Die Koblenzer Formation Ra's Dawn konnte schon auf ihrem 2006er Debüt Scales Of Judgement mit hochwertigem Stahl punkten. Somit verwundert es wenig, dass auch der bereits im April erschienene Nachfolger "At The Gates Of Dawn" in keiner Weise enttäuscht, sondern abermals progressiven Power Metal der Extraklasse vorweisen kann. Die Mythologie des alten Ägypten wurde als omnipräsente Thematik beibehalten - Songtitel wie "Osiris" und "The Dawn Of Ra" weisen ebenso darauf hin wie das Coverartwork. Aber mal ehrlich: ein Bandname wie Ra's Dawn lässt ja nun auch nicht allzu viele Spielräume offen...
Was bleibt also zum neuen Langeisen zu sagen, nachdem die Rahmenbedingungen ähnlich gewesen sind wie beim Vorgänger? Festhalten muss man zu allererst, dass die Truppe in optischer Hinsicht eine deutlich bessere Figur macht als noch vor drei Jahren. Sah das Cover des Debüts noch recht billig aus, kann man heute schon von Professionalität sprechen.
Darüber hinaus ist die Truppe auch auf musikalischer Ebene reifer geworden: "At The Gates Of Dawn" lässt im Vergleich zum Vorgänger etwas ausgefeiltere Arrangements erkennen, wohingegen das instrumentale Können auf konstant hohem Niveau gehalten werden konnte. So begeistern auch 2009 sägende Metal-Riffs, melodiöse Soli und akzentuiertes Drumming den Hörer (auf "Scorched Earth War" werden diese Merkmale wunderbar vereint), hier und da durch Akustikgitarren ("Winterstorm"), Piano-Einsatz ("In Dark Ages") bzw. Keyboard-Sounds aufgelockert. Atmosphäre und klangliche Tiefe gibt es somit zuhauf, ab und an dringt man sogar in vergleichsweise düstere Gefilde vor ("Osiris").
Auch in gesanglicher Hinsicht begeistern die Rheinland-Pfälzer heuer mit mehr Ideenreichtum, da sie durch teilweise aggressivere Parts aus dem gewohnten Power Metal-Umfeld auszubrechen wagen ("Osiris", "Violation"). Passt aber jedes Mal bestens zum jeweiligen Song, so dass Puristen hier nichts 'Schlimmes' zu befürchten haben. Übrigens konnten Ra's Dawn in Sachen Chor-Arrangements ebenfalls zulegen und dem Sound hier und da zu angemessenem Bombast verhelfen.
Ihren Höhepunkt findet die kompositorische Klasse übrigens im über 20-minütigen Prog Metal-Brocken "The Dawn Of Ra", der als vielschichtiges Epos die Scheibe abschließt. Hier wird das gesamte Spektrum des Band-Sounds - von sanft-sphärischen Klängen bis hin zu treibendem Double-Bass-Geballer - abgedeckt. Dass das Stück bei einer solchen Spielzeit auch die ein oder andere kleine Länge hat, ist kaum zu vermeiden, unterm Strich liefern Ra's Dawn hier aber ihr kompositorisches Meisterstück ab. Man muss vor dieser jungen Band jedenfalls einfach den Hut ziehen, nachdem sie mit der kräftigen Zeile »I am the king of kings« einen fulminanten Abschluss gefunden hat.
"At The Gates Of Dawn" zeichnet sich insgesamt durch großartige Melodielinien, vielschichtige Songstrukturen und eine amtliche Produktion aus. Power Metal-Fans sowie Freunde von progressiven, bombastischen Klängen werden an diesem Werk sicherlich ihre Freude haben. Dass der Name Ra's Dawn für Qualität steht, hat der Fünfer hier jedenfalls einmal mehr beweisen können.
Line-up:
John Schmitz (guitar)
Olaf Reimann (vocals)
Marek Schoppa (guitar)
Philipp Nörtersheuser (keyboard)
Marco Freimuth (drums)
Martin Balthes (bass)
Tracklist |
01:The Conjuration (1:14)
02:Scorched Earth War (4:43)
03:Blinding Black (4:47)
04:Osiris (7:10)
05:In Dark Ages (6:16)
06:Violation (3:40)
07:Winterstorm (6:18)
08:Twist Of Fate (5:26)
09:The Dawn Of Ra (22:36)
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