»Es gibt 'ne neue CD von Renft!« Diese Nachricht schlägt bei mir ein, wie eine Bombe. Ein neues Werk also von der Band, die seit ihrer Gründung 1958 fünf Weggefährten an den Musikerhimmel verlor: 1998 Gerulf Pannach, 2005 Peter 'Pjotr' Kschentz, 2006 den Bandgründer, Namensgeber und Chef Klaus Renft. Ihnen folgten 2007 Heinz Prüfer sowie 2008 der frühere Gitarrist der Band, Peter 'Cäsar' Gläser.
Viele Schicksalsschläge haben die Dinosaurier des Rock also zu verkraften, dennoch rappeln sie sich immer wieder auf, rekrutieren neue Leute und tun, was sie am besten können: Musik machen.
Als 2008 die Klaus Renft Combo das bärenstarke Album Abschied und Weitergehn veröffentlichte, sprach dieser Titel Bände und unterstrich noch einmal die Kraft, den Willen und vermutlich auch eine gesunde Portion Trotz: weiterzumachen! Denn sie sind Vollblutmusiker, das spürt man mit jedem Ton, ob on stage oder auf Platte.
Im August 2010 erschien nun die neue Scheibe in Eigenvertrieb, ein Live-Album.
Von März bis Dezember 2009 hat die Renft-Band einige ihrer Konzerte in Leipzig, Pristina, Profen, Zeulenroda und Berlin mitgeschnitten und auf Konserve gebrannt. "Renft Goes On Live 2010" nennt sich das Werk, mit dem versucht wird, eine Art 'Brücke' zwischen ihren eigenen, deutschen Songs und englisch-amerikanischen Stücken zu schlagen: »Die Band spielt nicht nur, sie praktiziert puren Rock 'n' Roll, ein Statement für all die Bands aus England und den USA, die sie schon in den 70er Jahren nachspielte und verehrte.« Damit wäre eigentlich schon alles gesagt.
Inwieweit das gelungen ist, zeigt sich auf dem vorliegenden Output. Wer mit dieser Scheibe einen 'Strauß' voller Hits erwartet hat, befindet sich auf dem astreinen Holzweg. Neben Renft-Songs der härteren Sorte wie dem Blues Rocker "Ich und der Rock", der Hard Rock-Nummer "Zwischen Liebe und Zorn" oder dem Rock-Knaller "Was mir fehlt" hat man auch ein paar internationale Hits der Marke "Come Together", "Heroes" (mit deutschem Text) oder das knapp 11-minütige "Born To Be Wild" gepackt. Hier wird nach allen Regeln der Kunst gejammt, was die Instrumente hergeben.
Spielwitz, Spielfreude und Spontanität dominieren die Platte. Marcus Schloussen am Bass und Delle Kriese an der Schießbude bilden ein grundsolides Fundament, auf dem sich die Herren Schoppe und Piatkowski genüsslich austoben können.
Vocalmäßig würden die Herren vermutlich nicht unbedingt den Siegerpreis für die beste Stimme ernten, denn was sie da bieten, ist rauer, knarziger, ungehobelter Gesang. Dafür hört man kraftvolle, oftmals sperrige Songs, ein begeistertes Publikum sowie einen glasklaren Sound (als Knöpfchendreher hat man übrigens niemand Geringeren als Eroc gewinnen können).
Für mich hat die Band nach wie vor immer dann ihre stärksten Momente, wenn sie ihre eigenen Nummern auf der Bühne zelebriert. Man hat das Gefühl, dass sie die Songs nicht nur lieben, sondern auch mit Hingabe leben und das spürt man dann natürlich auch auf dem Album.
Klar wird der eine oder andere Hits wie "Liebeslied", "Gänselieschen", "Der Apfeltraum", vielleicht auch "Cäsars Blues" schmerzlich vermissen, aber Renft können über all die Jahres ihres Bestehens aus einem riesigen Fundus schöpfen und wer kann es ihnen da verdenken, auch mal die Stücke zum Zuge kommen zu lassen, die nicht den Bekanntheitsgrad der letztgenannten haben?
Line-up:
Thomas 'Monster' Schoppe (Gesang, Gitarre)
Gisbert 'Pitti' Piatkowski (Lead Gitarre, Gesang)
Marcus 'Basskran'Schloussen (Bass, Gesang)
Delle Kriese (Drums, Gesang)
Olli Becker (Drums #14)
Tracklist |
01:Sniff Snuffle (0:14)
02:Ich und der Rock (6:22)
03:Sweet Rock Body (2:37)
04:Come Together (4:34)
05:Zwischen Liebe und Zorn (5:22)
06:Flüsse und Tränen (4:13)
07:Mama (6:30)
08:Born To Be Wild (10:58)
09:Nach der Schlacht (4:32)
10:Was mir fehlt (3:38)
11:Rockballade vom kleinen Otto (4:56)
12:Helden - Heroes (6:45)
13:Ich und der Rock (Zugabe) (7:32)
14:Sunshine of Your Love (4:20)
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