Markus Rill / Wild Blue & True
Wild Blue & True Spielzeit: 47:01
Medium: CD
Label: Blue Rose Records, 2011
Stil: Singer/Songwriter, Roots Music

Review vom 28.05.2011


Norbert Neugebauer
Woher all diese Melancholie, Markus? Nein, an seiner musikalischen Heimat, dem Red Dirt-Country, kann es nicht liegen. Dort heulen die Kojoten schon lang nicht mehr den Sonnenuntergang an und die smarten Cowboys kuscheln am Lagerfeuer miteinander. Der Mann mit dem gut gegelten Wirrkopf, der dem Vernehmen nach inzwischen vom Main an die Isar gewechselt ist, gibt auf seinem inzwischen fünften Album bei Blue Rose einmal mehr den lonesome Hobo. Den Storyteller, der all die Typen da draußen kennt, die, ob berühmt oder vergessen, auch einen Drücker haben. Der mit seiner rostigen Stimme immer gegen den Sturm ansingt (siehe das gut gemachte Cover) und das richtig tough. Ja, Markus, das nehmen wir dir ab - wild, blue und auch true!
Für seinen jüngsten Streich hat er sich fast ausschließlich auf die europäischen Buddies verlassen, an den diversen Instrumenten und Reglern. Hands On the Wheel-Kopf Tom Ripphahn (unlängst wieder mit einem eigenen River Of Time aufgetaucht), in dessen analoghaus-Studio in Karben die Aufnahmen entstanden und der auf fast allen Tracks mitspielte, zeichnete als Co-Produzent und Soundingenieur verantwortlich. Neben einigen Gästen war auch die aktuelle Hausband von Rill, die Troublemakers samt Dauerpartner Andi Obliego und Robert Oberbeck mit im Boot. Und die schneiderten den dreizehn Songs ein astreines Roots-Korsett, in dem der Boss seine Gefühle ausleben konnte. Nein, Mann, die Jungs haben's genauso drauf, wie die Cracks in Nashville oder Austin. Dass dann noch mal einer aus der dortigen Oberliga, Alex McCollough aus der Country-Hauptstadt, für das Mastering engagiert wurde, hat dem Album wohl noch den letzten 'Authentic-Schliff' beschert.
Ja, Rills Vorbilder hört man immer noch zuweilen, und wenn der inzwischen 70-jährige Übervater aller Singer/Songwriter ab und an mal auftaucht, dann ist er ein gerngesehener Gast. Nein, es ist nicht alles staubtrockene Rootsmusik nach amerikanischem Muster. Und die Rill'sche Melancholie hat durchaus auch ihre heiteren Momente. Aber (zumindest nach meinem Geschmack) hätten es schon ein, zwei Nummern mehr vom poppigere Kaliber wie "Your Own Private Rainbow" sein dürfen, bei der ihm die aufregende Annika Fehling den Blues aus dem schweren Kopf singt. Auf Tour war er ja inzwischen auch mit der blonden Schwedin. Oder wie bei "Girl Of Many Secrets", das eine Co-Produktion mit seiner anderen Partnerin Eva Hillered ist. Dreizehn gute Songs, je nach Gusto wird der Fan der semiakustischen Mucke aus Amiland seinen persönlichen Lieblingssong finden. Etwas aus der Reihe sind das swingende "Future Memory" (mit einer wunderbaren Slide über der Hammond) und das mit Cello unterlegte bewegende Abschiedslied "Time To Go". Mein Anspieltipp ist das schön rollende "Comforting Thought".
Tracklist
01:Wild Blue Truehearted Man
02:Your Own Private Rainbow
03:The Kid From Tupelo
04:Skinny Teddy
05:Comforting Thought
06:The Boy Who Never Was My Friend
07:Fast Forward
08:Girl Of Many Secrets
09:Natascha
10:Future Memory
11:Maybe More
12:Time To Go
13:Falling Into Place
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