"Bright Late Nights" war 2007 sein erstes Album. Erlend Ropstad ist Norweger und kommt aus Kristiansand. Aufgenommen wurde sein Nachfolgealbum "Roy, It Ain't Over Yet" in Bergen. So unterschiedlich die klimatischen Verhältnisse der beiden Orte zwischen Sonne und Regen sind, so fällt auch sein Zweitling aus. Der Titel-Vorname Roy gehört zum Schreiber und Cartoonisten Søbstad, einem Freund des Musikers.
Der Pianist und Sänger wird begleitet von unter anderem Ole Ludvig Krûger (drums), dem Bergen Philharmonic Orchestra sowie Davide Bertolini (bass). Letzterer hat das Album auch produziert. Vielleicht sollte noch erwähnt werden, dass die Bänder von Andy Walter in den Londoner Abbey Road Studios gemastert wurden.
Wenn sein Freunde Søbstad visuelle Heiterkeit kreiert, dann darf man durchaus sagen, dass Ropstad auch auditive Traurigkeit beziehungsweise Melancholie verbreitet. So zumindest war mein erster Eindruck des Albums. "Roy, It Ain't Over Yet" ist allerdings eine dieser Platten, deren Feinheiten und fast schon geniale Einfachheit man sich erhören sollte, nein, muss. Dann wird der nur knapp vierzigminütige Silberling zu etwas Großartigem. Der Mann aus Norwegen ist ein toller Songwriter und auf seinem Klavier serviert er uns sogar die Feinheiten des Jazz. So zum Beispiel in dem ganz sanft rockenden "Ain't Nobody's Business". Im Verbund mit der akustischen Gitarre und feinem Frauenchor wird dieser Track zu einem der echten Highlights des Rundlings.
Mit mehr oder weniger vielen Begleitmusikern werden ebenfalls unterschiedliche Atmosphären geschaffen. In drei Minuten liefert uns Ropstad eine sehr intime Huldigung an die Soul-Diva Roberta Flack ab. Bei diesem Song begleitet sich der Sänger nur auf seinem Klavier und Parallelen zur Musik der Amerikanerin sucht man vergeblich. Selbst wenn man seine Stimme als soulig bezeichnen würde, liegt der Hörer daneben. Ropstads Gesang, meist in den tieferen Tonlagen angesiedelt, ist vielschichtig und filigran zugleich. "Roy, It Ain't Over Yet" passt perfekt in die Übergangszeit zwischen Sommer und Winter. Das Album ist so bunt wie das herbstliche Laub.
Bei manchen Instrumenten muss man sich auf die bloßen Höreindrücke verlassen. Den Part eines Keyboardteppichs übernimmt in "The Past Is Closing In" eine Lap Steel Guitar. Gar nicht anfreunden wollte ich mich mit der Tatsache, dass der Musiker seinen Stil auch mit Pop verbindet. Allerdings muss man auch da auf die filigranen Zwischentöne achten. Gerade in diesem Lied sind Klavierphasen tatsächlich poppig-plakativ. Dies gilt auch für das einfach gehaltene "Swept Away".
Wenn es nicht die gezupfte oder rhythmisch geschlagene akustische Gitarre ist, dann tritt an ihre Stelle auch schon einmal das Banjo und Bertolinis Tieftöner ist ein Kontrabass. Nicht in allen Songs ist der Mann am Klavier die Hauptperson. "If I Come Back" hat nur ganz wenig Tastenbegleitung und lebt von einer ganz kleinen Besetzung.
Dem gegenüber wird der folgende Track "Allnighter" nur von den Streichern und der Akustischen begleitet. Die geborgene Stimmung fördert eine Gänsehaut. Der Hilferuf "Don't Give Up On Me" ist ähnlich und doch anders. Hier singt Ropstad seine Bitte im Refrain-Duett mit einer wunderschön singenden Frau. Dabei steht das Bergen Philharmonic Orchestra instrumental im Mittelpunkt. Klavier: Fehlanzeige. Nur die akustische Gitarre mischt sich dezent ein.
Ropstads musikalischen Momentaufnahmen emotionaler Nachdenklichkeit sind herrliche Träumereien in Moll und wenig Dur. Dieses ungewöhnliche Fluidum hört man nicht oft und dennoch ist der Musiker aus dem hohen Norden ein Überzeugungstäter.
Tracklist |
01:Mary's No Saint (4:06)
02:The Past Is Closing In (4:46)
03:Swept Away (3:17)
04:If I Come Back (3:23)
05:Allnighter (2:56)
06:Roy, Don't Do It (2:46)
07:Don't Give Up On Me Yet (4:27)
08:Roberta Flack (3:00)
09:Ain't Nobody's Business (2:55)
10:I Get It (4:55)
11:One Phone Call (3:01)
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