"Finally...", das wäre doch ein geschmeidiger Titel für eine Best-of-CD als Rückblick auf die Karriere oder nach einer Band-Trennung, um nochmals die so schönen Klingeltöne der Registrierkasse zu hören.
Nicht so beim Regensburger Jake Roeder.
Er hat sich wahrscheinlich schon Gedanken dazu gemacht, welchen Titel sein Album bekommen sollte. In der Tracklist findet man keinen Song mit dem Titel "Finally..." und die drei Punkte hinter dem Wort haben auch so ihre Bedeutung.
Wenn man die Musik in Kombination mit den Texten konsumiert, dann wird schon deutlich, dass die vorliegende CD die Zusammenfassung eines persönlichkeitsbildenden Abschnittes im Leben des Jake Roeder ist und von daher macht der Album-Titel Sinn. Es ist nur verständlich, dass die darauf befindlichen elf Kompositionen Spiegelbilder dieses Weges sind.
Apropos Weg: Gleich der erste Track ist ein Ausreißer. Liest man bei den anderen Nummer etwas von: »Produced And Mixed By Christian Lohr At Elektrizitätswerk Abensberg« oder »Produced And Mixed By Bernhard Frank At Ostwerk Tonstudios Sinzig«, dann ging es für "Too Far Gone" über den großen Teich.
Ein Name taucht da auf, der mich richtig in Freude versetzt hat und zu allererst habe ich ihn bei den Credits zum Lied gelesen… später, auf der letzten Seite des Booklets auch für das Mixing des Songs: Matt Johnson.
Matt Johnson? Na ja, ein wenig musste ich schon in meinen Schubladen stöbern, aber es könnte sich vielleicht um den Matt Johnson handeln, der The The ist. Aber das ist eine blanke Vermutung!
Roeders Frühtaten führen zu einer Band namens Milk! und vergleicht man deren Line-up mit den auf "Finally…" tätigen Musikern, findet sich der Drummer Andy Schechinger wieder, allerdings trommelt er nicht in allen Songs.
Zurück zum ersten Track kommend, ist es Josh Haselton, der die Sticks wirbelt. Gary Baker zupft die dicken Saiten. Gewusst hätte ich es nicht, aber dafür sind mitgelieferte Informationen ja auch da. Baker hat Songwriting-technisch mit den Backstreet Boys, Ronan Keating und der Boyzone zutun.
Nichtsdestotrotz, "Too far Gone" ist schon ein guter Rock-Song mit einigem an Pop-Appeal ausgestattet. Die Roeder-E-Gitarre fetzt prächtig und man gibt dem Track mit seinen lauten sowie leiseren Passagen schon einiges an Dynamik mit.
Der Regensburger ist nicht nur ein guter Sänger, sondern fühlt sich an vielen verschiedenen Instrumenten zuhause.
Da wären nicht nur die diversen 6-Saiter zu nennen, nein, auch die in der reduzierten Form, dafür allerdings dicker sind sein Ding. Darüber hinaus macht er ebenfalls an verschiedenen Tasten-Instrumenten und mit den Percussions eine gute Figur.
Roeders Kompositionen, zusammen mit Leuten wie Morgan Finay (vielleicht beim zweiten Lied ein Tippfehler und es ist wirklich der weiter unten Gelistete gemeint?), Andy Schechinger, Maya Singh, Christian Lohr, Martin Dietl, Stefanie Jakobs oder Morgan Finlay geschrieben, beeindrucken durch Flexibilität, sowohl in den Arrangements als auch durch unterschiedlichste Atmosphären. Kein Song klingt wie der andere und durch die vielen verschiedenen Instrumente finden sich die Besonderheiten manchmal erst beim zweiten oder dritten Hören.
An Eingängigkeit mangelt es auf "Finally…" wahrlich nicht.
Schließlich ist man zuweilen mit zwei oder in "It Ain't You" sind es gar drei E-Gitarren unterwegs. In ruhigeren, durchaus melancholisch nachdenklichen Momenten ist fast immer auch eine Akustische zur Stelle. Besonders gut gefällt mir die Verstärkte, gespielt von Jochen Goricnik in "Meant To Get You Back", das darüber hinaus durch perlenden Keys sowie Handtrommeln auffällt.
"Miss You" ist ein weiterer Track, der von seinem tollen Refrain lebt und mit sehr besinnlichen Akzente im Gesamtgefüge der elf Nummer auffällt.
Ebenfalls können das treibende "Just For A While" sowie das übermächtige "Carolina" als besondere Peaks auf der Platte ausgemacht werden.
Das ist natürlich nicht gleichbedeutend damit, dass die anderen Songs unter dem Strich der Qualitätskontrolle angesiedelt sind.
Die akustische Gefühlswelt eines Jake Roeders ist schon sehr gut anzuhören. Da muss man nur den Track acht ansteuern und kann sich an dem fetzigen E-Gitarren-Solo des Protagonisten erfreuen.
Bei Roeders Trip durch seine ganz persönliche Welt lohnt es sich schon, ein Ticket zu lösen. Man wird nicht enttäuscht werden.
Zuerst hatte ich Bedenken, dass bei so vielen Musikern vielleicht der Brei verdorben werden könnte. Dem ist allerdings nicht so, denn alle zusammen ergeben einen feinen musikalischen Kosmos.
Am Ende soll nicht unerwähnt bleiben, dass Jake Roeder besser klingt als Jakob Röder.
Line-up:
Jake Roeder (vocals, electric guitar - #1,3,4,7,8,10, percussion - #1, acoustic guitars - #2,3,4,5,6,7,8,10, bass - #2,3,4,7,8,10, piano - #5, B4 - #7, Rhodes - #7,11)
Shane Baker (acoustic guitar - #1)
Jochen Goricnik (electric guitars - #2,3,4,7)
Johannes Frank (electric guitars - #3)
Martin Dietl (electric guitars - #6,9)
Gary Baker (bass - #1)
Florian Henke (bass - #5,6,9)
Andy Schechinger (drums - #2,3,4,6,7,9,10)
Josh Haselton (drums - #1)
Manuel Opitz (drums - #8)
Marco Köstler (Rhodes - #2,10, B4 - #10)
Christian Lohr (programming - #5,6,9, B3 - #5,6, piano - #6)
Bernhard Frank (programming - #2,3,4,8, backing vocals - #8)
Matt Johnson (backing vocals - #1)
Tracklist |
01:Too Far Gone (3:25)
02:Meant To Get You Back (3:16)
03:It Ain't You (3:45)
04:Me Against The World (3:35)
05:Miss You (3:51)
06:Julia (3:11)
07:Carolina (3:53)
08:Fly (3:43)
09:Just For A While (3:50)
10:Since You Let Me In (3:44)
11:When I Will (3:32)
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Externe Links:
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