Red Hill / Funeral
FUNeral Spielzeit: 52:01
Medium: CD
Label: Mes Music, 2013
Stil: Indie


Review vom 04.07.2013


Ulli Heiser
"FUNeral" - was für ein gekonntes Spiel mit der Schreibweise - ist bereits das sechste Album von Red Hill. Ansonsten wäre als passender Name vielleicht 'Boot Hill' gewählt worden...
2009 gründeten Klaus Michel (Gesang und Gitarren), Kay Zingler (Bass und Backings) und Tim Greiner (Schlagzeug und Keyboards) die Band. Die drei kommen aus dem Hunsrück, eine Gegend, die prädestiniert für diese düstere, surrealistische und sehr in Moll gehaltene Musik ist. Wenn in den Infos zu Alben oftmals an den Haaren Herbeigezogenes steht, so wurde in vorliegendem Fall voll ins Schwarze getroffen. Diese Platte wäre ein perfekter Soundtrack zu einem David Lynch-Film.
Ihre Wurzeln bzw. ihre Heimat sehen Red Hill in der »Szene des Gitarren-dominierten Indie-Rocks«. Nie war mir Indie sympathischer, als die von Red Hill präsentierte Adaption. Die Stimme von Klaus ist ein gutes Stück weg von den tagtäglich gehörten. Sie kann klagen, erzählen und schreien. Und singen kann sie natürlich auch. Dazu spielt er die Gitarre so, dass es oft wie nicht von dieser Welt klingt. Kongenial unterstützt wird Klaus von Kay, der diese sehr intensive Stimmung perfekt mit tiefen Tönen spickt. Er lässt in diesen surrealen Klanglandschaften den morastigen Boden beben. Weiterhin ergänzen seine backing vocals Klaus' Stimme absolut gekonnt. Auch Tim ist unbedingt an diesem musikalischen Film beteiligt. Ob er mit Keyboardsequenzen Klanglandschaften malt oder seine Felle durch selbige jagt, es kommt alles immer wie aus einem Guss. Die drei Musiker sind so was von perfekt im Umgang ihrer Instrumente miteinander, dass man sich wirklich fragen muss: Wo kommen die her? Aus dem Hunsrück?
Red Hill werden jedem internationalen Anspruch gerecht. Es kommt auf den Standpunkt bzw. den Standort an, dann ist der Hunsrück genauso international wie London oder New York.
Cleane Gitarren schneiden die Luft, düstere Pendants sägen, wie es Crazy Horse nicht besser könnten. Die Gitarre wird getupft, geschlagen, es werden ihr Töne entlockt, die sich wabernd unter den Bass mischen und dann scheinbar aus Tims Fellen, wie Trockeneisnebel, fließen.
Die Musik ist treibend oder wälzt sich wie in Zeitlupe durch Gegenden, die es nicht geben kann, nicht geben darf. Zumindest nicht auf diesem Planeten. Gäbe man Nick Cave, Tom Waits, Crazy Horse, Tom Redecker, den 'neuen' Manic Street Preachers, den 'alten' Syd Barrett-Mannen und
Lee Clayton den Auftrag, gemeinsam eine Album zu kreieren, Red Hills "FUNeral" wäre die perfekte Blaupause. Die wenigen, fast experimentell zu nennenden Momente ("Ode à choux") fügen sich außerirdisch gut ins Gefüge des musikalisch düsteren Grundtenors von "FUNeral" ein. Gewaltige Drumhiebe begleiten die Tasten auf diesem interstellaren Flug.
Ich kann und mag keine Nummer besonders hervorheben. Zu dicht sind sie alle miteinander verbunden. Ich erwähnte eingangs einen Soundtrack. Genau so baut alles aufeinander auf und fügt sich zusammen. Diesen Film möchte ich nicht schneiden und Teile entnehmen. Das alles ist ein Guss und gehört zusammen wie Geburt und Tod. Und so gehört auch dieses Album in jedes Regal. Hätte man pro Jahr nur das Geld für eine CD, ich käme nicht umhin, genau diese Scheibe zu empfehlen. "FUNeral" greift tief in deine Psyche und Seele und ein jeder wird sich seinen Film im Kopf ansehen. Es werden sicherlich verschiedene Streifen sein, aber allesamt sind sie düster und näher am Ende, denn am Anfang. Auch wer keine Filme mag und Musik intensiv erleben möchte, kommt auf seine Kosten. Die Scheibe berührt und zeigt wieder einmal, dass Musik weit mehr sein kann, als 'nur' Musik. Ein Album, dass man selbst dann vermissen, wenn man es nicht mal kennen würde.
Auch die Texte - allesamt von Klaus Michel geschrieben - gehen tief und lassen es des Öfteren kalt den Rücken runter rollen.

»... and I pray to God, whatever that means
to bring light ...«

Line-up:
Klaus Michel (guitars, vocals)
Kay Zingler (bass, backing vocals)
Tim Greiner (drums, keyboards)
Tracklist
01:Indifferent People
02:Hit Me!
03:Drunk And Funny
04:No!
05:God, Love And You
06:Couples
07:Ode à choux
08:Smile
09:Since You've Laughed
10:Low Lights
11:Bastards
12:Someone
13:FUNeral
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