Red Devils / King King
King King Spielzeit: 59:07
Medium: CD
Label: This Way Up Records, 1992
Stil: Blues / Rhythm & Blues

Review vom 11.12.2006


Jürgen Bauerochse
Versucht man etwas über die amerikanische Bluesband Red Devils herauszufinden, so schweigen sich die meisten Rock- und Blueslexika geflissentlich aus. Auch im Internet ist so gut wie nichts über die Combo in Erfahrung zu bringen.
Lediglich nach Eingabe des Namens Lester Butler in die Suchmaschinen wird man (zumindest bei Google) fündig und erfährt unter anderem, dass der Mann am 10. Mai 1998 an einer Überdosis starb und vorher zu den meistgesuchten Begleitmusikern der amerikanischen Rockgrößen gehörte, mit denen er zahlreiche Alben einspielte.
Die Red Devils waren die erste eigene Band dieses hervorragenden Harmonika-Spielers und Shouters. Anfang der neunziger Jahre gehörte die Gruppe zum festen Stamm in der Clubszene von Los Angeles und erlangte durch unzählige Jobs als Anheizer für die angesagten Top-Acts der Rock- und Bluesmusik schnell lokale Berühmtheit.
Im Jahr 1992 ließen die Red Devils ein Konzert im 'King King'-Club von Hollywood, CA mitschneiden und auf CD pressen, die von Rick Rubin produziert wurde.
Was den geneigten Hörer da musikalisch erwartet, wird schon durch die Tatsache deutlich, dass die beiden ehemaligen Canned Heat-Mitglieder Larry Taylor und Junior Watson der Band hilfreich zur Seite standen. Blues und Rhythm & Blues pur. Und das ohne jegliche Kompromisse. Roh, dreckig, ungeschminkt - ich weiß gar nicht, wie ich diesen Sound sonst noch beschreiben soll. Es gibt nur eine einzige Richtung, und die geht ausschließlich nach vorne. Hier ist mit Sicherheit nichts, aber auch gar nichts, nachbearbeitet worden.
Passend zur Musik ist auch der Klang dieser CD. Garagenrockmäßig tönt es aus den Boxen. Man darf auch gar nichts anderes erwarten. Es gibt einfach keine soundtechnischen Feinheiten. Die würden auch nur stören. Dafür entschädigt aber die ungeheuere Kraft und Komplexität der Aufnahmen, die einem bei entsprechender Lautstärke entgegen bläst.
Die Red Devils müssen wirklich richtig heiß auf der Bühne abgegangen sein. Ich glaube, da hat sich so mancher Top-Act so seine Gedanken gemacht, wenn diese Jungs den Einpeitscher gegeben haben. Um das zu toppen war bestimmt höchst konzentrierte Schwerstarbeit angesagt.
Die zwölf Songs der Tracklist setzen sich aus neun Coverversionen und drei eigenen Titeln zusammen. Dabei spielt anscheinend Willie Dixon eine besondere Rolle, der gleich drei Mal auf dem Album vertreten ist. Aber auch Junior Wells, Chester Burnett, Billy Ray Arnold und Sonny Boy Williamson (Rice Miller) werden entsprechend gewürdigt.
Durch das gesamte Konzert bläst sich Lester Butler am 'Mississippi-Saxophon' schier die Lunge aus dem Hals und ergänzt sich perfekt mit der Leadgitarre von Paul 'The Kid' Size. Die Rhythmus Sektion erzeugt, verstärkt durch die zweite Gitarre, einen sehr dichten Sound und macht so richtig Dampf. Ein Stillsitzen ist beim Anhören des Tonträgers einfach nicht möglich.
Dieser Live-Mitschnitt hat keine Schwachstellen, so dass ich mich auch sehr schwer damit tue, einen Anspieltipp abzugeben. So werde ich mir das in dem Fall mal tunlichst verkneifen und das Konzert in seiner Gesamtheit betrachten. Damit fahre ich sicherlich am Besten.
Ich kann jedem Anhänger von ungeschliffener, handgemachter Musik nur empfehlen, sich das Scheibchen in den Schrank zu stellen. Denn es handelt sich wirklich um einen Rohdiamanten in Sachen Blues / Rhythm & Blues von einer Band, die auch in Europa wesentlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte, als dies leider der Fall ist. Das Album ist wirklich eine 'Vergessene Perle' - im wahrsten Sinne des Wortes!
Line-up:
Lester Butler (Vocals, Harmonica)
Dave Lee Bartel (Rhythm Guitar)
Paul 'The Kid' Size (Lead Guitar)
Johnny Ray Bartel (Bass)
Bill Bateman (Drums)

Special Guest:
Gene Taylor (Piano)
Tracklist
01:Automatic (3:26)
02:Goin' To The Church (4:07)
03:She's Dangerous (5:02)
04:I Wish I Would (3:01)
05:Cross Your Heart (4:28)
06:Tail Dragger (5:24)
07:Devil Woman (6:57)
08:No Fightin' (5:56)
09:Mr. Highway Man (3:35)
10:I'm Ready (3:46)
11:Quarter To Twelve (7:03)
12:Cut That Out (4:59)
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