Mal ganz davon abgesehen, dass es uns die Historie der Rockmusik schon unzählige Male gelehrt hat, hatte meine Wenigkeit ja auch bereits seit einigen Jahren die Befürchtung, dass eine Band wie Royal Southern Brotherhood mit (mindestens) drei Alphatieren in der Originalbesetzung wahrscheinlich nicht ewig zusammenbleiben würde. Und leider kam es dann auch so. Nach nur zwei Studio- und einer Liveplatte stiegen zuerst Mike Zito und nicht sehr viel später dann auch Devon Allman aus, um wieder bzw. nur noch ihren eigenen Projekten zu fröhnen.
Ersatz musste also her und nach reiflicher Überlegung entschieden sich die verbliebenen Cyril Neville, Charlie Wooton und Yonrico Scott, die beiden Gitarristen und Sänger Bart Walker und Tyrone Vaughan ins Boot zu holen. Die brandneue Scheibe wurde aufgrund der Besetzungswechsel also nicht nur mit Spannung, sondern auch einem gesunden Schuss Skepsis erwartet. Ein Blick auf die Innenseite des schön aufgemachten Digipak-Covers zeigt, dass sich von den beiden Neuen besonders Bart Walker verstärkt ins Songwriting einbrachte. An respektablen sechs der Tracks war er kompositorisch beteiligt, während Vaughan es auf immerhin zwei Nummern brachte. Bei lediglich eben so vielen Fremdkompositionen brachten sich ansonsten alle Bandmitglieder ein, wobei Cyril Neville den Löwenanteil für sich verbuchen konnte und sogar noch ein Stück aus der Zeit mit Devon Allman übrig war.
Die Tracks sind (bis auf wenige Ausflüge in ruhigere Gefilde) meist im Midtempo gehalten, dafür aber sehr druckvoll. Cyril Neville zeichnet sich desöfteren mit seinen souligen Vocals aus, Yonrico Scott ist der Groove und Charlie Wooton zaubert mit seinem raffinierten Bassspiel (man lasse sich nur mal "Penzi" auf der Zunge, äh, in den Ohren zergehen) immer wieder ein Lächeln auf die Lippen. Falls jemand bei einer Band wie dieser noch Anspieltipps benötigt, dann würde ich den starken Opener "I Wanna Be Free", den Titelsong, das sehr bluesige "Bayou Baby" oder das funkige, mit klasse Bläsern versehene "They Don't Make 'em Like You Anymore" empfehlen.
Insgesamt gesehen ist "Don't Look Back" die bisher rockigste Scheibe der Band, selbst wenn auch hier jede Menge Platz für bluesiges, rootsiges Allerlei gegeben ist. Bei einer Laufzeit von knapp siebzig Minuten hat sich das Quintett aber auch jede Menge Spielraum gelassen, um jedem einzelnen Musiker genügend Auslauf zu geben, um viele Ideen sowie Stilrichtungen (wenn manchmal auch nur in Ansätzen) in den Ring zu werfen. Übrigens war auch der Keyboarder und Cyrils Bruder Ivan Neville ( Keith Richards & The X-pensive Winos, The Neville Brothers) als Gastmusiker dabei, der sich sogar mit einer Co-Komposition ("Better Half") einbringen konnte.
Musikalisch ist sich die Royal Southern Brotherhood zu 100 % treu geblieben. Die Tracks sind klasse, man glaubt nach wie vor New Orleanser Luft riechen und die Schwüle der Swamps spüren zu können. Bart Walker und Tyrone Vaughan fügen sich nahtlos in den Sound ein, glänzen sowohl an ihren Instrumenten, als dass sie auch eine sehr gute (Walker) bis gute (Vaughan) Figur vor dem Gesangsmikro abgeben. Vermisst man Allman und Zito also? Ein bisschen vielleicht, was die Stimmen betrifft. Musikalisch wurden die beiden ebenbürtig ersetzt, daran besteht kein Zweifel. Ende Juli/Anfang August ist die Band für ein paar Konzerte in Deutschland, wo man sich dann auch von den Live-Qualitäten der neuen Besetzung ein Bild machen kann.
"Don't Look Back" (und der Name scheint hier Programm zu sein) ist ein sehr starker und überzeugender Neuanfang, der kaum Wünsche offen lässt.
Line-up:
Cyril Neville (percussion, vocals)
Bart Walker (guitars, mandolin, banjo, vocals)
Tyrone Vaughan (guitars, vocals)
Charlie Wooton (bass)
Yonrico Scott (drums & percussion)
With:
Jimmy Hall (saxophone, vocals)
Ivan Neville (Hammond B3, piano, clavinet)
Max Abrams (saxophone)
Paul Armstrong (trumpet)
Tracklist |
01:I Wanna Be Free
02:Reach My Goal
03:Don't Look Back
04:Hit Me Once
05:The Big Greasy
06:Hard Blues
07:Better Half
08:Penzi
09:It's Time For Love
10:Bayou Baby
11:Poor Boy
12:The Don't Make 'em Like You No More
13:Come Hell Or High Water
14:Anchor Me
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