Erinnert sich noch jemand an die Mädchenband Vanilla Ninja? Ja, genau, das sind vier estnische Mädels, die vor einiger Zeit mit zwei Top 5-Alben im Pop Rock-Bereich für Furore sorgten. Der Sängerin/Bassistin Maarja Kivi scheint der Pop-Zirkus vor fünf Jahren aber zu viel geworden zu sein, so dass sie den 'Vanille-Ninjas' auf dem Höhepunkt des Erfolges den Rücken kehrte, um nach einer Baby-Pause fortan als Solo-Künstlerin aktiv zu sein.
Mit diesem mutigen Schritt gingen weitere Veränderungen einher: So hob Maarja den Härtelevel ihrer Musik merkbar an und benannte sich dem musikalischen Wandel entsprechend in Marya Roxx um - das jetzt unter diesem Namen in Deutschland erschienene Debütalbum "Payback Time" entstand bereits vor drei Jahren und hält einen energiegeladenen Mix aus Hard Rock und Heavy Metal bereit.
Dass die Estin damit den richtigen Nerv trifft und in der Szene Akzeptanz findet, spiegeln die Kollaborationen mit gestandenen Szene-Protagonisten wieder. Die Tatsache, dass Leute wie Produzent Kevin Shirley (u.a Iron Maiden, HIM), Gitarrist Paul Crook ( Anthrax), Tieftöner Scott Metaxas ( Nuclear Assault) und Trommler Jim Roe ( Incantation) der Dame unter die Arme griffen und greifen beweist, dass man es hier mitnichten mit einem hart rockenden Kunstprodukt zu tun hat, sondern "Payback Time" eine Herzensangelegenheit zu sein scheint. Zudem wurde Mrs. Roxx in der Vergangenheit sowohl von Joey Vera (u.a. Amored Saint, Anthrax, Fates Warning) als auch von Danny Miranda ( Blue Öyster Cult, Queen) am Bass sowie weiteren Musikern ausgeholfen.
Dass große Namen noch lange keine große Musik versprechen müssen, wissen wir alle. Jedoch lässt sich von "Payback Time" sagen, dass man es hier durchaus mit einem ernstzunehmenden Album zu tun hat, das mit einigen echten Glanzmomenten aufwartet. Die poppige Vergangenheit der Frontfrau ist komplett abgetötet worden, stattdessen dominiert ein groovendes, zeitlos rockendes Metal-Klanggewand die knackigen 37 Minuten Spielzeit.
Frau Roxx lässt dabei zu nahezu jeder Sekunde die Sau raus und zieht somit einen deutlichen Trennstrich zu Vanilla Ninja - Balladen? Fehlanzeige! Ihr ausdrucksstarkes Organ passt bestens zum harten Gitarrenfundament und veredelt Songs wie das fett groovende "Time To Run", die mit einem eingängigen Refrain ausgestattete Dampfwalze "Oh Yeah" oder die erste Singleauskopplung "'21?!'" auf ganz wunderbare Weise. Weitere Highlights sind die schnelle Doublebass-Nummer "Rebel" sowie "Loverboy" und der flotte Titeltrack.
Wer peinlich-nerviges Opern-Geträller in Verbindung mit harten Gitarren kaum aushält, sondern vielmehr auf dreckig-lauten Frauengesang und riffbetonten Metal/Rock steht, der liegt bei Marya Roxx nicht falsch. Der Schritt, ihre Pop-Vergangenheit hinter sich zu lassen, sollte sich angesichts des schönen Silberlings "Payback Time" somit auszahlen, auch wenn mit großen Innovationen hier natürlich nicht zu rechnen ist und man die ein oder andere Nummer gut hätte kürzen können. Fans von Accept, Motörhead, Doro, Girlschool, Sister Sin u.a. dürfen aber gerne mal ein Ohr riskieren.
Anmerkung: Nachfolgend wird das Ende 2010 aktuelle Line-up aufgeführt.
Line-up:
Marya Roxx (vocals)
Matt Dillon (lead guitar)
Scott Metaxas (bass)
Jim Roe (drums)
Tracklist |
01:Time To Run (4:16)
02:Oh Yeah (3:29)
03:Strong (3:56)
04:'21?!' (4:22)
05:Filth (4:07)
06:Rebel (3:11)
07:Nothing Going On (3:26)
08:Loverboy (3:23)
09:Payback Time (3:29)
10:Boneyard (3:57)
|
|
Externe Links:
|