»Hard rock bands are created to blast speakers and peel the plaster right off the walls!«
Einen Tritt in den Allerwertesten gefällig, ein bisschen Eighties-Hair Metal auf die Ohren, kleinen Ausflug zum Testosteron-Dealer machen? Ja - dann bist du hier richtig! Selten fühlte ich mich bei einer Neuveröffentlichung so sehr um mindestens 25 Jahre verjüngt, wie beim ersten Durchlauf dieser Scheibe. Erinnerungen an ganz viele Bands, Konzerte und Parties wurden innerhalb von Sekundenbruchteilen aus einer der hinteren Boxen im Hirn nach vorne katapultiert. Auch wenn es diesen alten Spruch gibt, der da sagt: »If you can remember the Eighties you probably weren't there!« Nun ja, und nicht jeder, der damals aktiv gelebt hat, hat sich auch ohne Unterbrechung das Hirn weggeschossen, gelle? Aber ich schweife ab, hier gilt es, ein Scheibchen zu besprechen, das mir von der ersten Sekunde an sehr viel Freude bereitet hat.
Eönian Records haben es mal wieder geschafft! Erst kürzlich durfte sich mein geschätzter Kollege Boris mit einem Produkt aus dem Hause des Labelchefs Stephen Craig beschäftigen und wenn man sich deren Website mal anguckt, dann wird man ganz schnell gewahr, dass da noch so ein paar Leckerlies auf uns warten. Wie so viele Bands aus dem Dunstkreis des Hair-Metal oder Heavy Rock kommen auch Rattleshake aus der Bay Area in Kalifornien, wobei die Vergangenheitsform dieses Verbs die korrektere Verwendung wäre, denn auch unsere Band hier ist längst Geschichte. Dem Grunge zum Opfer gefallen, als sich Nirvana 1991 aus den Bergen Washingtons aufmachten, den Metal zu killen…
Rattleshake hatten alles, was man unbedingt brauchte, um im Grunde erfolgreich zu werden. Sie hatten Haare, sie hatten Posen, sie hatten Einstellung, sie hatten Instrumente, sie hatten die Musik - nur hatten sie eben keine Zeit mehr. Trotzdem wurden damals (1989) die vorliegenden Songs in den Bay View Studios eingespielt, aber eben irgendwie nicht so richtig an den Mann gebracht, denn die Band löste sich schnell auf. Nach dem tausendjährigen Schlaf machte man sich dann 2008 ans Remastern und nun haben wir sie vorliegen - self titled, wie man so schön sagt - die Debütscheibe mit sage und schreibe sieben Tracks auf einer knappen halben Stunde (beinahe noch EP-Format). Und mehr braucht es auch nicht, dieser Band jegliche Attribute zuzuschreiben, die zu einer eigentlich erfolgreichen Combo gehören.
"Shootin' Whiskey" ist der Opener und allein die Nennung sollte schon ausreichen, was für ein Titel! Da stimmt einfach alles, die Riffs, die kleinen Solo-Läufe, die Melodie, das treibende Schlagzeug, der leicht dreckige Gesang. Mir ist, als hätte ich den Song schon x-mal gehört, so eingängig ist die Hookline - und nix geklaut! "Gypsy Queen" zieht sich danach etwas zäher und schwerer aus den Speakern und auch beim folgenden "Take Me Down" kommen langsam auch ein paar bluesigere Elemente zum Tragen. Insgesamt wird der Band eine Nähe zu Tesla oder Great White nachgesagt, aber im Falle von "Take Me Down" kommen auch ein wenig Erinnerungen an die Hook von Cinderellas "Shake Me" hoch. Als nächstes dringt "Mudbone Delight" aus der Anlage und lässt uns die mit Whiskey geschwängerte Luft einer miesen Bar spüren. Das Tempo bleibt in etwa gleich und Rattleshake preschen verhalten und recht sleazy, jedoch von akustischer Gitarre passend untermalt, über die Bühne, Beifallsklatschen für ein wenig Live-Atmosphäre inklusive. Dann wird bei "Jump On Me" mit schwerem Riff wieder an der Gemischschraube gedreht und am Gasgriff gezerrt. Aber die Jungs kannten neben Vollgas auch Balladen, was uns mit "Never Say Goodbye" (wie soll der Song auch sonst heißen?) eindrücklich bewiesen wird. Alle Zutaten stimmen, akustisches Geklampfe, dazu leichte Soloausflüge auf der Stromgitarre, mehrstimmiger Refrain - Feuerzeuge raus, passt, prima, danke.
Zum Abschluss gibt es dann noch einmal richtig aufs Maul und die Platte endet genauso, wie sie auch begonnen hat. Der "Rattleshake Boogie" lässt ein letztes Mal die Fönmatte fliegen und uns mit der Frage zurück, warum in Gottes Namen diese Jungs zum Scheitern verurteilt waren? Aber alles Philosophieren über Hair Metal und Grunge und weshalb das eine und nicht das andere nützt nix, es ist passiert. Damit die Musik solcher Bands aber nicht auf immer und ewig in den Katakomben irgendwelcher Studios und Labels verborgen bleibt, ist Stephen Craig mit Eönian ausgezogen, das zu ändern - und dafür gebührt ihm unser Dank. Wir sind gespannt auf die nächste Veröffentlichung.
Line-up:
Don McBee (lead vocals)
Mark Freseman (guitar, vocals)
Ralph Longo (guitar, vocals)
Steve Fletcher (drums, vocals)
Brian Lujan (bass, vocals)
Tracklist |
01:Shootin' Whiskey
02:Gypsy Queen
03:Take Me Down
04:Mudbone Delight
05:Jump On Me
06:Never Say Goodbye
07:Rattleshake Boogie
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