Robert Henry 'Bobby' Keys (*18.12.1943 - †02.12.2014)
Immer wieder mal taucht die Frage auf, ob die ganz großen Bands wirklich so groß bzw. die echten Klassiker-Alben vieler alter Helden wirklich solche Klassiker geworden wären, wären nicht zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort auch die genau richtigen Gastmusiker mit zur Stelle gewesen. Genau die Leute, die aus einem sowieso schon sehr guten Werk letztendlich dann ein brillantes gemacht haben. Selbstverständlich ohne jemals auch nur annähernd die Anerkennung dafür zu bekommen, die sie verdient gehabt hätten.
Ganz präzise einer dieser Musiker war der in Slaton, Texas geborene Bobby Keys. Sehr früh schon entdeckte er seine Liebe für das Saxofon und es dauerte lediglich Monate, bis er wusste, dass er in seinem Leben nie etwas anderes tun würde, als Musik zu spielen. Bereits im zarten Alter von 15 Jahren ging er von zuhause fort, um mit Bobby Vee kreuz und quer durch die USA sowie Kanada zu touren. Im Jahr 1964 kam es zu einem ersten Treffen mit den Rolling Stones und Keith Richards im Speziellen, was eine jahrzehntelange Freundschaft begründete.
Zum ersten Mal so richtig fett Geschichte machte Keys durch seine Mitgliedschaft bei Delaney & Bonnie And Friends, die zwar nie übermäßig viele Platten verkauften, dafür aber auf der Bühne hammerstark waren und als Vorgruppe sogar Blind Faith (inkl. Eric Clapton, Ginger Baker und Steve Winwood) auf einer US-Tour regelmäßig an die Wand spielten. Danach folgte eine Reise nach London mit Aufnahmen von Inselplatten wie beispielsweise George Harrisons "All Things Must Pass". Um ein Haar wäre er auch Mitglied bei Derek & The Dominos geworden, aber der Meister Clapton überlegte es sich wohl im letzten Moment doch noch anders.
Danach überschlug sich das Leben geradezu und Bobby Keys gehörte plötzlich auch zum inneren Zirkel der Rolling Stones. Das geniale Saxofonsolo in deren Song "Brown Sugar" oder (vielleicht sogar noch besser?) sein ganz starker Beitrag für "Can't You Hear Me Knockin'" (beide von dem Album "Sticky Fingers", 1971) beinhalten allein für sich schon eine ganz markante Visitenkarte des Party-Tiers (das offenbar mit den Härtesten mithalten konnte und am Schluss immer noch stand).
Er spielte auf der legendären "Mad Dogs & Englishmen"-Tour (1970) von Joe Cocker, dem ersten, gleichnamigen Soloalbum von Eric Clapton (1969), allen Stones-Alben der Mick Taylor-Ära (von 1969 - 1974) und nach einer Pause noch vielen weiteren danach. Er spielte auf einigen von John Lennons Solowerken, Alben von The Faces, Humble Pie, Keith Richards, B.B. King, Ronnie Wood, Carly Simon, Ringo Starr, Warren Zevon, Dr. John, Joe Ely, Barbra Streisand, Chuck Berry, John Hiatt, Yoko Ono, Graham Nash, Sheryl Crow, Marvin Gaye, Lynyrd Skynyrd, Keith Moon und vielen, vielen anderen mehr...
Sogar zu den Aufnahmen von zwei Soloalben kam es in den Siebzigern, die aber wie Blei in Regalen liegen blieben und (Asche auf mein Haupt) selbst dem Verfasser dieser Zeilen nicht bekannt sind. Bis ins Jahr 2013 stand der Holzbläser noch mit den Rolling Stones auf der Bühne, für die diesjährige Asien-Tour der Band musste er aufgrund seines Gesundheitszustandes jedoch passen.
Bobby Keys war (auch nach eigener Aussage) ein Texaner, wie man ihn sich gemäß dem Klischee vorstellt. Laut, nie auf den Mund gefallen, um keine Schandtat verlegen und immer genau dort, wo es was zu feiern gab (ansonsten wurde halt ein Grund an den Haaren herbei gezogen). Vor allem war er aber eines, nämlich ein autodidaktischer, supergeiler Saxofonist, der zwar keine Noten lesen konnte, dem aber der Bauch immer viel wichtiger war, als der Kopf. Und exakt das hört man seinem Spiel auch an.
Letzten Endes hat Robert Henry 'Bobby' Keys sein Lebensstil aber doch noch eingeholt. Der Musiker verstarb am 02. Dezember 2014, zwei Wochen vor seinem 71. Geburtstag, an den Folgen einer Leberzirrhose.
Rest in peace, Bobby. Wir werden dich schmerzlich vermissen!
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