Same prodecure as every year?
Das letzte Konzert der Red Hot Chilli Pipers im Pumpwerk liegt nun auch schon wieder ein Jahr zurück.
Um die Frage gleich eingangs zu beantworten, ganz so wie im letzten Jahr war es nicht.
Aber auch nicht wesentlich besser oder wesentlich schlechter, sondern auf dem gleichen hohen individuellen musikalischen Niveau.
Diese Band ist einfach einzigartig, mit dieser unwiderstehlichen Kombination von Highland-Romantik, handfestem Rock, Spaß, Unterhaltung, Tanzbarkeit und guter Choreografie, also eine Komplett-Show vom Feinsten.
Und die drei Piper waren für sich allein schon wieder ein Orchester, bliesen sie nicht immer einförmig und unisono, sondern variierten innerhalb der Melodien und Soloparts durch variable Arrangements, ergänzten sich, warfen sich sozusagen Bälle zu, verschachtelten ihre Einzelvorträge zu einem Ganzen.
So könnten sie bereits allein eine Show bestreiten, doch weil es da noch die 'Band in der Band' gibt, die übrigens auch ohne Probleme für sich allein auftreten könnte, kommt es zu einer, in dieser Art sicher einzigartigen Verschmelzung der Stile, die nicht allein neben sich stehen, sondern durch die teilweise mit Preisen und Ehrungen ausgezeichneten Musiker zu einem ganz besonderen Sound verschmelzen, der gleichermaßen Freunde schottischer Musik, Freunde des harten Rocks und Freunde von Interpretationen bekannter Titel der Musikgeschichte erfreuen wird.
Mit dunkler Bühne, von grünem Suchscheinwerferlicht durchwandert, ertönte "Also Sprach Zarathustra" von Richard Strauss und versetzte sogleich in eine besondere Stimmung, die allerdings mit Schottland wenig gemein hatte.
Doch dann trat die Band aus dem Dunkeln und mit gewaltigem Klang beherrschten die Pipes bald das Geschehen, unterstützt von pumpendem Bass, donnernden Drums und fetziger E-Gitarre. Ja, die Mischung stimmte wieder!
Mit dem typisch harten schottischen Akzent moderierte der 'Host', Stuart Cassells wieder und wusste mit lockeren Sprüchen, sofern man sie wirklich sprachlich verstand, die Pausen zwischen den Stücken aufzulockern.
Wieder gab es die üblichen Coverversionen wie Thunderstruck, Smoke On The Water, "Clocks" ( Coldplay), Rockin' All Over The World, "Chasin' Cars" ( Snow Patrol) oder als einer der Zugabetitel We Will Rock You.
Daneben erneut das immer wieder Herz und Seele anrührende "Highland Cathedral" und einige Eigenkompositionen, die insgesamt eine bunte und unterhaltende Mischung darstellten. Die Coversongs werden hier auch nicht alle voll ausgespielt, sondern dienen oft als Teil von kleinen Medleys. Nur, und das freute mich erneut, die Songs von Coldplay und Snow Patrol wurden wieder ganz gespielt und gehören für mich in dieser gefühlvollen Art der Interpretation zu einem wichtigen Bestandteil der Show. So wurden die Stücke auch mit Jubel vom Publikum bedacht.
Erneut gab es die eigene Interpretation des Klassikers "Auld Lang Syne", etwas uptempo und dann immer schneller werdend, das gehört natürlich zur Show oder auch mal einen leicht groovenden Ausflug in die Welt der Discoszene.
Bezüglich weiterer Eindrücke will ich gern noch einmal auf meine letztjährige Konzertbetrachtung verweisen (siehe oben).
Durch die Bandbreite der musikalischen Möglichkeiten der Band sind diese zwar schon weitestgehend weit ausgelegt, doch gibt es immer noch etwas, was mir an Wünschen offen bleibt. So wäre es noch immer ein Sänger, der weitere Türen öffnen könnte, zum letztjährigen Konzert hatte ich auch hierzu bereits einen Mann wie Joey Kitson von Rawlins Cross vorgeschlagen.
Weiterhin bietet diese ungewöhnliche Besetzung der Band durchaus noch Möglichkeiten, innerhalb des Ganzen weiter zu variieren, zum Beispiel dürfte es gänsehautmäßig sein, wenn nur die drei Piper zum Beispiel "Amazing Grace" vortrügen und anschließend Gitarre, Bass und Schlagzeug einen deftigen Rocktitel zu Gehör brächten. Es gäbe also noch einiges aus dem Ärmel zu schütteln.
Wie auch immer, das hindert mich nicht daran, voller Wohlgefühl wieder ein erstklassiges Konzert erlebt zu haben, dessen Besuch ich jedem empfehlen kann, der auf ungewöhnlichen Sound steht, den Klang des Dudelsacks nicht fürchtet und einfach mal für zwei Stunden den Alltag vergessen möchte. Denn das können sie, die Burschen: Die Zeit angenehm versüßen.
Ach ja, neu war der Bassist übrigens, der von Cassels derart angekündigt wurde, er sei zwölf Jahre alt..., denn er sieht wirklich sehr jung aus, aber seinen Sechssaiter bediente er schon recht ordentlich und vermochte die letztjährige Lücke in der Band doch zum Wohle des satten Klanges gut zu füllen.
Insgesamt sei noch positiv zu vermerken, dass die Abmischung dieses Jahr besser kam und die Pipes nicht mehr in einigen Phasen in den Hintergrund gedrängt wurden. Zudem gab es nun keine durchgehende Show, sondern man flocht zwischendurch einen kurzen 'Whisky-Break' mit ein, die Spielzeit entsprach aber mit zwei Stunden der des Vorjahres.
Das ist Musik, die kann man immer wieder hören und eine Band, derer man nicht so schnell müde wird.
Und ich bin nun mehr als zuvor auch der Meinung Cassells, dass diese Band 'unique' ist!
Danke noch an das Pumpwerk-Team für die problemlose Akkreditierung.
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