Rancho Relaxo / New Kind Of Orchide
New Kind Of Orchide Spielzeit: 55:19
Medium: CD
Label: Merlins Nose Records, 2010
Stil: Psychedelic Rock

Review vom 29.07.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Das Quartett Rancho Relaxo kommt aus dem norwegischen Møre og Romsdal. In der Gegend wohnen zirka sechzehn Menschen auf einem Quadratkilometer. Mal eben mit dem Fahrrad zum Nachbarn fahren ist da wohl nicht drin. Macht eine solche Situation vielleicht depressiv? »Tief in der Wildnis Norwegens« hat man es sich in einem Haus, das den Namen Tilla trägt, gemütlich gemacht und "New Kind Of Orchide" eingespielt. Seit 2003 gibt es Rancho Relaxo. Entstanden ist die Band aus den musikalischen Tätigkeiten von Inge Kjetil Sandvik und inzwischen ist vorliegende Platte das sechste Album.
Für manche Blumenliebhaber zählen Orchideen zu der Krönung der Pflanzenschöpfungen und ihre Düfte können Menschen zu anderen Wesen machen. Die Düfte finden vielerlei Verwendung in Parfüm beziehungsweise Körperpflegemitteln. Nun hat sich Rancho Relaxo zu der verwirrenden Vielfalt an Orchideen wohl eine besondere Art einfallen lassen. Wenn schon ein gesamtes Album danach betitelt ist, hegt man natürlich sofort Neugierde, wie die bestimmt erste akustische Züchtung dieser Blume gelungen.
Was zunächst in die Ohren fällt ist der übergewichtige Rhythmus. Tasteninstrumente aller Couleur zirpen durch die Botanik und Sandviks Gesang ist in einer Weise in der klanglichen Gesamtheit eingebettet, dass der eher als ein weiteres Instrument anzusehen ist. Es ist hier dermaßen psychedelisch, dass es einen mit Megawatt in die Sechziger- beziehungsweise Siebzigerjahre beamt. Der Hörer wird innerhalb der zweieinhalb Minuten am grazilen Bild von Orchideen seine Zweifel hegen, denn Rancho Relaxos Kultivierung hat etwas von einem Bulldozer, dessen Fahrer es durch Geschicklichkeit vermeidet, Schaden anzurichten. Zur Psychedelic gesellt sich Hypnose. Die Keyboard- beziehungsweise Synthesizersounds schrauben sich mit einer gewollten Monotonie in die Gehirnwindungen. Der Gesang ist lediglich ein Artikulationsschema der Band aus der Einsamkeit. Okay, hören wir doch in weitere Klangschöpfungen des Vierers und lassen uns von den Songtiteln leiten.
Was geschieht, wenn die Weisheit durch Abwesenheit glänzt. Durch die Gitarrenriffs kreiert man nun eine freundlichere Atmosphäre, aber das Bohren in der bereits erwähnten Zeitschiene hält hartnäckig an. Die Klänge der Sechsaiter erhalten leichte Parallelverschiebungen nach oben oder unten. Es klingt, als spiele die Gruppe in einer völlig leeren Halle. Kühlschrank-Feeling ist auch etwas Besonderes.
Von "Wisdom Blackout" nun zur zutreffenden Aussage "Hate Reversed Is Kind". Hey, den Text kann man jetzt phasenweise nachvollziehen. Die Eröffnung wird von einer akustischen Gitarre gestaltet. Bis hierher hatten wir diese Instrument noch nicht im Programm. Wenn man vom Refrain absieht, mag Rancho Relaxo die Monotonie, zumindest, was die Rhythmik angeht. Die scharfen Riffs der Gitarren habe was von Led Zeppelin.
Wie steht es um "Freuds God, Spaceman"? Moment, so etwas in der Art hatten wir doch schon. Der Band scheint ein gewisses Musterläppchen an Songarrangement ausreichend zu sein. Die auf- und abschwellende Dynamik, kombiniert mit entsprechender Lautstärke ist ein weiteres Markenzeichen. "Die Robot" ist jetzt flotter. Man mag, im Zusammenhang mit den anderen gehörten Tracks das Wort Groove in den Mund nehmen. Allerdings ist auch festzustellen, dass die Combo schon arg auf einer Struktur reitet.
"Hard From Heaven" hat es wieder mit der akustischen Gitarre und einer guten Portion Melodie. Dieser Track ist die Rancho Relaxo-Entspannungsoase. "The Pain Slows You Down" ist ein Sonderling. Die Gruppe spielt etwas düsteren Indie Rock und mit dem Gitarrensolo scheint man dem Hörer die Hand zur Freundschaft reichen zu wollen. Vom Text verstehe ich allerdings immer noch verdammt wenig. Zu wenig, um Zusammenhänge herstellen zu können. "Electronic Orbital Roadmovie" ist schön, weil man ganz ohne Schlagzeug auskommt und das Lied eine herrliche Entwicklung hat. Hier ist man mit Fingerspitzengefühl an die Sache herangegangen und hat Erfolg.
Rancho Relaxo veröffentlicht eine ganz eigene Orchideensammlung und sollte für die Zukunft darauf achten, aus den Pflanzen mit einer soliden Basis ihre Klangschöpfungen weiter auszubauen.
Line-up:
Inge Kjetil Sandvik (guitar, vocals)
Ole Kristian Malmedal (guitar)
Martin Victor Schram (bass)
Khalil Olsen (drums)
Tracklist
01:Black Nectarine From The Simian Heart (4:00)
02:I Love You So (2:53)
03:Freuds God, Spaceman (3:52)
04:Road Raged The Fuck Out (3:09)
05:New Kind Of Orchide (2:33)
06:Velvet Heartattack (2:51)
07:Wisdom Blackout (4:40)
08:Die Robot (2:38)
09:All You People (5:36)
10:Hate Reversed Is Kind (3:12)
11:Let It Glide (2:22)
12:Hard From Heaven (3:45)
13:Plan Your Revolution (5:00)
14:The Pain Slows You Down (4:37)
15:Electronic Orbital Roadmovie (4:09)
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