JF Robitaille / Rival Hearts
Rival Hearts Spielzeit: 35:31
Medium: CD
Label: G-Records (Rough Trade), 2014
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 27.05.2014


Markus Kerren
In seiner Heimat Kanada wird der Singer/Songwriter JF Robitaille bereits über den grünen Klee gelobt und mit Größen wie Bob Dylan, Lou Reed oder seinem Landsmann Leonard Cohen verglichen. Das sind natürlich nicht nur große Worte, sondern auch ganz schön üppige Versprechungen, die da über den großen Teich geschwappt kommen. Bisher ist mir die Musik des Nordamerikaners noch nicht über den Weg gelaufen, aber mit "Rival Hearts" liegt mir nun sein drittes Album vor, das mit elf Songs und immerhin über 35 Minuten Spielzeit aufwarten kann.
Was die Vergleiche mit den oben genannten Namen angeht, ist es durchaus so, dass Robitaille erstens gute Texte am Start hat und zweitens ein klasse Geschichtenerzähler ist, dem man gerne zuhört. Und genau in diesen Punkten liegt auch die Stärke von "Rival Hearts", denn Stücke wie etwa "Jessie", "Dreams With You" oder "Cry (To Keep From Laughing)" vermitteln bzw. lassen schon deutliche Bilder im Kopfkino des geneigten Hörers entstehen. Kleine Geschichten oder lediglich Skizzen von einer Beobachtung, die nicht länger als ein paar Sekunden dauerte, dafür aber unendlich viele Fragen sowie Möglichkeiten aufwirft.
Die Musik der Songs kommt durchaus melodisch, rhythmisch und mit einem feinen Händchen konzipiert daher, spielt im großen Schlachtplan des Maestros aber deutlich die zweite Geige. Wobei dies möglicherweise vollkommen unbewusst ablaufen mag. Oder es liegt einer dieser Fälle vor, bei denen die Lyrik einfach zu stark ist, dass die Kompositionen da noch Paroli bieten könnten. Wobei man den Songs deutlich zugute halten kann, dass sie den Gesang und die Stories allerbestens unterstützen. Federführend ist Robitailles Akustik-Gitarre, für die feine, unaufdringliche Rhythmik sorgen Tavo Diez de Bonilla am Bass und der Schlagzeuger Marshall Bureau.
Es mag durchaus sein, dass das knappe Dutzend Tracks nicht umgehend im Kopf des Hörers explodiert, aber sie wachsen, werden besser, verständlicher und mit der Zeit immer interessanter. Robitailles Stimme ist nicht unbedingt eine, die man aus hunderten heraushören würde, aber von der Stilistik erinnert er tatsächlich einige Male (beispielsweise bei "Dark Old Days", "Echoes" oder "Undevoted") sehr stark an den Altmeister Cohen. Und was dieser Scheibe zusätzliche Atmosphäre verleiht, ist das mal mehr, mal weniger im Vordergrund stattfindende Marimba-Spiel, das neben den Drums zusätzlich von Marshall Bureau beigesteuert wurde.
Die anfangs eingängigste Nummer ist das in Strophen zunächst langsam aufgebaute und sich dann in einem tollen, ziemlich poppigen Refrain entladende "Cry (To Keep From Laughing)", das sich zudem ganz hervorragend als Single-Auskopplung eignen würde. Die treffendste Charakterisierung stellt wahrscheinlich der Opener "Saint Catherine" dar, bei dem die lyrische Raffinesse und die feinfühlige Musik eine glückliche Liaison eingehen. Ein weiterer kleiner Hit ist "Jessie", dem die Blasinstrumente von Andy Magoffin nicht nur Tiefe, sondern eine insgesamt weitreichende Aura mitgeben.
An die ganz großen Namen, mit denen JF Robitaille bereits verglichen wurde, mag er zwar noch nicht ganz heranreichen, aber der Mann ist auf einem sehr guten Weg. Trotzdem würde ich "Rival Hearts" noch nicht unbedingt als Pflichtkauf bewerten. Wer sich aber für diese Art von Musik interessiert bzw. sich darin zu Hause fühlt, der sollte diese Scheibe auf jeden Fall mal anchecken. Die Pluspunkte liegen auf der Hand bzw. sind in den obigen Zeilen beschrieben. Bis Ende Mai ist der Mann übrigens noch in Deutschland unterwegs, falls ihr euch lieber erstmal einen livehaftigen Eindruck verschaffen wollt.
JF Robitailles dritte Platte "Rival Sons" ist ein Album, das mit jedem Durchlauf besser wird.
Line-up:
JF Robitaille (acoustic guitars, lead vocals)
Marshall Bureau (drums, percussion, marimba)
Andrew Collins (saxophone)
Tavo Diez de Bonilla (upright & electric bass, electric guitars, synthesizer, background vocals)
J.J. Ipsen (piano, organ, keyboards)
Andy Magoffin (brass, 6-string bass)
Tracklist
01:Saint Catherine
02:Jessie
03:Dead Letters
04:Black And White
05:Dark Old Days
06:Undevoted
07:Echoes
08:Dreams With You
09:Cry (To Keep From Laughing)
10:Vanished Rival
11:Grey To Blue
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