John Renbourn / Palermo Snow
Palermo Snow Spielzeit: 46:48
Medium: CD
Label: Shanachie Records, 2011
Stil: Folk

Review vom 25.03.2012


Wolfgang Giese
Renbourn ist einer der Väter der britischen Folkmusik. Sein Name ist eng verbunden mit der Band Pentangle. Seit dem 8. August 1944 befindet sich der in London geborene Musiker auf dieser Welt. Angefangen von einem starken Interesse an alter Musik, kam er zudem unweigerlich in Berührung mit all' den verschiedenen Einflüssen, die sich im Großbritannien der fünfziger und sechziger Jahre einstellten, sei es die Skiffle-Bewegung und später der Rhythm & Blues.
So hatte er Kontakt mit der Blues- und Gospel-Sängerin Dorris Henderson, mit der er 1965 das Album "There You Go" aufnahm, das gleiche Jahr, in dem sein eigenes Debüt erschien, einfach "John Renbourn" betitelt.
Durch die Zusammenarbeit mit Jacqui McShee kam es in der Folgezeit zur Gründung einer wichtigen Band der britischen Folkszene: zu Pentangle. Neben den Beiden mit mit den Bandmitgliedern Bert Jansch, Danny Thompson und Terry Cox. Das war im Jahre 1968.
Doch nun zum zwanzigsten Soloalbum des Künstlers, und das nach etwa dreizehn Jahre nach dem Vorgänger. Es handelt sich um ein reines Instrumentalalbum, bei dem sich Renbourn lediglich auf drei Stücken von einem Klarinettisten begleiten lässt.
»These pieces all share a touch of romantic harmony «, so die Eingangsworte des Barden im Booklet.
Eine akustische Gitarre mit sattem Sound - so startet die Platte in die erste Runde mit dem Titelsong. Wie zu jedem Stück hat Renbourn eine kleine Hintergrundgeschichte parat, in der er erklärt, was jeweils der Grund für die Wahl war oder welche Ereignisse ihn damit verbinden.
Das schwungvolle Lied wird noch schwungvoller und bekommt eine leicht orientalische Note mit einem Hauch von Klezmer durch den Einsatz der Klarinette. Gleichzeitig gibt es ganz starke Elemente aus der klassischen Musik. Neben dieser Beschreibung von 'Schnee in Palermo', sicher eine seltene Angelegenheit, gibt es unter anderem Lieder über eine Dame, die Schubert liebte (#2), den 'Winter Circus' in Paris (#4) - Annäherungen an Themen aus Jazz und Klassik runden die Musik ab. So kommen direkt und indirekt Erik Satie, Johann Sebastian Bach, Jelly Roll Morton und Randy Weston zum Zug.
Von Letzterem interpretiert der Gitarrist zusammen mit Dick Lee einen Titel, den der Pianist Weston bereits 1957/1958 veröffentlichte. Den jazzigen Charakter kehrt Renbourn treffend heraus.
Trotz der sparsamen Instrumentierung - nur dreimal hilft die Klarinette aus - ist somit ein bunter Reigen von Abwechslung geboten, der sich einem aber auch erst richtig offenbart, wenn man konzentriert lauscht und sich am besten dabei schön entspannt. Dann kommt in den Vorträgen eine starke Schönheit zum Tragen.
Die Musik wirkt auf mich auch wie ein Resümee des bisherigen Schaffens der Gitarristen, beinhaltet sie doch so viele verschiedene Elemente und berücksichtigt so einige Stationen in seinem langjährigen Wirken sowie seine musikalischen Interessen.
Diese Musik ist sehr harmonisch, sehr schön, sehr entspannend, nie langweilig, stets unterhaltend auf hohem Niveau und von hoher Musikalität. Sehr gelungen - so mein Fazit!
Line-up:
John Renbourn (guitar)
Dick Lee (clarinet - #1, 5, 9, bass clarinet - #9)
Tracklist
01:Palermo Snow [Renbourn] (7:18)
02:Dery Miss Grsk [Renbourn] (5:27)
03:Bella Terra [Renbourn] (5:46)
04:Cirque D'Hiver [Renbourn] (3:01)
05:Ugly James [Renbourn] (3:37)
06:Sarabande [Satie] (4:35)
07:Cello Prelude in G [Bach] (2:44)
08:Weebles Wooble (But They Won't Fall Down) [Renbourn] (4:30)
09:Little Niles [Weston] (6:57)
10:Blueberry Hill [Lewis, Rose, Stock] (2:49)
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