Don Cromwell hat schon so ziemlich alles durch, was man im Musik-Business so unternehmen kann. Seine Brötchen verdient sich der Kalifornier bereits seit knapp 30 Jahren als Songwriter, als Studio-Gitarrist, als Tour-Bassist für Eddie Money, Tour-Gitarrist für Air Supply (1983 - 87) und schließlich als Produzent. (u. a. für Jennifer Rush, Eddie Money, Jana Anderson). Während seiner Zeit bei Eddie Money lernte er den Gitarristen Tommy Girvin kennen und die beiden veröffentlichten 1997 das Debütalbum von Ransom, "Trouble In Paradise" betitelt. Trotz sehr guten Kritiken gingen die beiden danach wieder ihre eigenen Wege und nun, stramme 13 Jahre später liegt also die zweite Scheibe vor.
Was uns die beiden (plus Drummer Rock Hampton) hier stilistisch präsentieren, ist im Prinzip zeitloser Pop Rock, der jedoch eine ganz heftige Schlagseite in Richtung achtziger Jahre hat. Bezüglich der Produktion und Einspielung der Songs wurde zwar hervorragende Arbeit geleistet, aber leider hat man bei den elf Tracks doch immer wieder das Gefühl, sie schon mal gehört zu haben. Los geht es allerdings erfrischend rockig mit dem Titelsong, der über ein schönes, fettes Gitarren-Riff verfügt. Auch der Gesang macht in den Strophen Druck, verfällt dann im Refrain aber in eine sehr poppige 'La-La'-Melodie, die den ersten guten Eindruck wieder etwas relativiert.
"Stay With Me Tonight" ist eine typische Achtziger-Melodic-Ballade mit Akustik-Gitarre und der flehenden Titelzeile. Na ja, sehr gut ins Ohr geht das schon und auch bei Radio-Stationen dürfte die Truppe damit offene Türen einrennen. Für meinen persönlichen Geschmack kommt das allerdings ein Stückchen zu süßlich und aufgesetzt. Mit "Learn To Be Alone" machen Ransom dann genauso weiter. Wäre im Prinzip auch ein guter Song, wenn man die Thematik des Textes und das Arrangement nicht schon viel zu oft gehört hätte. Was nicht nur hier, sondern vielmehr bei den meisten Songs der Scheibe positiv heraus sticht, sind die gutklassigen Gitarrensoli von Tommy Girvin.
Überraschenderweise klingt "Heaven Knows" plötzlich in den Strophen verdächtig nach dem Brit-Pop der neunziger Jahre, um dann im Refrain aber wieder granatenmässig ein Jahrzehnt zurück zu fallen. Mir drängen sich beim Anhören der Scheibe fast zwanghaft immer die typischen Videos aus dieser Zeit vor das geistige Auge, die ich eigentlich im See des Vergessens erfolgreich ertränkt zu haben glaubte. Auch für "Life", "Best Is Yet To Come" oder "Love In Vain" gilt: Handwerklich erstklassig gemacht, aber es krankt doch schwer am Mangel von Überraschungen, dem ein oder anderen ausreißenden Schlenker oder auch nur dem Ansatz, ein Risiko einzugehen. Ein nettes Wort dafür wäre wohl 'solide'.
Na endlich, bei "Party Life" kehrt durch die anfangs fetzige Gitarre mal wieder so was wie Leben in dieses Album. Auch der Refrain ist von der Phrasierung und dem Sprachrhythmus her deutlich rockiger ausgelegt. Definitiv ein Höhepunkt auf "Better Days". Bei "Calm Before The Storm" schreit es an allen Ecken und Enden so laut nach U2, dass die vier Iren es wahrscheinlich bis nach Dublin gehört haben, während die Nummer in Kalifornien eingespielt wurde. Der Refrain von "High And Mighty" ist schlicht und ergreifend langweilig, während die Gitarre allerdings wieder einiges rausreißen kann.
Wer auf melodischen Pop Rock steht und sich aus diesem Genre absolut nichts entgehen lassen will, der ist bei Ransom gut aufgehoben. Und obwohl ich jetzt so viel geschimpft habe und ich mich mit "Better Days" so gar nicht anfreunden kann, sei noch mal gesagt, dass soundmäßig und von der Einspielung her nichts zu beanstanden ist. Ransom werden auch mit Album Nummer Zwei ganz sicher ihre Freunde finden, ich gehöre aufgrund der ausgeführten Unzulänglichkeiten allerdings nicht dazu.
Line-up:
Don Cromwell (bass, keyboards)
Tommy Girvin (guitars, vocals)
Rock Hampton (drums)
Tracklist |
01:Better Days
02:Stay With Me Tonight
03:Learn To Be Alone
04:Heaven Knows
05:Oh Life
06:Best Is Yet To Come
07:Party Life
08:Calm Before The Storm
09:High And Mighty
10:Love In Vain
11:In My Dreams
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