Rishloo / Feathergun
Feathergun Spielzeit: 58:36
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2009
Stil: New Prog

Review vom 30.05.2010


Michael Knoppik
Wer kann alles keinen Prog mehr hören? Klingt nicht auch in diesem höchst abwechslungsreichen Genre alles gleich? Wird im symphonischen Prog nicht immer auf die Bombast-Tube gedrückt? Wird im Krummtakt-Prog nicht immer von 7/4 nach 5/4 und 11/4 gewechselt, während der Bassist total entgegengesetzt spielt? Wird im Jazz-Fusion-Prog nicht immer nur wild gefrickelt? Hört man bei atmosphärischem Prog nicht immer eine glasklare E-Gitarre über Keyboardflächen solieren? Kann man die Hammond B3, den Moog etc. irgendwann sowieso nicht mehr hören? RIO/Avant nicht irgendwie ZU abgehoben? Nervt auch die Hinzunahme von Modern Rock oder Heavy-Elementen nicht auch irgendwann? Wird im Krautrock nicht sowieso nur ewig gejammt? Kann man die post-rockigen Walls Of Sounds irgendwann nicht mehr ertragen?
Heißt das alles nicht, dass sämtliche Bands, sollen sie doch Yes, King Crimson, Pink Floyd, Dream Theater, The Mars Volta, Marillion, Camel, Sigur Rós oder Indukti heißen, irgendwann einfach nur noch langweilen? Die Antwort ist ja. Auch der Prog Rock stagniert irgendwann. Und wenn man sowieso schon im Besitz sämtlicher Alben der genannten Interpreten, inklusive Verwandten ist, dann braucht man doch eh nix mehr kaufen. Oder?
Naja, es gibt Ausnahmen. Total überraschende Alben aus Ecken, in die man vorher nicht reingelugt hat. "Der Profundis" von After Crying ist so ein Fall.
Was also kann die aus den USA stammende New Prog-Band Rishloo daran ändern? Nicht viel, aber man hat beim Hören deren aktueller Scheibe "Feathergun" nicht zwingend das Gefühl, alles schon mal gehört haben. Klar, da ist The Mars Volta im Spiel. Manchmal gar Pink Floyd. Oder, wer kennt z. B. Believe? Rishloo klingt etwa wie die beiden zuerst genannten plus einer besseren Version der recht schwachen polnischen Truppe. Ein bisschen Anathema ist auch drin. Mit Krumm-Takten wird andererseits auch nicht gespart. Mit einem Wechselbad laut-leise-Passagen erst recht nicht. Überhaupt ist der Dynamikumfang schon ganz ordentlich. Der Gesang ist anfangs gewöhnungsbedürfitg, schon ziemlich am härteren Modern Rock orientiert. Vor allem schwer tut man sich, wenn man sanftere Stimmen à la Ein bisschen David Gilmour, Eric Woolfson oder John Lees (Barclay James Harvest) gewohnt ist, bzw. eher auf anachronistisch-exzessive Gesänge à la Peter Hammil (Van Der Graaf Generator) steht.
Die Platte ist auch nicht einfach. Zumindest nicht am Anfang. Man braucht schon seine paar Hördurchläufe. Klar, bei welcher Prog-Platte ist das nicht nötig? Aber was mir wichtig ist, man merkt den roten Faden, der alle Songs durchzieht. Klasse zum Beispiel die Überleitung vom zweiten zum dritten Track. Im siebten Stück erklingt sogar etwas Pink Floyd, obwohl der Grundsound (vielleicht als melancholische Härte zu bezeichnen) erhalten bleibt.
Und was am Ende übrig bleibt, ist ein solides Album. Ob's die Welt wirklich braucht ist 'ne andere Frage. Sicher ist, man macht zumindest nichts falsch, wenn man das Album kauft. Denn die Musiker verstehen hier was von ihrem Handwerk. Das merkt man der Scheibe nach einigen Hördurchläufen an. Im Rock-Olymp wird diese Platte aber nicht landen. Da sind "Relayer", Trespass,
The Sky Moves Sideways oder "De Profundis" besser aufgehoben.
7 von 10 RockTimes-Uhren
Line-up:
David Gillet (guitar)
Andrew Mailloux (vocals)
Sean Rydquist (bass)
Jesse Smith (drums)
Tracklist
01:Scissorlips
02:T.S.I.G.
03:Systemautomatic
04:River Of Glass
05:Keyhole In The Sky
06:Downhill
07:Feathergun
08:Dreamcatcher
09:Diamond Eyes
10:Katsushika
11:Weevil Bridge
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