Robert Randolph And The Family Band / We Walk This Road
We Walk This Road Spielzeit: 56:29
Medium: CD
Label: D.A.R.E. Records / EMI, 2010
Stil: R&B, Gospel, Soul

Review vom 13.07.2011


Steve Braun
Das Cover dieses Albums zeigt ziemlich genau, worum es Robert Randolph bei "We Walk This Road" geht. Sieht der Mann nicht wie der junge Martin Luther King aus, nur dass sein Altar das Pedal Steel-Case und seine Bibel die Pedal Steel ist? Dieses neue Album des Rhythm'n'Bluesers ist prallvoll mit christlichen Grundwerten angereichert. Robert Randolphs R&B beinhaltet alles, was ebendiesen ausmacht: Blues, Gospel, Soul, Funk und ein kleiner Spritzer Pop darf ebenfalls nicht fehlen.
Robert Randolph gründete seine Family Band im Jahr 2000 und gleich mit ihrem Debütalbum, "Unclassified" (2003), sorgte die Band in der US-Szene für gewaltiges Aufsehen. Eric Clapton wurde auf den jungen Mann aufmerksam und engagierte ihn als Support für eine US-Tour. Der 'Zweitling' "Colorblind" (2006) wurde von der internationalen Kritik begeistert aufgenommen.Bei dem Jam-Band-Festival schlechthin, dem Bonnaroo in Tennessee, wurde die Formation ebenso ein Dauergast wie bei den Crossroad Festivals. Auch Warren Haynes' alljährliches
Christmas Benefit in Ashville/North Carolina durfte Robert Randolph einmal beehren. Diese Jams mit den ganz Großen der Szene verschafften ihm eine unglaubliche Reputation und deshalb wird jede neue Veröffentlichung nun aufmerksam registriert.
Weil mir das Booklet, das der Promo-Version nicht beigefügt war, nicht vorliegt, muss ich mutmaßen, dass es sich bei "We Walk This Road" um ein Konzeptalbum im Sinne einer musikalischen 'Rundreise' handeln könnte. In den Zwischenspielen, "Segue 1 - 6" betitelt, bezieht sich Robert Randolph auf die im Gospel liegenden Wurzeln des R&B, während er in den eigentlichen Songs den traditionellen R&B um moderne Elemente wie Pop und Rap erweitert. Man kann den 33-Jährigen mit Fug und Recht in seinem Metier als Bindeglied, als Scharnier zwischen Vergangenheit und Gegenwart bezeichnen.
Beachtlich ist nicht nur die Zahl der Gastmusiker sondern auch die Vielfalt der musikalischen Stile, die sie repräsentieren. Da taucht der Rapper Will Gray neben dem Blueser Doyle Bramhall II, der 'Langweiler' Ben Harper neben dem Singer/Songwriter Leon Russell auf - gegensätzlicher geht es nimmer...
Die Mitchell's Christian Singers, ein US-amerikanischer Gospelchor der dreißiger und vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, eröffnen mit "Segue 1" den Reigen. Hier wurde die Original-Vinylaufnahme, mit allem authentischen Rauschen und Knacksen der Nadel, eingespielt. Die gemeinsam mit Produzent T Bone Burnett komponierte Nummer "Traveling Shoes" klingt sehr traditionell und tief im Gospel verwurzelt. Randolph lässt hier erkennen, warum er als einer der besten zeitgenössischen Lap Steel-Virtuosen gilt. Kaum einer kann wie er dieses Instrument zum 'Singen' bringen. "Back To The Wall" ist dagegen ein deutlicher Kontrapunkt. Vom Rapper Will Gray komponiert, klingt dieser Song wie aus dem Repertoire eines Michael Jackson stammend. Für die Neuinterpretation des Dylan-Klassikers "Shot Of Love" hat er sich die Dienste eines der besten Session-Drummers weltweit, Jim Keltner gesichert, der bereits auf dem gleichnamigen Album (1981) die Schlagzeugparts einspielte. Das folgende "I Still Belong To Jesus" verströmt 'eimerweise' lässiges Westcoast-Feeling.
Nun wird der Blues-Veteran Blind Willie Johnson (1897-1945) mit einem kleinen 'Sandwich' geehrt. Von ihm gesungene Originalaufnahmen leiten ein und aus, während Randolph dazwischen dessen "If I Had My Way" als Remake neu auflegt. Auf einem simplen Bluesschema basierend, jammt die gesamte Family Band derart exzessiv, wie man das von den Live-Auftritten dieser Formation nur zu gut kennt.
Herausragend und deshalb besonders erwähnenswert sind zwei weitere Neuauflagen, die wieder den bereits angesprochenen Scharniereffekt zwischen gestern und heute verdeutlichen:
John Lennons "I Don't Wanna Be A Soldier Mama" und Prince' "Walk Don't Walk" - zwei Superstars ihrer jeweiligen Generation also. Ersterer präsentiert sich sehr düster und wird durch Doyle Bramhall IIs Slide regelrecht bedrohlich intoniert. Die Prince-Nummer kommt dagegen als fröhlicher Popsong daher.
Die Mitchell's Singers leiten mit "Them Bones" auf eine der besten Nummer dieses Albums, dem staubtrockenen Bluesfeger "Dry Bones", über, dem durch mehrstimmige Gesänge ein gehöriger Schuss Gospel zuteil wird. Beim abschließenden "Salvation" verbreitet sich eine andächtige, fast feierliche Stimmung - man glaubt, einer Heiligen Messe beizuwohnen.
Mit seinem vierten Album gehen Robert Randolph And The Family Band den eingeschlagenen Weg konsequent weiter. "We Walk This Road" scheint wie aus einem Guss und ständig im Fluss. Meisterproduzent T Bone Burnett hat der tief im R&B, Soul und Gospel verwurzelten Scheibe einen warmen, erdigen Sound verliehen, der Randolphs Orientierung an den Wurzeln dieser Musik sehr entgegen kommt. Prädikat: auch für Atheisten besonders hörenswert...
P.S.: Weil mir nur eine Promo-Ausgabe ohne Booklet vorlag, musste vieles - insbesondere die Musiker - im Internet recherchiert werden. Eventuelle Ungenauigkeiten sind auf diese Quellen zurückzuführen!
Line-up:
Robert Randolph (vocals, lap steel, pedal steel)
Lenesha Randolph (vocals)
Marcus Randolph (steel guitar)
Will Gray (vocals)
Ben Harper (vocals, slide guitar)
Doyle Bramhall II (acoustic guitar, guitar, vocals)
T Bone Burnett (guitar)
Jason Hamlin (acoustic guitar)
Mike Elizondo (bass, guitar)
Danyel Morgan (bass, vocals)
Dennis Crouch (bass)
Tommy Sims (bass)
Keefus Ciancia (keyboards)
Patrick Warren (keyboards)
Leon Russell (piano)
Jim Keltner (drums)
Jay Bellerose (drums)
Ken Kugler (tuba)
Nick Lane (euphonium)
Darrell Leonard (trumpet, trombonium)
Ben Kesler (banjo)
Tracklist
01:Segue 1
02:Traveling Shoes
03:Segue 2
04:Back To The Wall
05:Shot Of Love
06:I Still Belong To Jesus
07:Segue 3
08:If I Had My Way
09:Segue 4
10:Don't Change
11:I Don't Wanna Be A Soldier Mama
12:Walk Don't Walk
13:Segue 5
14:Dry Bones
15:Segue 6
16:I'm Not Listening
17:Salvation
Externe Links: