The Royal Philharmonic Orchestra / Plays Fleetwood Mac's Rumours
Plays Fleedwood Mac's Rumours Spielzeit: 50:04
Medium: CD
Label: Cleopatra Records, 2013
Stil: Orchestral

Review vom 06.08.2013


Ulli Heiser
Zwei Giganten ganz unterschiedlicher Couleur, drehen sich einträchtig auf Polycarbonat und kratzen gewaltig an einem 'meiner Heiligtümer'. Der eine Gigant ist das Londoner Royal Philharmonic Orchestra. Die Briten nennen das 1946 von Sir Thomas Beecham gegründete Orchester auch das »britische Nationalorchester«. Die etwa fünfig Musiker haben sich zusammen mit den Gästen Peter Frampton und Sarah Jory einem zweiten Giganten gewidmet: Dem Fleetwood Mac-Klassiker Rumours.
Aufgenommen wurde das Werk in den berühmten Abbey Road Studios unter der musikalischen Leitung von Richard Cottle und Livine Andrade. Herausgekommen ist eine musikalische Offenbarung, denn diese gewaltige Phalanx klassischer Musiker allerhöchster Güte schafft es doch tatsächlich, eine meiner Inselplatten dermaßen gewaltig aus der Anlage zu jagen, dass ich fast von einer anderen Dimension sprechen möchte. Die Originalscheibe wird sicherlich für immer ein Inselkandiat bleiben, aber das RPO zeigt so richtig, was in den Originaltracks steckt.
Ich bin nun nicht der Experte für klassische Musik. Ich bin auch nicht ein Vielhörer klassischer Musik. Und vorliegende Interpretation ist auch nicht Klassik im Sinne von z. B. Sinfonien. Aber das Instrumentarium ist in weiten Teilen typisch klassisch und somit wissen die Klassik-Kenner, was da an Dynamik möglich ist. Wer schon einmal live eine Trompete, ein Horn oder eine Posaune (natürlich nicht durch Elektronik gejagt) gehört hat, wird wissen, dass man für gleichen Druck und Lautstärke, den Gitarrenamp schon aufdrehen muss. Dynamik in der Klassik wird aber vor allem dadurch erreicht, dass zwischen der leisesten und lautesten Passage eines Stückes ein 'weiter Weg' liegt. Einige Songs des Albums haben diesen 'weiten Weg' per Komposition in den Genen und wenn ich höre, dass das halbe Hundert Musiker diese Gene voll ausreizt, dann laufen mir Schauer den Rücken runter.
Wie ein brodelnder Vulkan walzt "Second Hand News" aus den Lautsprechern. Was ausgebildete Berufsmusiker drauf haben, zeigt das akustische Gitarrensolo von James Craydon. "Dreams" im Klassikgewand präsentiert zeigt, dass diese Nummer durchaus auch von einem alten Meister hätte stammen können. Überwiegend aber ist die Platte wohl eher als Orchestermusik zu bezeichnen, was natürlich am Ausgangsmaterial liegt. Gerade das an sich ruhige "Dreams" wird quasi zum Tsunami, wenn die geballte Atemluft der Bläser zum Angriff reitet.
Das Royal Philharmonic Orchestra ist bekannt, sich immer mal wieder Stücke aus Rock und Pop vorzunehmen. Eine Premiere ist es aber, ein Album komplett zu spielen. Und zwar von der Eingangs- bis zur Schlussnote. Was auch gerade läuft, es treibt den Hörer mit nach Vorne und zeigt immer wieder, wie klasse das Ausgangsmaterial ist. James Graydon, der zusammen mit Richard Cottle das Album produzierte meinte dazu: »Rumours was such an important album in terms of both songwriting and production«.
"The Cain" ist bereits in der Fleetwod Mac-Version das vertrackteste Stück der Platte und ich muss sagen, das RPO setzt das imposant um. "You Make Loving Fun" mutiert durch Sarah Jorys Pedal Steel-Einsatz zum mehr als flotten Country-'Rocker'. Gegen Ende explodiert die Pedal Steel quasi, duelliert sich mit den Streichern und alle Gäule gehen durch. Den zweiten Gastmusikereinsatz gibt es im letzten Song "Gold Dust Woman". Die Choreografie arbeitet gekonnt auf den Part von Peter Frampton hin, der natürlich ein gekonntes Solo hinlegt. Wieso man auf Gastgitarristen zurückgreift erschließt sich mir nicht ganz. Ich denke, dass die Gitarristen des Orchester dies auch hätten erledigen können.
Wie auch immer, diese orchestrale Darbietung eines der markantesten Pop/Rock-Alben der Siebziger ist saustark. Ich hätte Vorschläge für weitere Alben, die sich das Royal Philharmonic Orchestra vornehmen könnte.
Line-up:

First Violins:
Clio Gould (leader and solist), Tamas Andres, Clare Duckworth, Andrew Klee, Kay Chappell, Anthony Protheroe, Erik Chapman, Russell Gilbert, Jonathan Lee, Rosemary Wainwright
Second Violins:
Andrew Storey, Elen Haf Richards, Jennifer Christie, Charlotte Ansbergs, Stephen Payne, Charles Nolan, Guy Bebb, Stephen Kear
Violas:
Fiona Winning, Liz Varlow, Andrew Sippings, Esther Harling, Jonathan Hallett, Laura Holt, Clive Howard
Cellos:
David Cohen, Roberto Sorrentino, Niamh Molloy, William Heggart, Shinko Hanaoka, Rosie Banks
Double Basses
Anthony Alcock, David Broughton
Harp:
Hugh Webb
Flute & Piccolo Karen Jones
Flute & Alto Flute
Helen Keen
Oboe
John Anderson
Cor Anglais
Leila Ward
Clarinet & Bass Clarinett
Michael Whight
Bassoon
Rebecca Mertens
French Horns
Laurence Davies, Andrew Fletcher
Trumpets
Mike Allen, Adam Wright, Niall Keatley
Trombones
Matthew Gee, Andy Wood
Bass Trombone
Roger Argente
Percussion
Martin Owens

Special Guests
Peter Frampton (guitar - #11)
Sarah Jory (pedal steel guitar - #8)

The Hooligans (Orchestras Rhythm Section):
Ralph Salmins (drums)
Laurence Cottle (bass guitar)
James Graydon (guitar and guitar solo - #1)
James Nisbet (guitar)
Richard Cottle (piano - #1,4,6,8,9,11)
James Craydon (piano - #2,3,5,7,10)
Miles Bould (percussion - #11)

Conductors:
Richard Cottle (- #1,4,6-9,11)
Levine Andrade (- #1,3,5,10)
Tracklist
01:Second Hand News
02:Dreams
03:Never Going Back Again
04:Don't Stop
05:Go Your Own Way
06:Songbird
07:The Chain
08:You Make Loving Fun
09:I Don't Want To Know
10:Oh Daddy
11:Gold Dust Woman
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