Robert Randolph gründete seine
Family Band im Jahr 2000 und gleich mit ihrem Debütalbum, "Unclassified" (2003), sorgte die Band in der US-Szene für gewaltiges Aufsehen.
Eric Clapton wurde auf den jungen Mann aufmerksam und engagierte ihn als Support für eine US-Tour. Der 'Zweitling' "Colorblind" (2006) wurde von der internationalen Kritik begeistert aufgenommen.Bei
dem Jam-Band-Festival schlechthin, dem Bonnaroo in Tennessee, wurde die
Formation ebenso ein Dauergast wie bei den
Crossroad Festivals. Auch
Warren Haynes' alljährliches
Christmas Benefit in Ashville/North Carolina durfte
Robert Randolph einmal beehren. Diese Jams mit den ganz Großen der Szene verschafften ihm eine unglaubliche Reputation und deshalb wird jede neue Veröffentlichung nun aufmerksam registriert.
Weil mir das Booklet, das der Promo-Version nicht beigefügt war, nicht vorliegt, muss ich mutmaßen, dass es sich bei "We Walk This Road" um ein Konzeptalbum im Sinne einer musikalischen 'Rundreise' handeln könnte. In den Zwischenspielen, "Segue 1 - 6" betitelt, bezieht sich
Robert Randolph auf die im Gospel liegenden Wurzeln des R&B, während er in den eigentlichen Songs den traditionellen R&B um moderne Elemente wie Pop und Rap erweitert. Man kann den 33-Jährigen mit Fug und Recht in seinem Metier als Bindeglied, als Scharnier zwischen Vergangenheit und Gegenwart bezeichnen.
Beachtlich ist nicht nur die Zahl der Gastmusiker sondern auch die Vielfalt der musikalischen Stile, die sie repräsentieren. Da taucht der Rapper
Will Gray neben dem Blueser
Doyle Bramhall II, der 'Langweiler'
Ben Harper neben dem Singer/Songwriter
Leon Russell auf - gegensätzlicher geht es nimmer...
Die
Mitchell's Christian Singers, ein US-amerikanischer Gospelchor der dreißiger und vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, eröffnen mit "Segue 1" den Reigen. Hier wurde die Original-Vinylaufnahme, mit allem authentischen Rauschen und Knacksen der Nadel, eingespielt. Die gemeinsam mit Produzent
T Bone Burnett komponierte Nummer "Traveling Shoes" klingt sehr traditionell und tief im Gospel verwurzelt.
Randolph lässt hier erkennen, warum er als einer der besten zeitgenössischen Lap Steel-Virtuosen gilt. Kaum einer kann wie er dieses Instrument zum 'Singen' bringen. "Back To The Wall" ist dagegen ein deutlicher Kontrapunkt. Vom Rapper
Will Gray komponiert, klingt dieser Song wie aus dem Repertoire eines
Michael Jackson stammend. Für die Neuinterpretation des
Dylan-Klassikers "Shot Of Love" hat er sich die Dienste eines der besten Session-Drummers weltweit,
Jim Keltner gesichert, der bereits auf dem gleichnamigen Album (1981) die Schlagzeugparts einspielte. Das folgende "I Still Belong To Jesus" verströmt 'eimerweise' lässiges Westcoast-Feeling.
Nun wird der Blues-Veteran
Blind Willie Johnson (1897-1945) mit einem kleinen 'Sandwich' geehrt. Von ihm gesungene Originalaufnahmen leiten ein und aus, während
Randolph dazwischen dessen "If I Had My Way" als Remake neu auflegt. Auf einem simplen Bluesschema basierend, jammt die gesamte
Family Band derart exzessiv, wie man das von den Live-Auftritten dieser Formation nur zu gut kennt.
Herausragend und deshalb besonders erwähnenswert sind zwei weitere Neuauflagen, die wieder den bereits angesprochenen Scharniereffekt zwischen gestern und heute verdeutlichen:
John Lennons "I Don't Wanna Be A Soldier Mama" und
Prince' "Walk Don't Walk" - zwei Superstars ihrer jeweiligen Generation also. Ersterer präsentiert sich sehr düster und wird durch
Doyle Bramhall IIs Slide regelrecht bedrohlich intoniert. Die
Prince-Nummer kommt dagegen als fröhlicher Popsong daher.
Die
Mitchell's Singers leiten mit "Them Bones" auf eine der besten Nummer dieses Albums, dem staubtrockenen Bluesfeger "Dry Bones", über, dem durch mehrstimmige Gesänge ein gehöriger Schuss Gospel zuteil wird. Beim abschließenden "Salvation" verbreitet sich eine andächtige, fast feierliche Stimmung - man glaubt, einer Heiligen Messe beizuwohnen.
P.S.: Weil mir nur eine Promo-Ausgabe ohne Booklet vorlag, musste vieles - insbesondere die Musiker - im Internet recherchiert werden. Eventuelle Ungenauigkeiten sind auf diese Quellen zurückzuführen!