Vom Winterschlaf nahtlos in die Frühjahrsmüdigkeit.
Von wegen, die Roovers aus Berlin schieben einen dicken Keil dazwischen. Sie haben ihrer Frühjahrsaktion den Namen "A Sweet Invitaion To A Romantic Massacre" gegeben. Wie widersprüchlich der Titel doch ist... 'sweet', 'romantic' und 'massacre'.
Der Schlange ordnet man heilende Kräfte zu. Sie ist ja auch im Äskulapstab der Mediziner enthalten.
Die Kobra wird von einer schwarzen Lady geritten, wenn nicht gar dominiert, und auf den folgenden Seiten des Booklets hat die Band, entweder kämpferisch, als schwere Bürde oder vor ihr flüchtend, ordentlich etwas mit der Frau zu tun. Auf der allerletzten Seite ist schließlich der Konsument mit einer einladenden Geste an der Reihe.
Okay, zwischen dem Beginn der Story und der finalen Einladung stehen ganze dreizehn Songs auf dem Plan. Wer ein Herz für fetzigen Rock hat, den lade ich ein, weiterzulesen. Die neue Platte der Roovers ist feuer-scharf und wurde zum allergrößten Teil live bei jb-records in Berlin-Kreuzberg eingespielt. Für zwei Tracks war man im Studio Keksbox, ebenfalls in der Hauptstadt gelegen.
Bei der Symbolik ist es irgendwie kein Wunder, dass die Roovers auf die 'snake' kommen und Bo Diddleys "Who Do You Love" covern. Auch hier spürt man deutlich die Studioatmosphäre und die Berliner haben eine sehr gute Version konserviert. Spacige, nach Hammond klingende Keyboards durchziehen den von psychedelischen Gitarreneinlagen (mit Wah Wah-Pedal) gesteuerten Track und serviert wird Rock der heftigen Art.
So machen die Roovers aus ihrer Musik keine Mördergrube und rocken gekonnt, was das Zeug hält.
Giftig sendet man schon mit dem Opener einen ersten Pfeil in Richtung Hörer. Neben der bestens riffenden und solierenden E-Gitarre macht man bereits an dieser Stelle mit dem Hammond-Sound lördlicher Prägung Bekanntschaft. Mächtig Betriebsamkeit herrscht hier und dann kommt die erste Schlangenbeschwörung, "Hot Snake" genannt. Messerscharfe Gitarrenriffs, ein tolles Drumming sowie pumpender Bass kurbeln den Track an. Dazwischen protzt das Keyboard mit druckvollen Schleifen. Rock'n'Roll à la The Roovers
Oh Mann, dieser Schlange kann man sich anscheinend nicht so einfach entziehen.
Da wird einem der Gummischlauch um den Hals gelegt. "Into The Roll" bleibt auf der Schiene des Hard Rocks. Gerade mit "That Heavy Burden" lassen die Roovers ihre nächste musikalische Variante vom Stapel. Wer zu schwere Bürden tragen muss, bekommt den Blues. Bei dem Quartett darf es dann gleich die 'heavy' Ausführung sein.
Die Band kann allerdings auch anders.
Wie klingt es, wenn die Gruppe ein paar Gänge zurück schaltet?
Dafür sollte sich der Hörer zunächst zum Beispiel "Sunspear" anhören. Im Midtempo kommt der Vierer mit einer feinen, sehr gut arrangierten Gitarrennummer über die Spree an die Ohren.
Wow, mit "Love Is A Lie" stielt man wieder einen Pflock ein.
Das Stück hat den Groove gepachtet und bis auch wenige dynamischere Erhebungen ist man abermals mit tollem Rock, der den Blues mit dem Strohhalm aufgesogen hat, unterwegs. Richard Lehmann liefert nicht das erste richtig schönes Solo auf seiner Keytar und direkt anschließend lässt sich Michael Sachse nicht zweimal bitten und haut ein emotionales Solo raus.
Waren alle bisherigen Tracks sehr bodenständig, schwebt die Ballade "Rainbow Road" auf einem riesigen Luftkissen. Die akustische Gitarre leitet durch das Stück und ganz weit im Hintergrund verführt uns die E-Gitarre mit melancholischer Stimmung zum Träumen. Der Schlagzeuger Peter Jänicke hat Pause. Ein hervorragendes Lied, das sich aber nach fast fünf Minuten verabschiedet. Was ist denn jetzt los? Die CD läuft und läuft und läuft... Stille.
Dreizehn Tracks sind es offiziell.
Da alles live eingespielt wurde, gibt es noch eine kurze Rock'n'Roll-Zugabe. "Fast Lane 10.4" heißt es im Inhaltsverzeichnis des Players an Platz vierzehn. Tja, so schnell, wie es der Titel andeutet, ist die Nummer auch schon vorbei. Eineinhalb Minuten als punkig ausgelegter Rock ergibt zum endgültigen Schluss ein feines Shorttrack-Finale.
Der Rock der Roovers ist mehrdimensionale Kunst mit diversen Anleihen aus anderen Stilen und damit geht die Musik runter wie ein geölter Blitz. Um auf die 'hot snake' im Booklet zurückzukommen: Ihrer einladenden Geste kommt man gerne nach, Frau Pepper.
Line-up:
Richard Lehmann (vocals, keytar organ)
Michael Sachse (guitar, vocals)
Bastian Friemel (bass)
Peter Jänicke (drums)
Tracklist |
01:A Sweet Invitation To A Romantic Massacre (6:09)
02:Hot Snake (2:30)
03:Into The Roll (4:23)
04:That Heavy Burden (5:22)
05:Home (4:24)
06:Sunspear (4:07)
07:My Revolutionary Friend (4:12)
08:Blue Honey (3:40)
09:Love Is A Lie (6:16)
10:Who Do You Love (3:21)
11:Lady Sin (4:51)
12:Space Cowboys Rock'n'Roll (4:37)
13:Rainbow Road (7:48)
14:Fast Lane 10.4 [Hidden Track] (1:33)
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Externe Links:
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