Royal Hunt / Paper Blood = Geld!
Rocktimes Interview
Während einer Jagdpause nahm sich der königliche Chefjäger André Andersen Zeit für ein Plauderstündchen mit RockTimes.
(Interview in english can be read here)
RockTimes: Du kommst ursprünglich aus Russland und lebst nun schon seit Jahren in Dänemark. Was war der Grund, Deiner Heimat den Rücken zu kehren? War es die Musik?
André: Ursprünglich - nein, der Vertrag meines Vaters lief aus (er war Journalist, der für die dänische Zeitung in Russland schrieb)…aber auch für mich war es Zeit, weiterzuziehen - es gab keine Zukunft für Hard Rock in Russland zu jener Zeit.
RockTimes: Du lebst in Dänemark, John West in New York und Gitarrist Marcus Jidell in Stockholm.
Wie schafft ihr es trotzdem, als Bandeinheit zusammenzuarbeiten? Gibt es da keine Probleme wegen anstehender Proben, Aufnahmen usw.?
André: Überhaupt nicht. Klar, wir müssen etwas durch die Gegend fliegen, aber daran sind wir mittlerweile gewöhnt. Es war nie eine Frage - ehrlich.
RockTimes: John West ersetzte DC Cooper am Mikro. André, wie bist Du auf John aufmerksam geworden, was war der Grund für seinen Einstieg bei Royal Hunt?
André: Der frühere Manager von Yngwie Malmsteen hat ihn uns empfohlen. Wir hatten einige seiner Alben und sprachen ein paar Mal mit ihm am Telefon und luden ihn dann zu uns nach Dänemark ein. Nach wenigen Stunden wusste ich, dass er perfekt zu uns passt. John ist sehr nett, hat eine großartige Stimme und ist durch und durch professionell. Und nun ist er ein wirklicher Freund.
RockTimes: Lt. Royal Hunt-Website sind neben Dir auch John und Marcus feste Bandmitglieder.
Für den Job an der Schießbude scheint ihr noch keinen festen Drummer zu haben, so dass sowohl Kenneth Olsen als auch Allan Sorensen, der ja schon für einige Alben die Stöcke schwang, bei Paper Blood auf die Felle droschen. Was ist da für die Zukunft geplant?
André: Kenneth IST fester Bestandteil der Band. (Wir sind etwas langsam mit den Updates auf unserer Website)*g*.
RockTimes: Wenn man die Royal Hunt-Diskografie so anschaut: in schöner Regelmäßigkeit erscheinen neue Veröffentlichungen.
Woher nimmt man eigentlich die Inspiration für immer wieder Neues? Ich stelle mir das gar nicht so einfach vor.
André: Ja mal ist es einfacher, mal schwerer. Bei "Paper Blood" würde ich mal sagen: es war das reinste Vergnügen - für ein Jahr. Ich konnte mich darauf konzentrieren ohne einen Termin einhalten zu müssen, was für mich etwas ungewohnt war.
Die Begeisterung der Band inspirierte mich und spornte mich an, noch intensiver zu arbeiten und ich meine dass wir das wesentliche Royal Hunt Konzept getroffen haben: Aggressiv aber melodisch, symphonisch aber nicht verspielt -zugängliche Songs, die aber durchdachte und gut ausgearbeitete musikalische Feinheiten beinhalten. Jeder glänzt auf diesem Album: die Drumms sind unglaublich, Keyboards und Gitarren fetzen im gesamten Album, der Gesang ist emotional und die Produktion kristallklar.
Das Beste aber ist die Geschlossenheit der Band, die Jungs sind so tight - nicht nur musikalisch sondern auch untereinander auf persönlicher Ebene. Du kannst es auf dem Album klar hören: niemals zuvor klangen wir so dynamisch.
RockTimes: Power Metal, Melodic Metal, Progressive Metal - was hältst Du gerade im Musikbereich, von Schubladen-Denken und wie schwer ist es für eine Band, gerade in diesem Genre eine gewisse Eigenständigkeit zu erreichen?
André: Da ist mir ja sowas von egal. Es gibt gute Musik und es gibt schlechte Musik, zumindest sehe ich das für mich so. Wie man einen Stil nun nennt ist mir wurst. Ich meine, wo willst du Royal Hunt einordnen? Wir haben stilistisch eine große Bandbreite und ich bin sicher, weil wir uns nie einem musikalischem Trend hingaben sind wir so erfolgreich.
RockTimes: Was ist komplizierter: eine Ballade zu komponieren oder ein Hochgeschwindigkeits-Stück?
André: Darauf gibt es keine eindeutige Aussage: beides ist schwer und leicht. Jeder Song ist so verschieden - für manche brauche ich Wochen, andere sind in ein paar Stunden fertig.
RockTimes: Schreibst Du alle Songs alleine oder steuern die anderen Bandmitglieder ihre Ideen mit bei?
Haben John und Marcus bei den Kompositionen Mitspracherecht?
André: Ich schreibe alles selbst, baue aber gute Ideen der Band während der Aufnahmesessions mit ein. Und es kommen unvorstellbar gute Vorschläge, glaub mir. Die Jungs sind alle sehr talentiert.
RockTimes: Eure Werke sind eine Kombination aus Klassik und Rock. Liegt es daran, dass Du ein besonderes Faible für Mozart and Paganini hast?
André: Ja, ich habe einen klassischen Background (Mozart, Paganini, Albioni und Bach sind meine Faves), wuchs aber gleichzeitig auch mit Band wie Deep Purple, Rush, Queen usw auf.
RockTimes: Bisher waren die Royal Hunt-Veröffentlichungen immer sehr keyboardlastig, was im Grunde das Markenzeichen von Royal Hunt ist.
Bei "Paper Blood" habe ich den Eindruck, dass Marcus Jidell's Gitarre diesmal mehr Freiraum gegeben wurde. Täusche ich mich oder ist das tatsächlich so und natürlich auch gewollt?
André: Weißt du, so etwas plane ich nie. Was sich gut anhört oder zur Nummer passt wird gemacht. Ich mag die Art und Weise wie Marcus die Tracks angeht, sie 'bespielt'. Das wirkt sich dann eben so aus, wie du es empfindest und es liegt wohlgemerkt nicht daran, dass die Keyboards zurückgenommen wurden *g*.
RockTimes: Ist "Paper Blood" nun eigentlich ein Konzeptalbum? Beschreib die Story doch mal in kurzen Zügen und was soll mit dem Titel ausgedrückt werden?.
André: Paper Blood = Geld. Im Song geht um die Kommerzialisierung in unserem Leben. Später fanden wir den Namen so gut, dass wir auch das Album so nannten. (Der Track selbst enthält so viel charakteristisches aus dem gesamten Album, dass er sich auch prima als Titeltrack eignet).
Konzeptalbum ja oder nein? Nun, es ist Royal Hunt wie man uns kennt. Auch wenn es keine durchgehende Story gibt, keine musikalischen 'Füllsel' zwischen den Liedern würde ich trotzdem sagen: sehr konzeptionell - auf eine eigene Art - auf Royal Hunt Art eben *g*.
RockTimes: Das Cover von "Paper Blood" sieht - nun ich würde fast sagen - etwas utopisch aus. Wer hatte die Idee dazu und steht das Cover im Zusammenhang mit dem Namen des Albums oder den Texten?
André: Das Cover unterstreicht den Titel - eine Maschine, die aus Menschen Geld macht (oder andersrum?). Sieht bisschen bizzar aus, aber auch irgendwie schön.
RockTimes: Du hast das Album selbst produziert. Wie wichtig ist es für Dich, die Fäden der Produktion selbst in der Hand zu haben?
André: Es geht nicht um wichtig oder nicht. Ist halt angenehmer und bequemer. Alle fühlen sich wohl, wenn ich hinter der Scheibe sitze. Und dann besitze ich ja auch ein eigenes, tolles Studio so dass wir es auch sehr leicht und bequem haben.
RockTimes: Wie sieht es mit Euren Touraktivitäten aus, können wir Euch irgendwann live in Deutschland erleben?
André: Na klar. Mitte September geht es los. Du kannst darauf wetten, uns in Deutschland zu sehen. Immer mal auf unsere Website schauen und die Tourdaten im Auge behalten.
RockTimes: Hast Du noch ein paar Worte für unsere Leser ?
André: Ich hoffe, den Lesern gefällt das neue Album, da es wirklich eine tolle Scheibe ist und dann hoffen wir, euch alle bei den Konzerten zu sehen (die ganze Familie mitbringen - wir werden eine super Zeit mit euch haben!)*g*.
RockTimes: Vielen Dank für Deine Geduld. Wir hoffen und wünsche Euch auch weiterhin viel Erfolg, natürlich erst einmal mit "Paper Blood", aber auch für kommende Veröffentlichungen.
André: Vielen Dank.und mach's gut!
Wir danken Sandra von 'Undercover Promotion', die uns dieses Interview ermöglicht hat.
RockTimes: Original you are from Russia and now you live in Denmark since many years. What was the reason to leave your home country? Music?
André: Originally - no, my dad´s contract (he was a journalist, writing for the Danish newspaper from Russia) was up... But for me, as well, it was time to move on - there was no future for hard rock musician in Russia at the time.
RockTimes: You live in Denmark, John West in New York and Marcus Jidell in Stockholm. Isn't it hard to rehearse? Working together as a band unit?
André: Not at all. Sure, we´re flying a great bit, but by now everybody´s so used to it - it never becomes an issue, honestly.
RockTimes: John West replaces DC Cooper at the micro. How did he draw your attention and how did this fusion came into being?
André: The former Y. Malmsteen´s manager recommended him to us. We got some of John´s albums, spoke on the phone a couple of times and, finally, invited him over to Denmark to hang up with "the gang". After spending just a couple of hours with the guy I KNEW it was a perfect match - extremely nice guy, great voice and professional to the bone... And, by now, a really dear friend.
RockTimes: According to the Royal Hunt Website John and Marcus are part of the fixed line-up. The drumer place seems not to be fully occupied since Kenneth Olsen as well as Allan Sorensen are playing on Paper Blood. Is there any planned for the future?
André:Kenneth IS a part of the band by now (we´re a bit slow with the web-site) *g*.
RockTimes: Looking at the Royal Hunt Discography let us see new releases in a periodic manner. Where are the inspirations coming from? I bet it is not quite easy.
André: Well, it goes up and down. I´d say that writing/recording "Paper Blood" was a pure joy - for a year I could concentrate on those songs without worrying about any kind of deadline... a bit unusual situation for me. Enthusiasm of the band was inspiring as well, stimulating me to try harder. We have successfully capture the very essence of that Royal Hunt concept - aggressive yet melodic, symphonic but in-your-face, accessible songs filled with elaborate musical details. Everybody shines on this record - drums are beyond belief, keyboards/guitars shredding all over the place, vocals are emotional, production is crystal clear... And the most important thing - the band is SO tight! And not on the musical level only - personal relations are great as well and you can hear it on the album clearly, because this band has never sounded so energetic before!
RockTimes: Power Metal, Melodic Metal, Prog Metal... what is your opinion abouto the so called stereotyped thinking especially in music ? And is it difficult for a band in your genre to keep a certain self-reliance?
André: I really, really don´t care. There´s good music and there´s bad music (for me, at least). I don´t care how it called - I mean, how will you call RH? We have all the abovementioned elements/styles... I´m seriously think that our complete disregard of any musical labels/trends etc. secured us the success we´re enjoying as a band.
RockTimes: What is more difficult: writing a ballad or a high-speed track?
André: Impossible to answer - both are hard and easy. Every single song´s so different - some takes weeks, some takes hours.
RockTimes: Do you write all the songs by your own or do you implement ideas from the band members?
André: I write all the songs by myself, but implement - whatever good stuff might come from the band - during recordings (and the guys DO come up with some amazing bits all the time, trust me. They all extremely talented).
RockTimes: Your works are a combination of classic and rock. Is this a matter of your fable for Mozart and Paganini?
André: Well, my background is classical (Mozart, Paganini, Albioni, Bach are favorites), but at the same time I´ve grew up with Deep Purple, Rush, Queen... Such a combination!
RockTimes: The Royal Hunt releases always were dominated by keyboards, let me say the keyboard was kind of a trademark.
When listening to Paper Blood I think that Marcus' guitar has more freedom. Am I right and do you see it the same?
André: You see, I never calculate those things. Whatever feels right - or whatever suits the song - gets into focus. I love the way Marcus "dressed" those songs - and guitar got pushed forward (not because there´s any shortage of the keyboard noodling, mind you *g*.
RockTimes: Is Paper Blood a concept album and if so can you give us a brief summary about the story and what you want to say with the title Paper Blood.
André: Paper Blood = money. We´re talking about commercializing of our lives on this song, and later on we realized that the title sounded strong enough for the album (and the song itself contained enough of those characteristic elements of this release to become a title track).
And as for that "concept or not" concern - well, it´s your classic Royal Hunt... Even if there´s no storyline going through the album, no musical "attachments" between the songs it´s still... shall I say "rather conceptual" in it´s own way... RH way *g*.
RockTimes: The cover looks kinda utopian. Who had the idea and what is the context between Cover and the name of the album or the lyrics?
André: It just underlines the title - machine makes money out of human (or another way around?).
Kind of bizarre looking, but nice in its own way.
RockTimes: You've produced the album by your own. How important is it for you to not hand over production control?
André: It´s not a question of importance - mostly convenience. Everybody feels comfortable with me behind the glass - so that's basically it...and the fact that I own a nice, comfortable studio makes the whole process easier.
RockTimes: What about your tour plans, can we hope to see you in Germany?
André: Sure, we´re starting the tour in the middle of September and yes, you can bet you´ll see us in Germany... keep an eye on our web site for the tour dates.
RockTimes: Anything you like to say to our readers?
André: I hope you´ll enjoy our new album - yes, it´s a very good one - and we hope to see you all on tour! (don't forget the whole family, we all will have a great time! *g*
RockTimes: We wish you furthermore much success for the current release Paper Blood as well as all follwing releases.
André: Thank you. Cheers!
We also like to thank Sandra from 'Undercover', who made this interview possible.


Interview mit André Andersen von Royal Hunt
Ilka Czernohorsky, 27.06.2005