Vom Wohnzimmerauftritt zu einem der gefragtesten Blues-Gitarristen der Szene ... Jimmy Reiter baut und baute seinen Werdegang stetig aus. Er ist mit seinem persönlichen Gitarrenton auf Alben von Tom Vieth, Tommy Schneller, Big Bones, Los Reyes Del K.O., Albie Donnelly & John Kirkbride, Keith Dunn, Big Daddy Wilson sowie Dede Priest vertreten. Die Osnabrücker Blues-Szene ist eine der lebendigsten in Deutschland und brachte Reiter mit vielen nationalen sowie internationalen Gleichgesinnten zusammen. Jimmy's BlueSonic wurde aus der Taufe gehoben und Reiter lernte dann den Amerikaner Doug Jay kennen. Der war auf der Suche nach einer Band und so entstand Doug Jay & The Blue Jays. 2008 übernahm er von Gregor Hilden den Posten in der Bluesnight Band. Jimmy Reiters Eintragungen auf seiner Visitenkarte lassen sich unter anderem durch Louisiana Red, Duke Robillard, Darrell Nulisch, Larry Garner, Boo Boo Davis, Memo Gonzalez, Janice Harrington oder Paul Orta ergänzen.
Nun gibt es das Debüt-Album des vielbeschäftigten Gitarristen, Sängers und Komopnisten. Es trägt den Titel "High Priest Of Nothing" und wurde mit einer illustren Schar von namhaften Leuten in der Mühle der Freundschaft eingespielt. Gleich drei klasse Bassisten befinden sich im Line-up: Jasper Mortier, Olli Gee von der Blues Company und Mo Fuhrhop ( Henrik Freischlader). Letzterer ist natürlich auch an den Tasten zu hören. Mit Christian Rannenberg ist einer der besten Pianisten am Start und bei den Holzbläsern verhält es sich mit 'Sax' Gordon Beadle sowie Tommy Schneller nicht anders. Am Schlagzeug hören wir Björn Puls, Andre Werkmeister und Alex Lex.
Belegt werden Reiters Qualitäten als Songwriter durch viele Eigenkompositionen. Zwei hat er zusammen mit Doug Jay geschrieben und letztendlich befinden sich nur zwei Coversongs auf "High Priest Of Nothing". Einerseits handelt es sich um Luther 'Snakeboy' Johnsons "Get Down To The Nitty-Gritty" und "What Kind Of Gal Is That?" aus der Feder von Jody Williams. Über einen Song von Williams, einem meiner Lieblingsgitarristen, habe ich mich besonders gefreut. In Johnsons kurzer Karriere (er starb 1976 mit nur einundvierzig Jahren) befand sich der Gitarrist auch in der Band von Muddy Waters.
Jimmy Reiter serviert eine beeindruckende Bandbreite des Blues. Von traditionellen Wurzeln, Jump über R&B enthält das Album auch Songs im Chicago- oder New Orleans-Stil. Alles wird mit einer sehr individuellen Note des Protagonisten versehen, sodass man sich auf seinem ersten Album, auch bei den Coverversionen, davon überzeugen kann, welch ein Feeling Reiter hat. Da ist es kein Wunder, dass er ein gefragter Mann ist.
Auf der Platte befinden sich ausschließlich Perlen und schon nach dem ersten Hördurchgang hat "High Priest Of Nothing" voll überzeugt. Die CD hat es kaum aus dem Player geschafft und selbst nach zig Durchgängen kommt in keiner Weise Langeweile auf. Im Gegenteil! Mit jedem weiteren Spin entdeckt man mehr und mehr Feinheiten. Besonders angetan hat es mir die Reiter/Jay-Nummer "Where Is The Music?". Hier treffen Funk, bester Goove und gigantisch guter Chorgesang aufeinander. Dieses Stück ist einfach relaxt. So ein Lied will erst einmal geschrieben und gespielt sein. Highlight! Ohne die anderen Kompositionen in den Hintergrund zu stellen, ist das moderner Blues, der in der Funk-Auslage auch ohne Bläser heiß ist.
Nicht nur durch die Spielzeit von acht Minuten ragt "Just Another Nail" aus der Tracklist hervor. Dieser Slow Blues ist die abschließende Krönung eines brillanten Albums. Reiter singt mit sinnlicher Stimme und Fuhrhop serviert dazu zunächst einen perfekten Keyboard-Teppich. Reiters Gitarrenspiel ist durch seine Sparsamkeit doppelt effektiv und dann sorgt der Tastenmann für gleichbleibende Gänsehaut. Selten klang eine Hammond so intensiv. Anschließend ist Reiter mit seiner Predigt von der hohen Blues-Kanzel zur Stelle. "City Of Rain" ist eine weitere Ballade, die schwer beeindruckt. Die besungene Stadt kann sich überall befinden und muss nicht Osnabrück sein ... das ist Reiters globaler 12-Takter, in dem die perkussiven Elemente von Marcus Praed sehr schön sind.
Der Reiter-Blues ist bunt. Im Instrumental "Jim-Plosion!" glänzt neben dem Gitarristen auch Christian Rannenberg sowie das Saxofon. "Surf Chipmunk" enthält glänzende Bläser-Sounds und über die hervorragenden Qualitäten eines 'Sax' Gordon Beadle braucht man wahrlich keine Worte verlieren. Die Fähigkeiten der einzelnen Musiker sind mehr als nur die mathematische Summe aus den Songs und über allem schwebt Jimmy Reiter, der die Scheibe nicht zu einem Gitarren-Album gemacht hat.
Mit "High Priest Of Nothing" legt Jimmy Reiter die Messlatte für hoffentlich noch folgende Alben sehr hoch. Diese Rezension geht mit einer ganz dicken Empfehlung vom Band.
Line-up:
Jimmy Reiter (guitar, vocals - #1 - 12)
Mo Fuhrhop (keyboards - #2 - 5,8,12, bass - #1, 9)
Christian Rannenberg (piano - #1, 6, 7, 9 - 11)
'Sax' Gordon Beadle (tenor saxophone - #1, 4 - 7, 9 - 11)
Tommy Schneller (baritone saxophone - #1, 6, 7, 9, 10, tenor saxophone - 11)
Jasper Mortier (bass - #2 - 4, 8, 12, upright bass - #5)
Olli Gee (bass - #6, 7, 10,1 1)
Björn Puls (drums - #2 - 5, 8, 12)
Andre Werkmeister (drums - #1, 6, 7, 10, 11)
Alex Lex (drums - #9)
Jan Karow (backing vocals - #3, 10, percussion - #3)
Marcus Praed (backing vocals - #3, percussion - #1, 8)
Tracklist |
01:I'll Take It The Easy Way [Christoph 'Jimmy' Reiter] (3:57)
02:Yes I Do [Christoph 'Jimmy' Reiter/Doug Jay] (3:50)
03:Where Is The Music? [Christoph 'Jimmy' Reiter/Doug Jay] (4:03)
04:Get Down To The Nitty-Gritty [Luther 'Snake Boy' Johnson] (3:14)
05:All You'll Ever Need Is Me [Christoph 'Jimmy' Reiter] (5:03)
06:Jim-Plosion [Christoph 'Jimmy' Reiter] (3:51)
07:What Kind Of Gal Is That? [Jody Williams] (3:27)
08:City Of Rain [Christoph 'Jimmy' Reiter] (3:56)
09:Take It Easy Baby [Christoph 'Jimmy' Reiter] (4:08)
10:Don't Let It Pass You By [Christoph 'Jimmy' Reiter/Doug Jay] (3:36)
11:Surf Chipmunk [Christoph 'Jimmy' Reiter] (4:21)
12:Just Another Nail [Christoph 'Jimmy' Reiter] (8:00)
|
|
Externe Links:
|