Wer suchet, der findet. Das amerikanische Quartett Rival Sons hat nach den Wurzeln der Rock-Musik gesucht, ist beim Blues unterschiedlicher Generationen gelandet und kocht daraus seinen eigenen Brei, der nicht nur von der Temperatur her heiß ist. Bei deren Stöbern sind die vier Männer auch auf ein Luftschiff gestoßen. An dem muss man wohl besonderen Gefallen gefunden haben. Nichts ist unmöglich. Da sind Rival Sons definitiv nicht die einzigen Verehrer von Led Zeppelin.
Der Classic Rock (hier mit einer kräftigen Blues-Würzung versehen) scheint sich so richtig im Aufwind zu befinden und Fans können sich da kaum aus der Affäre ziehen, denn eine solche Musik törnt an und wenn Rival Sons am Ruder sind, dann erst recht.
Jay Buchanan ist ein exorbitant guter Sänger und die klassische Besetzung mit Gitarre, Bass und Schlagzeug haut einem den Rock um die Ohren. Gasgeben zählt definitiv zu einem der Lieblingshobbys der Combo. Die vorliegende EP ist das zweite Machwerk der Band und bei der gebotenen Musik möchte ich gerne wissen, wie gut "Before The Fire" aus dem Jahr 2009 ist.
Das Tolle an dieser Musik ist, dass man sich nicht ständig auf der Überholspur des Genres aufhält. Die Combo findet immer eine Gelegenheit, die linke Fahrbahn zu verlassen, nur um auf dem Radarschirm eines Flug-Towers aufzutauchen und sich nach kurzer psychedelischer Anwesenheit wieder abzumelden. Musikalisch passen die Einzelteile perfekt zusammen und Rival Sons (den Namen kann man sich auch noch gut merken) lassen die Luftfeuchtigkeit an den Scheiben kondensieren, wie bei einem richtig gut gekühlten, obergärigen Bier.
Bei "Get What's Coming" lässt man den Hörer bewusst in dem Glauben, das Stück sei bereits nach drei Minuten zu Ende. Dann biegt man aber nochmals genüsslich rockend auf die Zielgerade ein. War der Opener schon gut, kann man mit "Torture" noch einen drauflegen und es ist so schön: Bei Rival Sons hat man bereits nach dem ersten Track das Gefühl, dass nichts schief gehen kann. Die zweite Nummer ist noch besser als die Eröffnung. Hoch lebe dieser Classic Rock und ganz besonders erfreulich ist die Orientierung am Blues.
Mit "Radio" legt man die Led Zeppelin-Wurzel ziemlich frei, aber Rival Sons wären nicht Rival Sons, wenn sie den Hörer nicht von ihrem eigenen Können überzeugen könnten. Die Holiday-Soli sind er selbst und nicht Jimmy Page. Bei dem Schlagzeug-Punch muss der Drummer Michael Miley über überdimensionale Oberarme verfügen.
Nicht nur innerhalb der Kompositionen finden die Männer Zeit für herrlich arrangierte Pausen. Wenn "Scared Tongue" dran ist, meint man, es mit einer anderen Band zu tun zu haben. Okay, Buchanans Gesang erkennt man bestimmt, aber was man dem Hörer in dieser Ballade bietet, ist eben keine Einerlei-Kost, sondern wunderschöne Musik abseits der Hektik unserer Zeit und bei den akustischen Klängen mag man gar leicht klassische Elemente heraushören. Erst ganz am Ende setzt das Schlagzeug ein.
Achtung, ducken! "Sleepwalker" rifft gnadenlos durch die Dunkelheit und die Blues-Harp heult. Mit den letzen beiden Tracks geht die Gruppe auf längere Ausflüge und wieder schaffen es die Jungs, einem die psychedelische Solo-Gitarre um die Ohren zu hauen. Rival Sons erspielen sich damit ein eindeutiges Markenzeichen und zwischendrin groovt es auch noch mit Schmackes. "Soul" ist entspannend und spannend zugleich. Das Stück ist ein Slow Blues par excellence und das Spiel mit der Dynamik funktioniert auch noch hervorragend.
Rival Sons werden in Kürze ein komplettes Album auf den Markt bringen und von mir aus kann in der Tracklist ruhig der eine oder andere Titel dieser EP auftauchen. Die Band hört man immer wieder gerne.
Line-up:
Jay Buchanan (vocals)
Scott Holiday (guitars)
Robin Everhart (bass)
Michael Miley (drums)
Tracklist |
01:Get What's Coming (4:04)
02:Torture (3:36)
03:Radio (3:05)
04:Sacred Tongue (3:24)
05:Sleepwalker (5:30)
06:Soul (6:16)
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