Nach einer langen Rückfahrt von München und dem dazugehörigen, nicht ausreichendem Schlaf folgte am nächsten Tag erstmal eine Informatik-Klausur. Ein gelungener Einstieg für ein weiteres Deutschland-Konzert von Rich Robinson.
Nachdem das Konzert in München ähnlich wie die anderen Shows in Deutschland verlief, nämlich mit wenig Publikum und ebenso wenig Begeisterung, wurden nun alle Hoffnungen auf den letzten Abend im eigenem Land gesetzt. Und obwohl es in Deutschland viele große Städte und die dazugehörigen Clubs gibt, fand die letzte Show erstaunlicherweise im Hirsch in Nürnberg statt.
Heimspiel! Rich Robinson in Franken. So verrückt das klingen mag, ebenso verrückt tief sind ab dieser Woche die Temperaturen gefallen. Und dank stark verfrühter Ankunft konnte ich bereits dem Soundcheck bei sibirischer Kälte von außen lauschen.
Als dann um 19.00 Uhr endlich der Einlass begann, war natürlich wieder wie erwartet wenig bis gar nichts los. Für unbekannte Bands wird es wohl immer schwerer, in Deutschland Fuß zu fassen.
Trotzdem begann Dave O'Grady sein Set auch an diesem Abend wieder hochmotiviert. Auch heute machten seine Songs, die er mit viel Gefühl und spielerischer Leichtigkeit an den Tag bzw. Abend legte, richtig Spaß. Einzig das Publikum wollte wieder nicht so recht drauf anspringen. Dennoch gab es hier schon mal etwas Positives zu berichten, denn im Vergleich zu München waren mittlerweile ungefähr doppelt so viele Besucher erschienen.
Und als dann kurze Zeit später Rich Robinson und Band die Bühne des Hirsch betraten, wurden sie auch mit verdient warmem Applaus empfangen.
Der Anfang lief musikalisch parallel zum vorherigen Abend ab, "Gone Away" und "It's Not Easy" bildeten den perfekten Einstieg für eine außergewöhnliche Rock-Show, die dieses Mal auch wirklich vom Publikum gewürdigt werden sollte. Denn schon nach den ersten Songs war immer wieder lauter Applaus zu hören. Rich dankte mit höflichen 'Thank yous' und großartigen Gitarrensoli während der Stücke. Was das Gesamtbild zusätzlich noch verbesserte, war die allgemein viel bessere Akustik. Diesmal war Richs Gesang sehr deutlich zu hören und die Instrumente trotzdem noch mehr als laut genug.
Nach zwei Nummern von der parallel erschienenen EP "Llama Blues" setzte der heute wohl sehr gut gelaunte Mr. Robinson seine Liebe für Neil Youngs-Stücke fort. So gab es den alten Neil gleich im Doppelpack: "Down By The River", mit großartigen Jams zwischen Rich und Keyboarder Steve, und das anschließende "Cinnamon Girl" von der gleichen Platte ("Everybody Knows This Is Nowhere") wurden vom Nürnberger Publikum zu Recht lauthals gefeiert.
Allgemein schien an diesem Abend alles um einiges entspannter und besser zu laufen. Die Soli wurden länger, die Jams ausgedehnter und auch Rich selber grinste und lachte öfter, als man es von ihm normal gewohnt ist.
Auch im Hirsch gab es wieder das Klang-Gewitter "Follow You Forever" und den Fleetwood Mac-Song "Station Man". Allesamt grandios dargeboten und auch vom Publikum mit offenen Armen und Ohren aufgenommen. Jeder in der Band kennt seinen festen Job und trotzdem kann sich jeder individuell in Szene setzen, denn neben dem taktgenauen Rhythmus-Spiel nutzen Drummer Joe Magistro und Keyboarder Steve aka Merlin Molitz auch ihre Stimmen, um Rich tatkräftig auf seiner Solotour zu unterstützen.
Und siehe da, sogar einen Black Crowes-Song sollte es an diesem Abend geben! Eine elektrische, wunderbar polternde Version von Richs "What Is Home" klang genau so, als wäre sie ein Bonus-Track von dessen Soloalbum. Auch die Zugaben liefen dieses Mal um einiges spielfreudiger ab, was Band und Publikum gleichermaßen in andere Dimensionen schoss. Wenn der Velvet Underground-Song "What Goes On" noch geradezu geradlinig daherkam, folgte mit dem Schluss-Stück "War Drums" noch mal eine richtige Odyssee.
Rich samt Band steigerten sich weiter und weiter, Gitarre wechselte mit Keyboards den Solopart und nach den letzten zehn Minuten Jam Rock waren nicht nur die Band, sondern auch das Publikum mehr als zufriedengestellt. Endlich gab es auch die lauten Freudenrufe, die ein Ausnahme-Musiker wie Robinson verdient hat.
Ein persönliches Highlight folgte schließlich noch nach dem Konzert. Rich sowie die komplette Band entschieden sich, die restliche Zeit des Abends mit uns in der Kneipe des Hirschs zu verbringen. Eine ganze Stunde lang waren es nicht die sogenannten Fans, die ihr Idol mit Fragen löcherten, nein Rich selber erzählte eine Geschichte nach der anderen, diskutierte über Instrumente und die heutige Musikszene und hatte sichtlichen Spaß dabei. Einzig ein fränkisches Bier gab es nicht mehr als Belohnung, und so musste letztendlich ein nichtssagendes Markenprodukt dafür herhalten.
Dennoch haben der Auftritt und das ganze Drumherum einen so positiven Eindruck hinterlassen, dass noch während des Gesprächs mit Rich der Plan gefasst wurde, zum letzten Europa-Konzert nach London zu fliegen. Wie viele Besucher dort auftauchen, welche Songs gespielt werden, oder ob Rich in London sein deutsches Bier bekommt? Dazu im letzten Teil mehr!
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