In Bayern gibt's recht viele schräge Vögel. Auch solche, die (einträglich) eine schräge Musi machen und damit sogar im nördlichen Restdeutschland (Sau-Preißn) und den geliebten Brüderländern Schwaben und Österreich (Süd-Preißn) erfolgreich sind. Was mich immer wieder wundert, denn wer schon (außer den annektierten Völkern, die von Kindheit an unerbittlich dem bayerischen Idiom öffentlich-rechtlich ausgeliefert sind) versteht Haindling, die Biermösl Blosn, den Söllners Hans oder eben den Dr. Ringsgwandl? Wohl koa Sau!
Also der Ringsgwandl hat 1993 der stressigen Karriere als Krankenhausarzt entsagt, um sich fortan dem geregelten Leben eines Rock'n'Rollers hinzugeben. Und dass es ihm dabei besser geht und er (nicht zuletzt dank des erstaunlichen Vertrags mit dem Medien-Riesen Sony) seine Familie damit ordentlich ernähren kann, ist doch recht erfreulich. Und mit Eintrittspreisen von um die 20 Euro zählt er auch nicht mehr zu den Bettelmusikanten. Folgendes sagt die recht amüsante Homepage über seinen Werdegang:
»Georg Ringsgwandl, geboren 1948 in Staufenbrück (Staffabruck) bei Bad Reichenhall, lernte als Kind Zitherspielen und trat bei Kaffeekränzchen des benachbarten Konsumladens auf; spielte später in einer Dixie-Band die Posaune. Als 18jähriger erkrankte er an Lungenschwindsucht, welche ihn fast dahinraffte, übte im Sanatorium Gitarre und schrieb Songs. Dann Studium der Medizin, er wurde Assistenzarzt am Münchener Klinikum Großhadern und lebte einige Zeit in Amerika. Zuletzt Oberarzt und Kardiologe am Klinikum Garmisch-Partenkirchen.«
Mit "Der schärfste Gang" bringt es der Herr Doktor schon auf 11 Alben und 1 DVD. Dass der Mensch mit dem Riesen-Zinken auf dem Cover geschminkt ist und eine Frisur, wia in'd Steckdosn neig'langt, trägt, ist nur ein Trick, Boy George- und Sex Pistols-Fans zum blinden Kauf der CD zu verführen. Mit der Verkleidung hat's der spindeldürre Kasper halt, der auch den Bayerischen Rekord im Pete Townshend - Stage Jumping hält.
Wie gesagt, gesungen wird vorwiegend boarisch, oberbayrisch genauer gesagt (was für Außenstehende aber völlig egal ist) und seine Themen sind so schräg wie der Ringsgwandl selber. Nicht unbedingt neu, aber auf jeden Fall originell und mit gekonntem Witz aufbereitet. Die Band ist klasse, die Produktion blitzblank wie der Föhnhimmel über München und der Sound so druckvoll wie das Heckenbrunzen nach der vierten Maß. Mit Florian Anselm Schmidt und Manni Mildenberger hat er ein junges, versiertes Bass/Schlagzeug-Duo, das auch noch diverse Melodieinstrumente spielt und halbwegs singen kann. Ein echtes Ass ist Nick Woodland an den Saiteninstrumenten, das andere Unikum auf der Bühne. Von simpler Begleitung zur Zither über Halbstarken-Rock'n'Roll, Slide-Groove bis zum knackigen Funk haben die Herren alles drauf, um dem Scheff seine Liadln auszustaffieren. Der spielt Gitarre und Zither und singt natürlich meistens (zum Aushalten).
Es geht um die scharfe "Vroni" von der Verkehrsüberwachung, "die Mörderfrau", den "simplen Typ" und die "ganz normale Frau", Einen, der "se an Dreeck scheißt", den "Konsumverweigerer", die verfressenen "Saurier", den, "der wo am Bass is" und dann die ganz speziellen Geschichten. Weil Kindermangel die Wurzel allen künftigen Übels ist, rät er zum "Wäsch versaun" und Bettn ruiniern mit der Altn. Des "Lebn is wiara Kuah" und Hauptsach is, des ois im "Feng Shui" is.
Die Platte ist schön schiach und rockt ordentlich. Ob man den 'Babelfisch' braucht, um die Texte zu verstehen, sei dahin gestellt. Verpackt ist sie in einem schicken Digi-Packl mit Hochglanz-Büacherl, in dem die ganzen Versln aufgeschrieben sind. Auch Preißn zu empfehlen. Mit boarischem Gruß!
Tracklist |
01:Die Welt ist kompliziert
02:Vroni
03:Lebn ois wiara Kuah
04:Der Konsumverweigerer
05:Die Mörderfrau
06:Feng Shui Liadl
07:Wäsch versaun
08:Saurier
09:Simpler Typ
10:Der wo am Baß is
11:Ganz normale Frau
12:Er scheißt se an Dreeck
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