Rich Robinson / 31.01.2012, Ampere, München
Ampere
Rich Robinson
Ampere, München
31. Januar 2012
Konzertbericht
Stil: Rock


Artikel vom 14. Februar 2012


Markus Beudert
Nachdem die Black Crowes seit den letzten Konzerten in Amsterdam nun wirklich 'ernst' machen in Sachen Pause, konnte man davon ausgehen, dass relativ kurz darauf die ersten Soloprojekte folgen würden.
Rich RobinsonWährend Chris Robinson bereits seit über einem Jahr durch die kleinen Clubs der USA bummelt und mit einem Album der Chris Robinson Brotherhood erst im Laufe des Jahres zu rechnen ist, war sein jüngerer 'Krähen'-Bruder Rich bereits fleißiger. Zügig war dessen Solowerk "Through A Crooked Sun", das zweite nach dem 2004er Debüt "Paper", mit Hilfe von Gastmusikern wie Larry Campbell und Warren Haynes fertiggestellt und bereits im Herbst 2011 in den Plattenläden der Welt erhältlich. Und nach dem ersten Touren durch Nordamerika entschied sich der Gitarrist und Sänger, nun auch der alten Welt einen durchaus langen Besuch abzustatten. Neben dem neuen Album (das allerdings bereits nach den ersten Konzerten ausverkauft war) waren auch fünf(!) Konzerte in Deutschland mit von der Partie.
Los ging es hier für Rich Robinson in Hamburg, danach folgten Köln und Berlin. Aber leider zeichnete sich an den ersten Abenden schon ab, dass neben den Black Crowes auch ihre Mitglieder selbst kaum mehr Beachtung im Land der Dichter und Denker geschenkt bekommen. Was aber sicherlich auch an der schlechten Werbung und den überteuerten Ticketpreisen (fast doppelt soviel, wie im europäischen Ausland) lag.
Nichtsdestotrotz ging es am 31. Januar bei eisigen Temperaturen in die bayerische Landeshauptstadt, um den weit hergereisten Amerikanern zu zeigen, dass es hier doch noch ein paar Anhänger gibt.
Aber auch in München ein ähnliches Bild der Trauer. Maximal 30 Leute waren bei Beginn des Support Acts Dave O'Grady im Konzertraum des Ampere anzutreffen. Der gebürtige Ire sorgte mit seinen akustischen Folk-/Blues-Songs für eine angenehm warme Stimmung im atmosphärisch sonst eher kalten Ampere. Neben einigem Schmunzeln bei seiner Eigeninterpretation von Michael Jacksons "Billy Jean" und verhaltenem Mitsingen des Publikums bei "With A Little Help From My Friends" war für ihn aber nicht mehr drin. Schade, denn Talent war eindeutig vorhanden.
Rich RobinsonNach kurzer Pause erschien dann auch schon die Band um Mastermind Rich Robinson auf der Bühne, die nach kurzem Blick natürlich auch sofort die lichten Reihen im Publikum entdeckten. Trotzdem starteten sie einigermaßen gut gelaunt mit dem Opener der neuen Platte, "Gone Away". Hier konnte man schon gleich zu Beginn klasse mitrocken. Nur seltsamerweise wollte das keiner so richtig, denn auch bei den darauf folgenden Songs "It's Not Easy" und dem Fleetwood Mac-Cover "Station Man" tat sich ziemlich wenig. Der Band schadete das aber nicht, sie spulte nicht einfach nur das aktuelle Album runter, sondern baute hier und da ein paar richtig tolle Cover-Songs ein. So gab es neben Neil Youngs "Cinnamon Girl" auch die Nummer "War Drums" von Eric Burdons War. Gerade die War-Nummer konnte mit sensationellen Jams und traumhaften Gitarrensoli trumpfen, bei denen sogar das unterkühlte Münchner Publikum mal aus sich raus kam.
Rich RobinsonAllgemein lässt sich sagen, dass Rich mit seinen Bandmitgliedern das absolute Traumlos gezogen hat. Neben Joe Magistro (Drums), welcher auch bei den Black Crowes schon an der Percussion spielte, bilden Brian Allen (Bass) und Steve Molitz (Keyboards) das Rhythmus-Trio und die scheinen hier nicht nur in ihrer Arbeit voll und ganz auf zu gehen. Man spürt auf der Bühne bereits, dass sich hier auch Freunde gefunden haben, was sich am Abend darauf nur noch stärker zeigen würde, aber dazu später mehr.
Aber natürlich auch Rich Robinson selbst kann sich bei seinen eigenen Stücken sehr gut in Szene setzen. Bei Nummern wie "Follow You Forever" schleuderte er den wenigen Leuten eine gewaltige Sound-Wand entgegen. Und auch gesanglich lieferte Robinson hier einen mehr als nur ordentlichen Job ab. Der einzige Feind war an diesem Abend die Akustik, denn die Musik war, zumindest direkt vor der Bühne, um einiges lauter als der Gesang, den man so nur schwer verstehen konnte. Nach ca. 90 Minuten Spielzeit und den letzten Songs aus eigener 'Krähen'-Feder folgte die gewohnte kurze Pause, bis die Band noch einmal für zwei Zugaben erschien. Als erste Nummer gab es das Traditional "Motherless Children", gespielt in der
Eric Clapton-Version. Hier konnte Rich wieder beweisen, dass er auch ohne die Crowes ein Ausnahme-Gitarrist ist.
Rich Robinson        Rich Robinson        Rich Robinson
Als Abschluss gab es einen von Richs persönlichen Lieblingssongs: "What Goes On" von
Velvet Underground, auch eine Band, die anfangs kaum einer sehen oder hören wollte. Nach diesem groovigen Ende, welches der Band scheinbar mehr Spaß machte, als dem 'Groß'-Teil des Publikums, war dann auch Schluss. Rich und Band bedankten sich höflich zurückhaltend bei den Münchnern, die ihnen in ähnlicher Weise zurückdankten.
Alles in allem kann man sagen, dass es ein sehr gutes Konzert war, welches nicht nur mehr, sondern auch ausgelassenere Zuschauer verdient hätte. Die Gründe können städtisch oder auch überregional bedingt liegen. Ob das fränkische Publikum in Nürnberg am darauf folgendem Tag ähnlich lethargisch reagieren sollte, gibt's im nächsten Teil zu lesen.
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