Spielzeit: 89:00 (DVD 1), 129:00 (DVD 2) Medium: Do-DVD Technik (DVD 1 und 2): Video Format: DVD 9 Picture Format: 4:3 Audio: PCM Stereo Sprache: Englisch; Interview Engerling mit englischen Untertiteln Region: 0 FSK: ohne Altersbeschränkung Label: MIG Music, 2012 Stil: Rock Review vom 26.07.2012 Joachim 'Joe' Brookes

Mitch Ryder 1979 beim Rockpalast in der Essener Grugahalle... nicht nur das von Alan Bangs geführte Interview vor dem Konzert hat Kultstatus. Ein reichlich angetrunkener Ryder macht quasi was er will und stellt die Nerven des Fragestellers auf eine ordentliche Probe. Der ganze Alkohol konnte bis zum Gig gar nicht abgebaut werden, was allerdings auf Ryders Performance in dieser Nacht vielleicht sogar positive Auswirkungen hatte.

Southside Johnny und Nils Lofgren waren die weiteren Gäste bei diesem 'Famous Full Moon Concert'. Ryder hat eine unglaublich tolle Band auf der Bühne und der Gig des Detroiters gehört wohl zu den besten Konzerten aus dieser Reihe. Ryder und Co. bieten die breite Palette des Rocks auf und sind damit sehr erfolgreich.

Vielleicht war diese Rockpalast-Nacht der europäische Durchbruch für den Amerikaner. Nach einer längeren Pause hatte der Protagonist gerade "How I Spent My Vacation" veröffentlicht und einige Titel dieser Platte befinden sich auch in der Tracklist des unwiderstehlichen Auftritts mit einer Mischung aus Soul, höllischem Funk, R&B und Blues.

"Ain't Nobody White (To Sing The Blues)" gehört mittlerweile wohl zu eine der Hymnen in seiner Setlist und selbstredend dürfen Hits wie "CC Rider", hier mit einem "Jenny Take A Ride"-Little Richards-Appendix und "With A Blue Dress On/Good Golly Miss Molly" nicht fehlen. Zwei bestechende Gitarristen (Joe Gutc/Richard Schein) und der herrlich fantasievoll spielende Keyboarder Billy Csernits sorgen für Verzückung vor dem Bildschirm. Mitch Ryder, der Herr des originellen Tamburin-Einsatzes macht dem Rock'n'Roll nicht nur in der gleich lautenden Lou Reed-Komposition gehörig Beine und begeistert.

Wer sein Konzert nach einem ruhigen "True Love" mit infizierendem Groove und Reggae-Rhythmus aus den Instrumenten von Mark Gougeon sowie Wilson Owens mit einer fast zwölfminütigen "Soul Kitchen"-Version beendet, hat reichlich Lob verdient. Der The Doors-Song als Zugabe war das überdimensionierte Sahnehäubchen auf einem historischen Gig in der Essener Grugahalle. Die Bildqualität und der Sound sind, gemessen am Alter, erstaunlich gut.

Fünfundzwanzig Jahre später sinniert Mitch Ryder im Interview (mit wenigen gestellten Fragen) über den legendären Rockpalast-Auftritt und andere interessante Aspekte seiner weiteren Karriere. Ryders aktuelle Begleitband Engerling werden ebenfalls in einem Interview gewürdigt. Wolfram 'Bodi' Bodag und Bandmanager Gert Leiser geben ausführlich Auskunft über die Verbindung zum Detroit-Künstler. Beim Konzert auf der Burg Satzvey wird der Sänger von der Band Engerling und dem amerikanischen Gitarristen Robert Gillespie begleitet.

Um ein viertel Jahrhundert älter, verfügt Ryder immer noch über die gleichen gesanglichen Fähigkeiten, eine nach wie vor großartige Ausstrahlung, allerdings mit gezügelterem Körpereinsatz. Auch auf einer nicht so großen Bühne und vor weniger Publikum macht der Frontmann einen überzeugenden Eindruck. "Ain't Nobody White (Can Sing The Blues)" sowie "CC Rider" oder "Rock'n'Roll" sind mittlerweile Klassiker und gehören, wie andere Nummern auch, einfach in eine Ryder-Setlist.

"True Love" hat immer noch den Reggae und sowohl die beiden hintereinander weg gespielten Rolling Stones-Stücke "Heart Of Stone"/"Gimme Shelter" (letzteres mit toller Slide-Gitarre von Heiner Witte) als auch "Red Scar Eyes" haben eine nicht von der Hand zu weisende Faszination. Das Mannie Pokrandt-Basssolo ist hervorragend und die bereits erwähnte "Soul Kitchen" ist neu eingerichtet worden. Beide Konzerte verfügen über magnetische Wirkung.

Mitch Ryder, Engerling und Robert Gillespie spielen verdammt gut. Peter Rüchel schreibt in den Liner-Notes zur Doppel-DVD, dass auch das Burg Satzvey-Konzert über die gleiche Intensität verfügt wie der Gig in der Grugahalle. Dem ist nichts hinzufügen. Have fun!

Line-up: Grugahalle Essen, 06./07.10.1979
Mitch Ryder (vocals)
Joe Gutc (guitar)
Richard Schein (guitar)
Billy Csernits (keyboards)
Mark Gougeon (bass)
Wilson Owens (drums)

Line-up: Burg Satzvey, 27.02.2004
Mitch Ryder (vocals)
Robert Gillespie (guitar, backing vocals)
Heiner Witte (guitar, backing vocals)
Wolfgang 'Bodi' Bodag (keyboards, harmonica)
Manne Pokrandt (bass, backing vocals)
Vincent Brisach (drums)