Es ist dunkel und man hört "The House On The Causeway".
Fiktion: Die Momente vergehen und nach wenigen Songs fühlt man jemanden hinter sich stehen. Der Atem ist spürbar, eiskalt... Gänsehaut. Vorsichtig, ganz langsam dreht man den Kopf, die Augen weit geöffnet. Durchatmen. Alles nur Einbildung!?
Dennoch bleibt ein beklemmendes Gefühl zurück. Die Person steht nicht dort, sondern hat sich in ein anderes Zimmer verdrückt! Ungewissheit!
Nachsehen? Nein.
Dann doch, die Emotionen lassen einen nicht zufrieden. Ja, nachsehen, sich vergewissern, dass alles seine Ordnung hat. Ein ohrenbetäubendes Geräusch in der nächtlichen Stille. Der Stuhl knarrt beim Aufstehen. Man ist wehrlos. Irgendetwas in der Hand halten. Das beruhigt zumindest ein klein wenig. Der Brieföffner in der Schreibtischablage! Ja, der hat Abschreckungscharakter. Die unbekannte Person ist schließlich nicht gekommen, um einem ein freundliches »Hallo« zu entgegnen.
Langsam, ganz langsam geht es auf die Suche nach Beruhigung. Was macht man, wenn die Person abermals spürbar nahe bei einem steht. Kein Licht, bloß kein Licht.
Man wähnt sich im Vorteil, weil jede Ecke, jeder Winkel im Haus bekannt ist. Der psychische Wahnsinn nimmt seinen Lauf. Gewissheit, nur Gewissheit schaffen… da ist niemand, alles nur Einbildung. Trugbilder, Visionen.
Das grauenhafte Spiel mit der Vorstellung.
Nein, hier nicht. Entwarnung?
Was ist mit der Familie? Nur kein weiteres entlarvendes Knistern. Die Atmung kontrollieren. Sonst funktioniert es doch. Zwecklos. Emotionskontrolle geht, nur jetzt nicht.
Der Adrenalin-Vorrat ist schon verbraucht. Die Hände, der ganze Körper beginnt zu zittern. Angstschweiß, zunächst ein Rinnsal auf der rechten Wange, dann der salzige Geschmack im Mund.
Zurück im Zimmer, dem Ausgangspunkt allen emotionalen Elends, hat die Klangwelt von "The House On The Causeway" schon seit einigen Minuten aufgehört zu existieren.
Entwarnung.
Realtität: siehe Fiktion!
Was die Brüder Tim und Roo Farthing auf ihrer dritten Platte bieten, ist furchterregendes Kopfkino.
Düstere Atmosphären können sie mit elektronischen Instrumenten kreieren.
Wie ein gruseliger Faden ziehen sich Piano-Klänge durch fast alle Songs. Ab und an greift Operator A oder Operator B, wie sich die Brüder auch nennen, zu einer akustischen Gitarre. Papier wird zerrissen, auf dem Holztisch dreht sich eine Münze bis zur Bewegungslosigkeit.
Wenn "The Black Cramp" (welch ein Song-Titel) läuft, bekommen wir Besuch. Diese zwei Töne, Synthesizer- oder Keyboard-erzeugt, haben mich einmal zur Haustür gehen lassen...
Stimmung erzeugen kann Reigns. Das Bild auf dem Cover ist Programm. Gesprochene Texte, mit kühler Stimme gesungene Lyrics, chorale Gesänge, klassische Gitarre, repetative Rhythmen sorgen für Verwirrung. Immer wieder dieses Piano. Manchmal meint man, eine Kinderlied-Melodie zu hören.
Die Abneigung und die Liebe zur Musik gehen getrennte Wege.
Es wird Menschen geben, die es mögen. Andere werden sich durch "Bad Slate" oder "Your Tiny Hand Is Frozen" hypnotisieren lassen. Weitere werden sich dem musikalischen Gruselkabinett in elf Aufzügen widersetzen und standhaft bleiben.
Bitte "The House On The Causeway" nicht beim Autofahren hören und wenn, schon gar nicht alleine. Es gibt zu viele Bäume entlang der Chaussee.
Für Reigns muss man in der richtigen Stimmung sein. Was ist denn die richtige Stimmung? Es gab Situationen, da ist die Platte emotionslos. Andererseits...
Tracklist |
01:(Frontplate) (2:00)
02:Bad Slate (3:49)
03:Everything Beyond These Walls Has Been Razed (3:53)
04:Mirrors At Night (4:39)
05:Crex, Crex, Crex (4:27)
06:Vaulted (3:51)
07:Mab Crease (4:08)
08:Take It Down (5:11)
09:Your Tiny Hand Is Frozen (4:04)
10:The Black Cramp (4:58)
11:(Endplate) (2:02)
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Externe Links:
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