"Blues Is Blues"... ein Statement, dem man ja nichts mehr hinzufügen muss.
Die Sängerin, Harperin und Komponistin Kellie Rucker serviert den Blues aus einer peripheren Sichtweise.
Sie hat schon mit so vielen Größen des Blues gespielt beziehungsweise auf der Bühne gestanden.
Da tauchen Namen wie B.B. King, ZZ Top, Warren Zevon oder Little Feat auf. Bei aller Internationalität darf man ihre Zusammenarbeit mit Richie Arndt nicht unerwähnt lassen.
Eine weitere besondere Beziehung gibt es wohl zu Alan Mirikitani. Er ist der Vorsteher der Buddaheads und, welch ein Zufall... er ist ebenfalls auf der vorliegenden Platte vertreten. Außerdem ist sie mit Jon Butcher befreundet. Auch er macht bei "Blues Is Blues" mit.
Was hat die Rucker aus ihrer Behauptung gemacht?
Sie nahm sich Songs von ihren beiden Alben "Ain't Hit Bottom" sowie "Church Of Texas" vor und hat sie neu interpretiert. Dieses Vorgehen ist nun nicht ganz so neu: Aynsley Lister hatte Songs aus seinem Debüt dann auf "Everything I Need".
So einfach geht das mit dem Blues nun auch nicht, Frau Rucker.
Denn das, was sie uns mit einer sehr guten Band hier vorstellt, ist ein Vorzeigebeispiel dafür, wie vielschichtig der 12-Takter ist und die dreizehn ist eine Glückszahl.
Die selbstbewusste Künstlerin hat eine schön raue Stimme und mit ihrem Harpspiel versetzt sie die Luftmoleküle mächtig in Schwingungen. Sie kreuzt den Blues mit vielen anderen Genres. Wo soll ich denn da bloß anfangen?
Vielleicht mit einem Track, der es mir besonders angetan hat.
Es ist "Love And War". Sie hat den Blues und präsentiert den Jazz. Aber so etwas von galant, dass einem schon ganz trocken im Mund wird. Da bestelle ich in der Lounge einer Bar doch direkt ein neues Getränk und höre mir die auf der kleinen Bühne spielende Band an. Mit dem Jazzbesen streichelt der Drummer die Felle und der gezupfte Kontrabass schnurrt sanft wie eine sich sauwohl fühlende Katze. Die Gitarre serviert mir auf dem Rückweg zu meinem Ledersessel herrliche Licks und ein bedächtiges Solo. Und über allem diese Harp. Nach einem trockenen Mund könnte sich in den Augen fast zu viel Feuchtigkeit ansammeln.
Oh Mann, welch ein Song!
Die Rucker ist echt wandlungsfähig.
Auch wenn sie unmittelbar danach einen weiteren ruhigeren Song, nur vom akustischen Sechssaiter und ihrer Harp begleitet, singt, hat sie auch den Drive und das Herz für den Blues Rock. Den gibt es in dynamischer Form mit sehr guten Auflockerungen im groovenden Opener "Mississippi Rain". Der Track ist mit einem vorzüglichen Akustikgitarrensolo versehen und die E-Gitarre wird zunächst mit dem Bottleneck angetrieben und das nächste Solo ist nicht minder toll. So muss Blues Rock aufgezogen werden, um zu gefallen. Die Ausgeglichenheit zwischen der E-Gitarre und Akustischen ist wundervoll.
Gleich danach lässt man das Metallröhrchen dort, wo es hingehört und siehe da, im Wilden Westen rockt der Blues auch noch.
Den Offenbarungseid leistet die Amerikanerin nicht gerade, wenn sie »I got nothing in my pocket« singt, aber trotzdem steckt eine gehörige Portion Energie in "Nothing To Lose". Hier bietet sie einen Song, in dem sie ihre gesanglichen Fähigkeiten in den Vordergrund stellt. Na ja, zu einem hinreißenden Solo auf ihrem Arbeitsgerät findet sie doch noch Zeit. Eine sehr gute Figur macht John Gillotin an der Hammond.
Den Groove scheint man wohl im Dauerabo gebucht zu haben.
Der dominiert die Rhythmik in Bestform bei "You're Leavin' Me". Wow, immer wieder beeindruckend, mit welchem Verve sich Butcher und Mirikitani ins Zeug werfen.
"In The Meantime"... gleich noch so ein Hinhörer! Rucker ist mit der raueren Variante ihrer Stimme am Start und schon ist "Blues Is Blues" zu einem Sympathieträger der Sparte geworden.
12-Takter und Country machen gemeinsame Sache in "Life Of Crime" und "Had We Not".
Die Protagonistin hat eine umwerfend gute Stimme, ist auf ihrem kleinen Instrument ebenfalls ganz groß und wartet mit einer perfekten Begleitband auf.
Kellie Rucker ist mit der Neuauflage von älteren Songs ein richtig gutes Album gelungen. Blues ist eben Blues...
Line-up:
Kellie Rucker (harp, vocals)
Alan Mirikitani (guitars)
John Butcher (guitar, bass)
John Gillotin (Hammond B3, piano)
Michael Barsimanto (drums, backing vocals)
Brain Holley (drums)
Tracklist |
01:Mississippi Rain (6:03)
02:Wild Wild West (5:09)
03:Blues Is Blues (4:55)
04:Nothin' To Lose (4:00)
05:You're Leavin' Me (4:20)
06:In The Meantime (4:18)
07:Life Of Crime (4:26)
08:Love And War (2:55)
09:Church Of Texas (4:17)
10:Talk To Me (2:59)
11:Kiss Me (4:07)
12:Rollin' And Tumblin' (3:54)
13:Had We Not (3:21)
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