Ramses / La Leyla & Eternity Rise
La Leyla & Eternity Rise Spielzeit: 73:35
Medium: CD
Label: Sky Records, 2009 (1976, 1978)
Stil: Krautock


Review vom 19.02.2012


Markus Kerren
Dass Hannover in den siebziger Jahren geradezu ein Nest für richtig gute Bands aus dem Progressive Rock-Sektor (um die ungeliebte Bezeichnung Kraut Rock mal außen vor zu lassen) war, dürfte sich mittlerweile weit herumgesprochen haben. Es gab wohl sogar so viele, dass einige richtig gute Truppen mittlerweile fast schon in Vergessenheit geraten sind. Zumindest mir ging es so, dass ich den Namen Ramses zwar kannte, mir aber bis vor kurzem noch nie eine Scheibe dieser Combo zwischen die Finger gekommen war. Was sich mittlerweile aber glücklicherweise geändert hat. Im Zuge der Wiederveröffentlichung des dritten Ramses-Albums "Light Fantastic" (1981) wollen wir euch hier auch nochmal die ersten beiden Scheiben "La Leyla" (1976) und "Eternity Rise" (1978) ans Herz legen, die seit gut zwei Jahren auf einer Einzel-CD erhältlich sind.
Die Band an sich noch einmal vorzustellen, kann ich mir bei diesem Review sparen, da dies unser Ulli bereits ausführlich getan hat, und zwar hier. Im Jahr 1976 war es soweit, dass das Debüt "La Leyla" - produziert von Altmeister Conny Plank und Klaus Hess (Jane) - in die Läden gewuchtet wurde. Darauf enthalten waren sechs traumhaft geile (ja, jetzt schreib' ich's doch mal) Krautrock-Songs mit allem, was man sich wünschen kann. Bereits der Opener "Devil Inside" legt mit starkem Wechselspiel von Gitarre und Keyboards los, aber auch die Drums von Reinhard Schröter sind mit akzentuiertem Spiel weit im Vordergrund.
Die wunderbar schwermütige Stimmung bleibt natürlich auch für den Titelsong erhalten, der heute noch so geil ist, wie er wohl immer schon war und perfekt den damaligen Zeitgeist widerspiegelt. Einmal mehr sind es die Gitarre und Orgel der Brüder Langhorst, die das Geschehen sehr melodiös wie atmosphärisch bestimmen, angetrieben von der sehr guten 'Hintermannschaft'! Wenn Herbert Natho dann zum Gesang anhebt, ist es an der Zeit, die Augen zu schließen und davonzuschweben. Im Mittelteil ist wieder ausreichend Zeit für einen großartigen Instrumental-Teil mit pumpendem Bass und Chören, die sich wie aus einer Traumwelt anhören. Spätestens hier ist klar, dass sich Ramses musikalisch damals nicht vor großen Namen wie Jane oder Eloy verstecken mussten.
"Garden" ist einer meiner absoluten Favoriten, obwohl es von der eigentlichen Stimmung bzw. der Ausrichtung der Band nicht abweicht. Mir gehen hier lediglich die Gesangs- wie Gitarrenmelodien ganz besonders gut ins Ohr und erzeugen gar Gänsehaut. Zum Sterben schön! "War" präsentiert sich darauf - wohl auch dem Thema geschuldet - insgesamt etwas aggressiver, ohne aber den roten Faden des Bandkonzepts zu verlieren. Hier glaubt man gar leichte Querverweise in Richtung
Deep Purple/Uriah Heep erkennen zu können, speziell was die Keyboards betrifft. Das folgende "Someone Like You" ist ein schwermütiges Hammerstück, das direkt und ohne Umwege ins Herz trifft, ausgestattet mit "Child In Time"-ähnlichen, hohen Gesangseinlagen.
Die Flöten-Sounds (vom Keyboard?) verzaubern und falls es nicht ohnehin bereits so war, so beginnt spätestens hier der ganz individuelle Film vor dem geistigen Auge des Hörers abzulaufen. Hammer! Mit "American Dream" ist dann leider schon das Ende dieses Debüts erreicht. Vielleicht nicht die stärkste Nummer der Scheibe, führt uns der Song - mit vielen Breaks ausgestattet, aber dennoch sanft - dem Ende entgegen und hin zur Repeat-Taste.
Aber halt, davor kommt ja erst noch Album Numero Zwei, "Eternity Rise" aus dem Jahr 1978. Ob es daran lag, dass Ramses dieses Werk im Alleingang produzierten? Denn insgesamt sind schon Unterschiede auszumachen. Die wiederum sechs Tracks des Zweitlings wirken etwas 'leichter', etwas Mainstream-zugänglicher, was sich direkt bei dem Eröffnungs-Stück "City Life" bemerkbar macht. Aber eines gilt nach wie vor: Was wir finden, ist eine super Band, tolles Songwriting und die Musiker hatten in der Zwischenzeit natürlich auch nichts von ihrer individuellen Klasse verloren.
War das Debüt noch komplett von der gesamten Band komponiert worden, so ist dies bei "Eternity Rise" lediglich bei dem Song "Time" der Fall. Und der hätte - was die Atmosphäre und das Feeling betrifft - auch locker auf "La Leyla" stehen können. Mein Favorit auf dem Zweitwerk! "Windy" bringt dann durch die Akustische bestimmt (im Refrain von einer atmosphärisch tollen Orgel unterstützt) wieder was Neues. Richtig schön episch und mit Liebe zum Detail geht es auch in "Agitation Play" und dem Titelsong "Eternity Rise" zu, die sämtliche Attribute der Band, speziell die Melodiösität und das hervorragende Zusammenspiel von Gitarre und Keyboards nochmal auf den Punkt bringen.
Zusammenfassend kann ich nur schließen, dass diese Band eine grandiose Entdeckung für mich war bzw. ist und ich es nach wie vor kaum glauben kann, dass sie mir in den letzten 35 Jahren 'durch die Lappen' gegangen war. Persönlich gefällt mir "La Leyla" einen Tick besser als "Eternity Rise", was aber reine Geschmackssache sein könnte. Fest steht, dass beide Alben (hier auf einer CD) sehr starke Songs erhalten, die jeder gestandene Krautrock-Fan in seinem Schrank haben sollte! Und demnächst werden wir euch in diesem Theater auch das dritte Album der Band, "Light Fantastic" vorstellen! Ich bin jetzt schon sehr gespannt!
Bis dahin gilt: Wer die hier vorgestellte CD noch nicht hat oder kennt: Umgehend einkaufen gehen!!!
Line-up:
Winfried Langhorst (keyboards, vocals)
Norbert Langhorst (electric & acoustig guitars)
Reinhard Schröter (drums, percussion, background vocals)
Hans D. Klinkhammer (bass)
Herbert Natho (vocals)
Tracklist
01:Devil Inside
02:La Leyla
03:Garden
04:War
05:Someone Like You
06:American Dream
07:City Life
08:Only Yesterday
09:Time
10:Windy
11:Agitation Play
12:Eternity Rise
Externe Links: