Pinto - who? Ich hätte ja mal unseren Dangerous Dan fragen können, was er mir von Pinto Bennett erzählen kann. Eine »Singer/Songwriter-Ikone« aus Idaho, die Reckless Kelly zu deren Karrierebeginn schwer beeindruckt und auch mit auf die Bühne gelassen hat, wenn man den PR-Ausschmückungen glauben will.
"Somewhere In Time" ist einerseits ein Tributalbum an den verehrten Kollegen, aus dessen Notenheft alle Songs stammen und der auch mitmischt. Andererseits erinnert sich die Band um die Braun-Brüder damit an ihre Jugendzeit, die von der Musik des Countrymans mit seiner Band Famous Motel Cowboys begleitet wurde. Eine Platte, die sie schon immer machen wollten, steht auf der Bandpage nachzulesen. Na denn…
Wer also hier die Fortsetzung des rockgetränkten Alternative Country von Reckless Kelly Was Here oder des noch rocklastigeren "Bullet Proof" erwartet, wird wohl enttäuscht werden. Zusammen mit dem Vorbild wandelt die ursprünglich aus dem Nordwesten der USA stammende und nun in Austin/Texas residierende Band auf staubigen Präriepfaden und löscht den Durst in windigen Saloons. Mit Joe Ely ist ein anderer alter Haudegen in der Gang, der den Jungs ebenfalls mit in den Sattel geholfen hat.
"Little Blossom" ist allerdings noch ein Opener alter Machart, eine kräftige Roots Rock-Ballade erster Güte (mit starker Verwandtschaft zu Stan Ridgways "Camouflage"). Das Intro von "The Ballad Of Elano De Leone" könnte auch von den Byrds stammen, dazu ein zeitweiliger Ian Anderson-Gesang (von Joe Ely).
Dann wird's aber schwer 'country' und das lässt die beinharten Reckless Kelly-Fans sicher erstmal schlucken. Die sollten aber zumindest bis "Pure Quill" weiterzappen, da rumpelts wieder ordentlich. Auf "Thelma" hören wir dann Mr. Bennett himself mit inzwischen altersbedingt etwas brüchiger Stimme. Beim abschließenden schunkeligen Titelsong kommen die keltischen Roots mit der Fiddle von Cody Braun durch, sicher ein Highlight des Albums. Das wirklich ansprechende 24-seitige Booklet kündigt noch zwei weitere Songs an, die dann allerdings auf der CD nicht vorhanden sind. Vielleicht gibt's die nur auf der amerikanischen Ausgabe. Für die insgesamt liebevolle Aufmachung bekommt "Somewhere In Time" noch mal einen Pluspunkt.
Sicher ein 'etwas anderes' Reckless Kelly-Album, das aber zumindest im Country-Lager auf offene Ohren stoßen wird. Die Rocker werden jedoch die Skip-Taste der Fernbedienung strapazieren.
Line-up:
Willy Braun (rhythm guitars, vocals)
Cody Braun (fiddle, mandolin, vocals)
David Abeyta (lead guitars, mand-guitar, 12 string electric guitar, piano)
Jay Nazz (drums, percussion)
Chris Schelzke (bass)
Tracklist |
01:Little Blossom
02:The Ballad Of Elano De Leone
03:Bird On A Wire
04:Everything I Could Do Wrong
05:Some People's Kids
06:I Hold The Bottle, You Hold The Wheel
07:Best Forever Yet
08:Idaho Cowboy
09:Pure Quill
10:You Cared Enough To Lie
11:Thelma
12:Somewhere In Time
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