages abspielen.
Ein Titel reiht sich an den nächsten und die Scheibe ist in sich so geschlossen, dass man sich des Gefühls nicht erwehren kann, es mit einem Konzept-Album zu tun zu haben. Musikalisch befindet sich alles auf sehr hohem Niveau und jeder einzelne Song - für sich genommen - ist gut. Was fehlt, ist der eine oder andere solistische Ausflug, selbst wenn die Gitarre (und manchmal das Keyboard) die Führung fest in der Hand hat. Wenn man "Bittersweet" etwas vorwerfen kann, dann, dass alles irgendwie etwas gleichförmig auf den Zuhörer einwirkt, es weder großartige Ausbrüche nach oben oder nach unten gibt. Da hätte man doch gerne etwas mehr mit dem Tempo variieren können.
Nun ist "Bittersweet" aber beileibe kein schlechtes Album geworden und für bestimmte Momente bzw. Stimmungen schon ein Gewinn. Freunden und Fans von Peter Gabriel braucht man die Scheibe ganz bestimmt nicht erst zu empfehlen (die wissen eh, was sie an David Rhodes haben), wer erstmal ein bisschen reinhören möchte, dem würde ich "Reality Slips", "Monster Monster", "There's A Fine Line" und "Bittersweet" empfehlen. Insgesamt gut - aber nicht bahnbrechend.
Line-up
David Rhodes (guitars, vocals)
Dean Broderick (keyboards)
Charlie Jones (bass)
Ged Lynch (drums)
Tracklist
01:Reality Slips
02:Down By The River
03:Just Two People
04:Crazy Jane
05:All I Know
06:If It Could Only Be That Easy
07:Monster, Monster
08:There's A Fine Line
09:One Touch
10:Bittersweet
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