Kelly Richey / Carry The Light
Carry The Light Spielzeit: 47:18
Medium: CD
Label: Sweet Lucy Records, 2008
Stil: Blues Rock


Review vom 07.07.2008


Joachim 'Joe' Brookes
"Carry The Light" ist mittlerweile ihre zehnte CD. Vorher hat sie unter anderem einige Live-Alben veröffentlicht und 2005 eine DVD mit dem schlichten Titel "Live".
Da ist eine Studio-Platte, wie die vorliegende ja fast schon ein besonderes Ereignis.
1994 begann ihr Album-Reigen mit "Sister's Got A Problem" und die findige Gitarristin, Sängerin und Songwriterin besitzt seit ihrer zweiten CD mit Sweet Lucy Records ein eigenes Label.
Entgegen allen Erwartungen hat sie "Carry The Light" nicht mit ihrer Tour-Band, Jimmy V. (bass) und Shane Fyre (drums), eingespielt, sondern wird von kompetenten Session-Musikern begleitet.
Griff sie auf ihren bisherigen Platten schon einmal gerne auf Coversongs zurück, wurden jetzt alle Stücke von John Redell, Steve Carroll und ihr geschrieben. Ausschließlich Eigenmaterial, auch im Team verfasst, gab es bisher auf dem Instrumental-Album "Speechless" aus dem Jahr 2006.
Kelly Richey ist eine Vertreterin des Blues Rock, den sie mit jeder Pore in ihre Körperflüssigkeiten verinnerlicht hat.
Darüber hinaus offenbart die Amerikanerin auf "Carry The Light" auch andere musikalische Aspekte und so kann man, nach dem ersten Hördurchgang, den Blues-rockigen Opener "Leave The Blues Behind" durchaus als einen Fingerzeig auf weitere Tracks der Platte verstehen.
In diesem Sinn ist "When All Is Said And Done" zu einer perfekten Ballade geworden, bei der es nichts zu bemängeln gibt, auch wenn sie ziemlich entfernt von 12-Takter-Mustern ist.
Neben einer ausdrucksstark gespielten Gitarre hat Richey eine enorm kraftvolle Stimme, mit der ein ums andere Mal gepunktet wird. Im erwähnten Track geht sie so weit und haucht phasenweise die Worte ins Gesangmikrofon.
Als Gitarristin stellt sie ihr Spiel in den Dienst der Sache, sprich Songs. Sie benutzt den Einsatz ihres Instruments nicht zur Selbstdarstellung. Klar ist, dass sie im Mittelpunkt steht, macht das allerdings auf eine ganz geschickte Art und Weise.
Die Blues Rocker, wie das groovende "Leave The Blues Behind", das fetzige "I Want You", in dem der Tastenmann Bill Brandenburgh den Song mit flächigen Sounds füllt sowie "Run Like Hell", das mit tonnenschwerem Zubehör aus der Rhythmus-Abteilung glänzt oder ein Southern-orientiertes "No More Lies", machen das Album zu einem 11-Gänge-Menü für Blues-Gourmets.
Der Slow-Song des Albums ist definitiv "Jericho Road".
Die Stimme von Andrea Von Allmen, in einer höheren Tonlage angesiedelt, ergänzt den Richey-Gesang perfekt und wenn ausnahmsweise drei Gitarren am Start sind, kommt es zu einem emotionsgeladenen Saiten-Finale.
In "Angela's Song" variiert sie den Sound durch eine akustische Gitarre und das ebenfalls ruhige "What In The World" steht Pate für ihr enormes Feeling in den Fingern und ihre zum wiederholten Male herrlichen Stimme.
Da darf ruhig am Lautstärkeregler gedreht werden.
Nicht nur bei den Abgehnummern von "Carry The Light" ist das äußerst lohnenswert, denn die Platte verfügt über keinen Durchhänger und viel Dynamik. Auch die Aufeinanderfolge der Stücke macht die Platte zu einem Genuss.
Darüber hinaus verdeutlicht der Titeltrack, was Richey unter einem Blues Rock-Song versteht: Kräftig, deftig, aber nicht mit dieser manchmal übertriebenen Vehemenz anderer Saiten-Artisten, die vielleicht meinen, dadurch nicht vorhandenes Feeling übertünchen zu müssen.
Kelly Richey hat kiloweise Feeling!
"Carry The Light" wird bereits beim ersten Durchgang zu einem Hinhörer und wächst zu einem imposanten Werk mit dauerhaftem Eindruck und einer Elastizität, mit der es sich jetzt schon für ein in wenigen Monaten anstehendes 'Album des Jahres' in den grauen Zellen festgesetzt hat.
Dafür gibt es zum momentanen Zeitpunkt satte 9 von 10 RockTimes-Uhren.
Very well done, Kelly!
Line-up:
Kelly Richey (guitars, vocals, backing vocals)
Josh Seurkamp (drums, percussion)
Amos Heller (bass)
Bill Brandenburgh (keyboards)
Andrea Von Allmen (backing vocals)
With:
John Redell (second guitar - #6)
Mick Denton (additional guitar - #6)
Tracklist
01:Leave The Blues Behind (3:30)
02:I Want You (3:33)
03:What In The World (5:09)
04:Carry The Light (4:46)
05:Angela's Song (4:42)
06:Jericho Road (5:03)
07:Run Like Hell (4:24)
08:When All Is Said And Done (4:33)
09:No More Lies (3:56)
10:Lookin' For A Light (2:36)
11:Time For A Change (5:01)
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