Mick Rogers / Sharabang
Sharabang Spielzeit: 45:48
Medium: CD
Label: Just One Music/Soulfood, 2013
Stil: Rock

Review vom 12.04.2013


Steve Braun
Es wurde auch höchste Zeit, dass ein Mick Rogers endlich einen Eintrag in unseren Index findet! Bis zum Klassealbum Nightingales And Bombers war er die Stimme von Manfred Mann's Earth Band, die er danach verließ, um sie acht Jahre später - nach dem Ausstieg von Gitarrist Steve Waller - wieder zu entern. Bis in heutige Tage ist Mick Rogers ein gern gesehener Gast auf hiesigen Bühnen.
Seit dem 2002er Album "Back To Earth" und dem ein Jahr später erschienenen "Father Of Day" ist "Sharabang" Rogers' drittes Solowerk.
Ein Char-à-banc war ein im frühen 19. Jahrhundert in Frankreich entwickelter erster Vorläufer des Omnibus. Die etwa hundert Jahre später aufkommende motorisierte Variante nannte man in Großbritannien 'Charabanc' und bis heute hat sich im englischen Sprachraum die Verballhornung 'Sharabang' für einen öffentlichen Omnibus gehalten. Die Assoziationen, die der Künstler bei der Titelwahl gehabt haben mag, scheinen auf der Hand zu liegen: Ein Omnibus ist ein sozialer Raum mit entsprechenden Interaktionen, dem man eine gewisse Wohlfühlatmosphäre nicht absprechen kann. Der Fahrer - in diesem Fall also Mick Rogers - bittet um Einstieg und entführt den Hörer auf seinen Rock'n'Roll Highway.
Gemeinsam mit drei abgezockten Vollprofis wie den Bissonette-Brüdern und Matt Rollings, allesamt ansonsten eher im Fusion-Bereich unterwegs, präsentiert hier Mick Rogers ein rundum stimmiges Spätwerk ohne qualitative 'Ausreißer' nach oben oder unten. Die zehn überaus entspannten dabei aber stets packenden Songs von "Sharabang" sorgen für ein wohliges Hörvergnügen zu jeder Tageszeit, zu jedem Anlass. Man spürt: Hier ist einer am Werk, der nichts und niemandem etwas beweisen muss, der Musik aus seiner Mitte heraus macht. Das mag vielleicht nicht spektakulär und garantiert nicht effekthaschend sein, dafür aber hörbar authentisch und grundsolide.
Der Einstieg erfolgt mit zwei eigenwilligen Interpretationen von wahren Klassikern der Musikhistorie: Listen To The Music, das in einer überaus geschmeidigen 'Valium-Version' dargeboten wird wird, und I Heard It Through The Grapevine, das knackig-kompakt nach vorne losrockt. Auch seine später folgende Interpretation von The Joker kann man nur als überaus gelungen bezeichnen. Den Vogel schießt er - bezüglich der Coverversionen - allerdings mit dem Hall & Oates-Klassiker "Rich Girl" ab, den er ganz im Stil eines Bruce Hornsby interpretiert. Dieser Song geht garantiert jedem Hörer unter die Haut.
Die Eigenkompositionen können sich aber ebenfalls sehen lassen. Hier stellt "Cutting Me To Pieces" nahezu alles in den Schatten. In den US hat dieser hörbar schwermetallisch inspirierte Feger schon die Wrestling-Shows erreicht und ist dort zu einer Hymne angewachsen. Völlig unerwartete Töne, die uns der Brite hier serviert. Die von schwülstigen Streichern getragene Ballade "Right For Change" kann ebenso wie die stille Pianoballade "Rock'n'Roll Days" vollends überzeugen.
Bei "Get On The Bus" steigt man sofort wieder in die in der Einleitung genannten Assoziationen ein. Als wenn man nach einem Sprint zur Bushaltestelle nur noch die Rücklichter des Omnibus' zu sehen bekäme, stürmt dieser Blues-Rocker durch lediglich eineinhalb Minuten. Die Nummer wäre garantiert ausbaufähig gewesen, stellt aber in dieser Form einen wirklich netten Gag dar.
"Sharabang" entpuppt sich weder als Hochglanz-Shuttle noch als klappriges Vehikel. Es ist vielmehr das probate Fahrzeug, um einen Ausflug auf Mick Rogers' persönlichem Highway zu unternehmen. Daumen hoch!
Line-up:
Mick Rogers (vocals, guitar)
Matt Rollings (piano, Hammond)
Matt Bissonette (bass)
Gregg Bissonette (drums)
Tracklist
01:Listen To The Music (5:12)
02:I Heard It Through The Grapevine (3:53)
03:Right For Change (5:21)
04:End Of The Line (4:20)
05:Cutting Me To Pieces (5:35)
06:We Threw It All Away (5:04)
07:Rich Girl (4:44)
08:The Joker (5:12)
09:Rock'n'Roll Days (4:42)
10:Get On The Bus (1:26)
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