The Rebel Wheel / Diagramma
Diagramma Spielzeit: 60:23
Medium: CD
Label: 10 T Records, 2007
Stil: Modern Prog, Jazz, Fusion, Ambient

Review vom 20.08.2007


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
Gentle Giant, Frank Zappa, Rush und Genesis sollen alles Bands sein, die die Musik von The Rebel Wheel maßgeblich beeinflusst haben. Das sind wahrlich große Vorbilder. Da hört man eine Stimme, die kaum Emotionen aufweist, die Bassläufe klingen metallisch im Stile eines Geddy Lee, die Orgeln lassen einen Tony Banks vermuten. Das Ganze wird dann an ein einigen Stellen verworren und fertig ist die Mixtur.
Dazu bezeichnen die Kanadier ihre Musik als 'Modern Progressive Rock'. Das wirklich Interessante dabei ist, dass man sich beim Anhören von "Diagramma" nie sicher sein kann, ob die Gegenwart den Vorrang hat oder eben dann doch der 70er-Jahre-Prog die Szenerie bestimmt. Die Gitarren haben einen dreckigen Grundsound und spiegeln ehrlichen und lauten Rock wieder. Die Tasteninstrumente lassen im Gegenzug fast zu jeder Zeit Nostalgie aufkommen. Und selbst die werden durch sehr moderne Synthesizer-Töne ergänzt.
An so manchen ruhigen Stellen wirken The Rebel Wheel sogar leicht psychedelisch und experimentell. Das alles ergibt dann einen eigenen Stil und lädt den Hörer auf eine musikalische Entdeckungsreise ein. David Campbell zeichnet für die meisten Tracks verantwortlich. Beim Bedienen der Instrumente scheint es so zu sein, dass bis auf Schlagzeuger Alain Bergeron und Bassist Gary Lauzon jeder mal in die Tasten haut oder in die Saiten greift. Darüber hinaus bedienen sich die Musiker modernster Techniken und profitieren von sog. Midi-Files. Die Computer-Technologie macht es möglich.
Das Herzstück dieser Scheibe ist der Titelsong "Diagramma", welcher über 20 Minuten andauert. Dabei gehen die zu Beginn gespielten Melodien nicht leicht ins Ohr. Man hört, dass sich diese Band bereits 1991 als eine Jam-Fusion-Formation gegründet hat. Man beweist den Mut und vor allen Dingen das Durchhaltevermögen, seine Sounds disharmonisch zu präsentieren. The Rebel Wheel haben aber auch ein Händchen dafür, es nicht zu übertreiben. Die Nerven werden nicht überstrapaziert. Als eine Art Wiedergutmachung bekommen wir ruhige Passagen mit klassischen Akustik-Gitarren geboten. Natürlich macht genau das den Reiz aus. Dieser ständige Wechsel zwischen verqueren Abläufen, einem plötzlichen und geradeaus verlaufenden Rock und einer sich einmischenden ambienten Atmosphäre.
Umrahmt wird der Longtrack von einem progressiv anmutenden Hard Rock ("Threads") und einem an Jazz-Fusion angelehnten "Tempra". Dieses Album erfordert aktives Hören, wer sich diese Sache im dezenten Hintergrund gibt, wird vermutlich sehr schnell das Handtuch werfen.
Sehr stimmungsvoll ist "Arachnophobia", welches besonders durch die eingespielten Blasinstrumente auf sich aufmerksam macht. Und wem das noch nicht reicht, der kann schließlich beim elfminütigen "Awakened" kräftig abrocken. Zum Ende hin ist die Band eher straight unterwegs und leistet sich dabei sogar Abstecher in den Blues. Allerdings wird auch dieser Song von ambienten und psychedelischen Sounds untermalt.
Abwechslung gibt es auf "Diagramma" also genug. Anzunehmen ist, dass diese Scheibe in der Hauptsache bei den Freaks Anklang finden wird. Die Platte ist alles andere als einfach, hat aber seine ganz eigenen und besonderen Trademarks. In dieser Hinsicht sind The Rebel Wheel unverwechselbar. Die musikalischen Einflüsse kommen aus allen Richtungen, aber wie bereits geschrieben:
Die Mischung macht es aus. Vor dem Kauf reinhören.
Line-up:
Alain Bergeron (drums, percussion, keyboards)
David Campbell (guitars, vocals, keyboards, bass, percussion, programming)
Paul Joannis (guitars, keyboards)
Gary Lauzon (bass, bass pedals, keyboards)
Angie Maclvor (saxes, vocals, keyboards)
Tracklist
01:Threads (8:00)
02:Three Valley Gap (2:11)
03:Diagramma (21:22)
04:Tempra (4:35)
05:Hiding In Waiting (6:42)
06:Arachnophobia (5:58)
07:Awakened (11:33)
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